0722 - Böser Zauber in Montmartre
Etage und verließ das Haus. Erst nach einer Weile drehte sie sich um.
Ihren Augen bot sich ein unheimliches und schauriges Bild. Innerhalb des Hauses wütete das Höllenfeuer. Sie sah es durch die Rechtecke der Fenster, wo sich die Flammen zuckend bewegten.
Aber das Haus wurde nicht zerstört. Es blieb ganz, nur in seinem Innern tobte die Hölle.
Dann rannte sie weg.
In der Eile vergaß sie sogar ihr Rad.
Was aber war dieser Gegenstand im Vergleich zu dem, was sie gewonnen hatte?
Ein Nichts, ein lächerliches Nichts. Es war genau das eingetreten, womit sie schon immer gespürt hatte. Ihr Lebensweg hatte eine neue Richtung genommen. Von nun an führte er in unbekannte Gebiete…
***
»So«, sagte Yannah und schaute Suko an. »Jetzt habe ich dir alles erzählt.«
Der Junge nickte. Er konnte es noch nicht fassen. Er blickte zu Boden, auf seine Schuhspitzen, er räusperte sich und sagte dann mit leiser Stimme: »Trotzdem bist du nicht glücklich, Yannah.«
»Das stimmt.«
»Warum?«
»Weil der Teufel nicht aufgegeben hat«, sagte sie mit einem bissigen und bösen Lachen. »Er hat es immer wieder versucht. Er verfolgte mich, er konnte mir aber nichts anhaben. Als er das einsah, da hat er das getan, für das ich ihn noch mehr hasse. Er holte sich die Unschuldigen. Er tötete Freunde von mir, er wollte mich mit einem Fluch belegen. Er wollte, dass kein Hund mehr einen Krumen Brot von mir annahm. Ich habe gelitten, als ich die Leichen mit den verbrannten Gesichtern sah. Im Gegensatz zu mir konnten sie dem Höllenfeuer nicht entgehen.«
»Was hast du getan?«
»Nichts«, sagte sie schnell und schaute gegen ihre zusammengepressten Hände. »Ich war einfach nicht in der Lage, etwas zu tun. Ich konnte sie nicht beschützen, aber ich konnte mit ihnen sprechen, und das habe ich auch getan.«
»Hast du ihnen alles erzählt?«
»Fast alles. Damit sie wussten, was auf sie zukommen würde, wenn sie bei mir blieben. Sie gingen nicht, sie waren eben Freunde, verstehst du? Sie wollten mir helfen.«
»Und starben.«
»Ja«, flüsterte sie. »Ja, sie starben. Als dies passierte, habe ich mich von ihnen getrennt. Ich habe ihnen erklärt, dass es keinen Sinn hat, wenn wir alles gemeinsam machen. Wir wollten nur mehr einen lockeren Zusammenhalt bilden. Sie gaben mir immer Bescheid, ich war über alles informiert.«
»Auch darüber, wenn sich jemand nach dir erkundigte, wie es bei meinem Freund John Sinclair geschah.«
»Natürlich.«
»Nur steht er nicht auf der Seite des Teufels.«
»Das konnten meine Freunde nicht wissen.«
»Stimmt. Es ist trotzdem nicht gut. Auch wenn sich ein völlig normaler und harmloser Mensch nach dir erkundigt, muss er wohl damit rechnen, von dir oder ihnen getötet zu werden.«
Sie stimmte nicht zu, stritt es auch nicht ab. Ihr Kopf sank nach vorn. »Es ist eben der Fluch dieses falschen Ruhmes, dieses Erbes, das ich übernommen habe. Ich kann nichts dagegen tun. Solange sich die Ringe in meinem Besitz befinden, wird es so bleiben. Aber mein Todfeind denkt sich immer neue Grausamkeiten und Tücken aus. Jetzt hat er dich, ein Kind, geschickt, um mich zu töten. Dann wäre er an die Ringe herangekommen.«
»Er kann sie doch nicht berühren.«
Yannah hob die Schultern. »Das ist so eine Sache. Wahrscheinlich kann er es doch oder einer seiner Freunde. Vielleicht reagieren die Ringe anders, wenn sie keinen Kontakt mehr zu ihrem Träger haben. Sie sind gefährlich, ich kann damit töten, ich habe damit getötet. Sie vernichten die Wesen des Teufels…«
Suko zeichnete mit der Fingerspitze seinen Hals nach, wo er von einem Ring eingeklemmt worden war. »Wie gefährlich sie sind, habe ich am eigenen Leibe erfahren.«
»Sei froh, dass du nicht zur anderen Seite gehörst, obwohl etwas von ihr in dir steckt.«
Bisher hatte Suko fast bewegungslos zugehört. Nach den letzten Worten aber war er zusammengeschreckt, als hätte man ihm einen Peitschenschlag versetzt.
»Was sagst du?«
Auch Yannah erschrak. So kannte sie Suko nicht. Sie hob abwehrend eine Hand. »Ja, es ist so. Ich kann auch nichts dafür. Aber in dir steckt etwas, das ich als eine gefährliche Kraft ansehen muss. Ich lüge dich nicht an, ich bin bewusst ehrlich.«
»Aber wieso?«
Suko war aufgesprungen. Er lief wie ein kleiner Tiger in diesem kalten Raum auf und ab.
»Es ist schwer zu sagen…«
Vor Yannah blieb er stehen. »Schwer zu sagen? Aber du weißt es, nicht wahr? Du hast dir Gedanken darüber gemacht.«
»Das habe
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