0722 - Eiswind der Zeit
Gefährten.
»Es reicht!«, brüllte Zamorra über die Flammenwände hinweg. »Das waren Unschuldige, die nur ihre Pflicht tun wollten… Was willst du noch?«
»Dich und die da!« Der Schwarzmagier wies auf Nicole. Gleichzeitig schickte er ihnen zwei magische Feuerpfeile entgegen, die an den Dhyarra-Schutzschilden zerbarsten.
Der Spiegelwelt-Zamorra taumelte, er blickte Duval ungläubig an. Sie begriff sofort.
»Kraftverlust«, flüsterte sie.
Er ging auf Judith Durham zu, die immer noch bewegungslos in der Hocke verharrte, und legte ihr eine Hand wie segnend auf den Kopf. Die Frau stand auf, sehr langsam, dabei lag seine Hand immer noch auf ihrem Kopf. Sie wurde noch bleicher, ihre Augen schienen aus den Höhlen treten zu wollen.
Sie gurgelte, fasste sich an den Hals, als ob sie keine Luft mehr bekäme und fiel der Länge nach auf den Boden.
Duval sah ihren Partner triumphierend an. »Jetzt zeigen wir’s ihnen« Sie lachte, da legte er ihr ebenfalls die Hand auf den Kopf. Sie spürte, wie Lebenskraft aus ihr floß, langsam aber unwiderstehlich.
Sie blickte ihn erstaunt an und war erschrocken darüber, wie wenig sie ihm im Kampf gegen ihre gemeinsamen Feinde wert war. Ihr Gesicht verfärbte sich, die Glieder fühlten sich an, als ob sie mit Bleigewichten behängt wären. Das Atmen fiel ihr schwer, Kreise tanzten vor ihren Augen…
Doch sie war widerstandsfähiger gegenüber dieser Art Magie als die Notärztin. Zum einen stand sie nicht unter der geistigen Beeinflussung des Schwarzmagiers, zum anderen hatte sie öfters mit derlei Dingen zu tun und besaß eine gewisse Affinität dazu.
Sie riss sich los und starrte ihren Partner ungläubig an.
»Dass du mir das antust…«, stammelte sie atemholend. Sie fror erbärmlich wegen des Energieverlustes und zitterte wie Espenlaub am ganzen Körper, während er sie in seiner penetrant überheblichen Art angrinste. Das Kräfteaussaugen von Durham und Duval hatte noch keine zehn Sekunden gedauert.
Dann kümmerte er sich nicht mehr um Duval und wandte sich wieder seinen Feinden zu, die es geschafft hatten, die vordere Flammenwand zu löschen.
***
Yves Cascal wollte gerade aus der Haustür gehen, als ihm eine grüne Gestalt begegnete, die 1,20 Meter hoch, genauso breit und unglaublich massig war. Dazu hatte diese Gestalt ein paar kleine Flügel auf dem Rücken.
»Fooly…«, flüsterte Yves ungläubig. »Hat Zamorra seine ganzen Kumpels aufgeboten?«
»Der Chef ist also hier«, freute sich der Jungdrache?
»Ich wollte gerade zu ihm«, bestätigte Ombre.
»Begleitest du mich?«, wollte Fooly wissen.
»Ich hatte sowieso nichts anderes vor«, sagte Cascal mit einem Gesichtsausdruck, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte.
Gemeinsam gingen sie ein paar Meter die menschenleere Straße entlang, dann sagte Fooly: »Halte dich an meinem Rücken fest!«
»Was soll ich?«, fragte Cascal entgeistert.
»An meinem Rücken festhalten«, wiederholte Fooly geduldig. »Oder rede ich Kisuaheli?«
Schulterzuckend tat Cascal das Gewünschte. Gleich darauf fühlte er sich in die Höhe gehoben.
»Hey, wir fliegen!«, stieß er erstaunt hervor, als sie Sekunden später etwa fünf Meter über dem Boden dahin glitten.
»Das hoffe ich doch. Ich bin ein Drache, wir können so was«, antwortete der Jungdrache und zeigte mit einer Hand nach rechts unten. »Halte dich gut fest, damit du nicht stürzt, Schatten. Da vorne ist etwas los.«
»Eine Flammenwand und eine blaue Windhose!«, stieß Cascal hervor. »Die Leute aus der Spiegelwelt.«
Gleich darauf landeten sie. Bei einer anderen Gelegenheit hätte Yves sicher darüber gelacht, denn es gab ein zu komisches Bild, wie ein fettleibiger Drache mit einem zitternden Mann auf seinem Rücken landete. Doch diese Situation hatte für Cascal nichts Lächerliches an sich.
Er stieg vom Rücken des Drachen und zuckte zusammen, als er etliche Meter weiter entfernt die blutverschmierten Skelette der beiden Polizisten sah.
»Was sind das für Bestien?«, flüsterte er erschüttert. Er stand da wie unter Schock. »Wer macht so etwas? Die haben doch nichts menschliches mehr an sich…«
Gryf ap Llandrysgryf trat auf ihn zu. Er hatte mit Neill Aspin einen zeitlosen Sprung durchgeführt und den lethargischen jungen Mann bei den Polizeiwagen abgesetzt. Für den Augenblick schien er ihm dort am sichersten zu sein. Den Hypnoblock konnte man später noch beseitigen.
»Dein Amulett, Yves«, forderte er.
»Was willst du?«, fragte Cascal verwirrt
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