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0724 - Der Stasi-Vampir

0724 - Der Stasi-Vampir

Titel: 0724 - Der Stasi-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschlafen, doch nach dem Aufwachen war die Erinnerung sofort wieder gekommen. Er hatte sich im Spiegel betrachtet und festgestellt, daß er in den letzten Stunden um Jahre gealtert war. Jetzt sah er aus wie fünfzig. Sein blondes Haar schien grau geworden zu sein, die blauen Augen hatten einen trüben Blick bekommen, und seine Haut zeigte ebenfalls eine ungesunde Blässe.
    Stoßflug würde die Begegnung mit seiner verschwundenen Frau niemals vergessen, und wieder kam er sich vor wie damals, als er mit demselben Rad in dasselbe Polizeirevier gefahren war, um dort seine Meldung abzugeben.
    Würden sie ihm diesmal glauben?
    Kaum, denn in den Köpfen der Menschen hatte sich nicht viel verändert. Wohl aber in der Stadt Dresden selbst. Da wurde sehr viel gebaut. Da standen die Gerüste an den Häusern, da wurden die Straßen aufgerissen, damit sie neue Teerdecken bekamen. Man riß die alten Gleise der Straßenbahnen raus, um neue zu legen. Der Schutt alter Kriegsruinen wurde weggeschafft, damit man freie Plätze für neue Häuser schuf.
    Es ging voran.
    Das alles kannte der Radfahrer, darüber dachte er an diesem Morgen nicht nach. Ihn quälten andere Probleme.
    Er blickte auch immer wieder in den grauen Himmel, ob sich nicht dort etwas bewegte, ihn plötzlich angriff, um ihm spitze Zähne in den Hals zu hacken.
    Es blieb alles normal.
    Die Polizeistation lag in einer Straße, die schon ausgebessert worden war. Der Weg führte etwas bergauf, Stoßflug mußte sich in die Pedalen stemmen und hörte das Metall des Rads ächzen wie ein Bannerträger, der bald unter seiner Last zusammenbrach.
    Das Wort Polizei leuchtete ihm in weißer Schrift auf blauem Grund entgegen, aber große Hoffnungen erweckte es bei Helmut Stoßflug nicht. Er hielt an und ärgerte sich darüber, daß er zu sehr außer Atem war. Man war eben nicht mehr der Jüngste.
    Ein alter, hellblauer Trabant rollte vorbei. Ausgerechnet durch eine große Pfütze. Das lehmige Wasser spritzte zur Seite des Radfahrers hin.
    Wütend schimpfte Stoßflug hinter dem Autofahrer her. Der hätte auch ausweichen können.
    Helmut Stoßflug betrat den Gehsteig. Das Rad lehnte er gegen die Wand des alten Ziegelsteinbaus, in dem die Räume der Polizei untergebracht waren. Man hatte sie in den letzten Wochen erweitert.
    Was neu hinzugekommen war, wußte Stoßflug nicht. Er betrat die kleine Station seit Jahren wieder zum erstenmal.
    Ein flaues Gefühl hatte sich schon in seine Magengrube geschoben, als er die Stufen hochschritt. Es kribbelte zudem auf seinem Rücken, ein Zeichen der Nervosität.
    Die Tür war noch immer die alte. Dick, fest und doch mit Spuren einiger Pflastersteine versehen, die idiotische Neo-Nazis bei ihren nächtlichen Streifzügen gegen das Gebäude geschleudert hatten.
    Er schaute sich noch einmal um.
    Vor dem Bau parkte der grünweiße Wagen der Polizisten. Es war ein Ford, und er stammte aus dem Westen.
    In den Bau selbst hatte er nicht hineinschauen können. Die Scheiben waren in der unteren Hälfte mit gelblichweißer Farbe bestrichen. Er mußte schellen, jemand fragte ihn nach seinem Namen. Die Stille drang aus den Rillen eines in der Wand eingelassenen Lautsprechers.
    Dann wurde aufgedrückt.
    Helmut Stoßflug betrat einen muffigen Flur mit einer Wartebank und bekritzelten Wänden. Um in das Büro zu gelangen, mußte er sich nach links wenden.
    Die alte Barriere war noch da. Dahinter standen auch die alten Schreibtische, aber die Computer hatte es vor einigen Monaten noch nicht geben.
    Drei Schreibtische, drei Beamte. Eine Tür führte zu den neuen Räumen. Sie war aber geschlossen.
    Helmut Stoßflug wurde blaß, als er den dicken Beamten sah, den er auch vor zehn Jahren schon erlebt hatte. Der Mann war natürlich älter geworden, das Haar wuchs nur mehr spärlich, der Bauch war noch dicker geworden, das Gesicht noch runder.
    Und er stand auf. Ein Grinsen klebte in seinem Gesicht. Wahrscheinlich hatte er sich wieder erinnert.
    Die beiden Männer schauten sich an. Vor der Wende hätte Helmut Stoßflug noch weggesehen, diesmal hielt er den Blicken stand und sagte sogar, wobei er über seinen eigenen Mut noch erschrak.
    »Sie… Sie sind ja noch immer da.«
    »Klar doch. Ich werde erst in fünf Jahren pensioniert. Wie schön, daß man sich wiedersieht, Herr Stoßflug.« Sein Gesicht wurde frech. »Suchen Sie noch immer nach Ihrer Frau?«
    »Ja.«
    »Wie schade. Das ist inzwischen verjährt.«
    Helmut schüttelte den Kopf. »Ist es nicht. Wegen meiner Frau

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