0722 - Eiswind der Zeit
ihn zwei weitere Sprünge und etliche Sekunden Zeit gekostet hatte.
»Ich habs nicht gesehen«, antwortete Nicole. »Er muss sich unsichtbar gemacht haben.«
»Der ist bestimmt unterwegs zu den Regenbogenblumen«, vermutete Ombre. »Der will mit unserem Zamorra zusammen verschwinden.«
»Das müssen wir verhindern«, jammerte Fooly. »Mademoiselle Nicole, deine Doppelgängerin ist Richtung Cascals Wohnung abgehauen. Und dieser Schurke von Chef-Ersatz will auch dahin.«
»Woher weißt du das«, fragte Nicole nach. Sie war wahnsinnig aufgeregt, denn sie kannte die sadistische Ader ihrer Spiegelwelt-Doubles.
»Drachenblick«, antwortete Fooly ernsthaft. Nicole nickte.
Die Flammenwände hatten inzwischen den ersten Einsatzwagen erreicht. Sie züngelten an ihm empor, wenige Sekunden darauf explodierte er. Fooly flog zu den Flammenwänden und versuchte, sie auf dieselbe Art und Weise zu löschen wie das Drachenfeuer auf dem Gemälde.
Für ihn war es nur ein Versuch, er glaubte nicht daran, dass er Erfolg haben könnte, aber er wollte nichts unversucht lassen. Das Unerwartete geschah, die Flammen erloschen.
Gleichzeitig wurde der Eiswind, der im Hintergrund rotierte, durchsichtig. Leises Rauschen und Stöhnen war zu vernehmen, als er verwehte. Gerade so, als würde es sich um ein Lebewesen handeln, das unter starken Schmerzen litt.
»Schaut nur, dieser Todbringer ist weg«, sagte Fooly, der diese Tatsache nicht glauben wollte.
Gryf kümmerte sich um die beiden Polizisten. Hal Jordan und Mike Ruiz standen noch unter Schock, doch körperlich waren sie in Ordnung.
Dann trat er zu Judith Durham und Neill Aspin. Bei beiden ging der Puls noch, trotzdem machte der Silbermond-Druide ein betretenes Gesicht, telepathisch waren sie tot!
»Als ob der ihre Gedanken und alles Geistige oder Seelische aufgesogen hätte«, murmelte Nicole, mit einem Kratzen im Hals. »Sie sind wie lebende Tote.«
»Wir kümmern uns nachher um die beiden«, knurrte Gryf, der seinen Zorn kaum bezähmen konnte. »Zamorra ist wichtiger.«
Im Hintergrund hörte er Polizeisirenen. Auch kamen jetzt die ersten Neugierigen heran, die sich während des magischen Kampfes klugerweise zurückgehalten hatten. Bevor jemand zu nahe kommen konnte, nahm er Nicole und Ombre an die Hand und sprang.
***
Keiner konnte den Mann sehen, der mit seiner menschlichen Last quer auf dem Rücken so schnell er konnte die Straße entlanghastete. Denn dieser Mann hatte sich für die Augen etwaiger Beobachter unsichtbar gemacht.
Er hatte allen Grund dazu, denn die Verfolger waren ihm schon auf der Spur. Das Überraschungsmoment war zweifellos auf seiner Seite gewesen, seine Gegner mußten sich zuerst darum kümmern, dass sie selbst überlebten. Seine Schätzung war auch richtig, dass sie sich sowohl um die beiden Polizisten als auch um die zwei Menschen kümmerten, denen er die geistige und körperliche Energie entzogen hatte, um sich selbst zu stärken.
Trotzdem hielt er nicht an, obwohl die Last auf seinem Rücken genauso schwer war wie er selbst, bei über 1,85 Meter Körpergröße wog Professor Zamorra über 80 Kilo. Der Parapsychologe stöhnte leise, er würde bald erwachen.
Der Schwarzmagier holte tief Atem, sein Herz hämmerte wie wahnsinnig.
»Weiter!«, trieb er sich selbst an. »Schlappmachen kann ich später!«
Er wusste nicht, wie lange die Wirkung des »Zaubertranks« und die aufgesogenen Energien der drei Menschen anhielt. Darum versuchte er, so schnell wie möglich zu den Regenbogenblumen zu gelangen.
»Zum Glück ist kaum einer auf der Straße«, knurrte er. An der Stelle, an welcher der Polizeiwagen explodiert war, hatte sich mittlerweile eine Menge Gaffer versammelt. Alle Neugierigen aus der näheren Umgebung hatten sich inzwischen dort eingefunden. Das schien der Grund dafür zu sein, dass er auf dem Weg bis zu Cascals Wohnung nur wenigen Leuten begegnet war.
Er blieb stehen, ihn schmerzte jeder Knochen im Leib.
Noch fünfzig Meter, dachte er. Gleich bin ich bei den Regenbogenblu…
»Überraschung«, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund. Der Spiegelwelt-Zamorra drehte sich schwerfällig mit seiner Last um und sah Gryf, Nicole und Yves in die Gesichter.
»Hallo Drecksack«, begrüßte ihn Llandrysgryf. »Lange nicht gesehen.«
Der Schwarzmagier überlegte blitzschnell, wo er sich hinwenden sollte. Die drei verteilten sich, damit er sich nicht auf alle gleichzeitig konzentrieren konnte.
Der Tritt von Ombre gegen das Schienbein kam so schnell,
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