0723 - Der Teufels-Autor
hatte.
»Das geht nicht gegen Sie persönlich, Mr. Sinclair«, erklärte er, nachdem Bill mich als seinen Freund vorgestellt hatte. »Aber ich sehe nun mal lieber Damen als Herren.«
»Das ist verständlich.«
»Trotzdem, herzlich willkommen!«
Händeschütteln. Nicht nur sein Hemd und der Anzug waren dunkel - das Hemd schimmerte violett, und den Kragen zierte eine dunkelrote Fliege. Auch sein Haar war dunkel, allerdings mit einigen grauen Strähnen. Die Ohren lagen frei, dafür fiel sein Haar tief in den Nacken und drehte sich dort zu einer Außenwelle. Um sein linkes Handgelenk baumelte eine Goldkette. Die Nase stach gerade aus dem Gesicht hervor, und er trug das, was angeblich seit einigen Monaten out war, wenn man den Magazinen glaubte - einen 3-Tage-Bart.
»Nun, dann amüsieren Sie sich mal, wir sehen uns bestimmt später noch zu einem kleinen Plausch.«
»Danke. Damion, das werden wir tun.«
Bill klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, dann ging er weiter. Ich blieb an seiner Seite.
»Das war aber keine große Sympathie«, sagte er.
»Wie meinst du das?«
»Zwischen euch beiden.«
»Muss es das denn sein?«
Wir blieben am seitlichen Aufgang der Treppe stehen und lehnten uns dagegen.
»Weißt du, John, wenn es ein anderer gesagt hätte, dann hätte ich das hingenommen. Bei dir aber bin ich skeptisch.«
Ich grinste nur.
»Weißt du auch, weshalb?«
»Nein.«
»Weil es da Dinge gibt, von denen du nicht loskommst. Muss ich deutlicher werden?«
»Ein wenig schon.«
»Gut.« Er tippte gegen meine Brust. »Dann frage ich dich, was dir an ihm nicht gefällt.«
»Kaum etwas.«
»Hör auf, ich habe den Blick deiner Augen gesehen.«
»Seiner auch?«
»Ja.«
»Dann wirst du auch bemerkt haben, dass wir uns gegenseitig nicht sonderlich sympathisch sind.«
»Schön, akzeptiert. Und woran liegt es bei dir?«
Ich holte tief Luft und blies sie wieder aus. »Das ist nicht einfach zu sagen, Bill. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieser Mann nicht derjenige ist, für den er sich ausgibt.«
»Aha. Und wie kommt das?«
»Keine Ahnung.«
»Genauer, Alter!«
Ich wiegte den Kopf. »Die Atmosphäre hier ist ungewöhnlich. Nicht so locker, wie ich annahm.«
Mein Freund schüttelte verwundert den Kopf. »Sorry, aber davon spüre ich nichts.«
»Kann ich mir denken. Du trägst ja auch kein Kreuz!«
Wäre es möglich gewesen, wäre Bill einen Schritt zurückgegangen. Aber da war der Aufbau der Treppe, und so blieb er stehen, schnaufte durch die Nase und gab ein Geräusch von sich, das mich an das Grunzen eines Tieres erinnerte. »Sag nur, dass sich…«
»Nein, nein, nicht so, wie du meinst. Ich hatte mehr das Gefühl.«
»Bei Dark?« Er wollte es jetzt genau wissen.
»Schon beim Eintritt. Sagen wir, dass es an einem unguten Gefühl lag. Ich merkte etwas auf meiner Brust, da bin ich ehrlich. Es kam mir vor, als stünden die Gäste hier unter einer bestimmten Kontrolle.«
»Wer sollte denn…?«
»Das ist die Frage, Bill. Damion Dark schreibt Horror-Thriller, wenn ich mich nicht irre.«
»Stimmt. Aber mehr eine Mischung aus Grusel, Horror und Thriller. Sehr kompakt, sehr spannend, sehr dicht.«
»Sein bekanntestes Werk heißt ›In mir die Hölle‹, wenn ich mich nicht irre?«
»Du hast gut aufgepasst. Nimmst du das wörtlich?«
Bill krauste die Stirn. »Von nun an werde ich dir nicht trauen. Ich kenne dich, John. Du hast eigentlich nie daneben getippt. Jetzt bin ich gespannt, wie der Abend verlaufen wird.«
»Ich auch.«
Bill wurde von anderer Stelle aus zugewinkt. »Da muss ich hin«, sagte er. »Kontakte sind wichtig. Kommst du?«
»Nein, ich bleibe hier.«
»Gut.« Er nickte und zwinkerte mir zu. »Bis später dann. Aber keine Dummheiten, Alter.«
»Ich doch nicht.«
Mein Freund verschwand mit einem Lachen.
Ich hatte das Glas geleert, holte mir ein neues, denn der Weißwein war ausgezeichnet.
Als ich den ersten Schluck genommen hatte, sah ich die Frau, die sich näher schob. Sie hielt eine nicht qualmende Zigarette in der Hand und drehte sie zwischen den Fingern. Wahrscheinlich war sie auf der Suche nach Feuer oder wollte auf diese Art und Weise anbandeln. Sie trug ein enges schwarzes Kleid. Ihr Outfit passte zu dieser Fete. Unter dem Hals zeigte das Kleid einen spitzen, dreieckigen Ausschnitt. Die Brüste schoben sich von der Seite her der Öffnung entgegen. Ihre Haut war sehr weiß, im Gegensatz zum pechschwarzen Haar, in das sie eine Perlenkette geflochten hatte, deren einzelne
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