0722 - Eiswind der Zeit
sehr schätzen.
***
Nachdem der Spiegelwelt-Zamorra geflohen, Gryfs Verletzung ausgeheilt und die Zeitschau vorbei war, stellte sich die Frage, was Nicole, Gryf und Zamorra mit dem angebrochenen Abend anfangen wollten. Zurück nach Frankreich wollte keiner von ihnen. Alle rechneten damit, dass der Schwarzmagier bald zurückkommen würde.
»Machen wir einen Bummel durch die City«, schlug der Druide vor. »Da gibts bestimmt einige hübsche Mädchen zu…«
»Wir sollten einen Besuch bei unserem ehemaligen Freund Ombre machen«, schlug Zamorra ihn unterbrechend vor.
»Was willst du bei Yves Cascal?«, fragte seine Gefährtin. »Ich denke, damals habt ihr euch verkracht, als Tan Morano dich töten wollte und Ombre ihn nicht davon abgehalten hatte.« [4]
»Stimmt, Cascal sagte damals wörtlich: Du wirst dieses Wohnung ohne meine Erlaubnis nie wieder betreten. Aber wenn wir schön bitte sagen, dann…«
»Zamorra, du glaubst doch nicht im Ernst, dass uns Cascal helfen wird.«
»Vielleicht nicht freiwillig, vielleicht muss er, ob er will oder nicht…«
»Was soll das bedeuten?«, mischte sich Gryf in das Gespräch ein.
»Nun, er wohnt hier, und falls mein Doppelgänger zurückkommt, dann könnte er es vielleicht auf sein Amulett abgesehen haben.«
»Glaubst du?«
»Nün, sicher bin ich nicht, aber ich halte es für möglich. Wir brauchen also jemanden, der die Regenbogenblumen bewacht, damit wir unsere Gegner würdig empfangen können. Was ist, kommt ihr mit?«
Ohne eine Antwort abzuwarten drehte er sich um und ging auf das Treppenhaus zu, das zu Cascals Wohnung führte.
Nicole und Gryf sahen sich schulterzuckend an, dann folgten sie ihm.
***
Etwa 2 Stunden später:
»Was wollt ihr hier? Ich habe euch nicht hergebeten? Besonders dich nicht, Professor!«
Unfreundlich wurden Gryf, Nicole und Zamorra, die noch im Gang vor der Wohnungstür standen, von Cascal gemustert.
Sie hatten gerade das zweite Mal versucht, die Wohnung im Halbkeller zu betreten. Stunden vorher war niemand da gewesen, deshalb hatten sie es sich in dem düsteren Hinterhof einigermaßen bequem gemacht und versuchten nun erneut ihr Glück. Inzwischen war Cascal wohl von Vorne ins Haus gekommen, aber es sah nicht danach aus, dass ihm der Besuch in der Abendstunde recht wäre.
Der Schatten war knapp 40 Jahre alt und negroid. Er hatte schwarzes, halblanges Haar und dunkelgraue Augen, war 1,70 m groß, muskulös, drahtig.
Cascal besaß den 6. Stern von Myrrian-ey-Llyrana. Anfangs versuchte er alles, um das Amulett loszuwerden, aber jedes Mal kam es wie durch einen Fluch zu ihm zurück. Seit der Erzdämon Lucifuge Rofocale seinen contergangeschädigten und an den Rollstuhl gefesselten Bruder Maurice ermordet hatte, beschäftigte er sich allerdings intensiver damit.
Seit dieser Zeit war Cascal ein anderer. Nicht mehr der sympathische Überlebenskünstler, sondern ein eiskalter Rächer.
Feindselig musterte er die drei ungebetenen Besucher und machte immer noch keine Anstalten, sie hereinzubitten.
»Wir müssen mit dir reden, Yves«, begann Nicole mit eindringlichem Tonfall. »Es ist dringend.«
Cascal musterte sie immer noch, dann wandte er sich ab. Er wollte den dreien die Tür vor der Nase zuschlagen.
»Bitte, Ombre, glaubst du, wir würden dich belästigen, wenn es nicht lebensnotwendig wäre?«, redete Nicole weiter auf den Schwarzen ein.
»Ach, komisch, jedes Mal, wenn ihr hier auftaucht, dann ist es lebensnotwendig«, knurrte Cascal mit bitterem Unterton in der Stimme.
»Da hast du recht«, bestätigte Nicole nickend. »Aber du musst zugeben, dass es bisher auch immer gestimmt hat.«
Cascal atmete tief durch, er öffnete die halb geschlossene Tür jetzt vollständig, machte eine Kopfbewegung Richtung Wohnung und sagte resignierend: »Also gut, kommt rein. Hinauswerfen kann ich euch immer noch, wenn ihr mir zu lästig werdet.«
***
»Worauf wartest du?«, wollte Duval wissen. »Konzentriere dich endlich!«
»Vorsicht, meine Liebe«, warnte der Spiegelwelt-Zamorra. Er presste die Lippen zusammen. »Nicht unverschämt werden, sonst passiert etwas, das dir nicht gefallen dürfte.«
Er stand vor den Regenbogenblumen und überlegte, dabei hatte er die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
»Das ist es, wir kommen später an. Mitten in der Nacht«, erklärte er, als er Duvals fragenden Blick bemerkte.
»Wie meinst du das?«
»Wir wissen, das die Regenbogenblumen uns nicht nur von einem Ort zum anderen sondern auch in der Zeit
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