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0724 - Der Stasi-Vampir

0724 - Der Stasi-Vampir

Titel: 0724 - Der Stasi-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stolperte.
    Ich sah ihn fallen. Es war für mich ein wunderbares Bild, wie er noch versuchte, auf den Beinen zu bleiben, es aber nicht schaffte und dann mit beiden Armen rudernd zu Boden ging.
    Bevor sich dieser Blutsauger noch auf die Füße stemmen konnte, hatte ich ihn erreicht.
    Er blieb liegen, ich blieb stehen. Mein Atem pumpte schwer, die Waffe hielt ich schräg nach unten gerichtet. Die Mündung zeigte auf das dunkle Etwas vor mir.
    Er rührte sich nicht. Der Mantel lag wie ein Zelt über seiner Gestalt. Natürlich war ich mißtrauisch.
    Ich hatte den Eindruck, wieder reingelegt zu werden.
    Der dünne Sprühregen wirbelte gegen mein Gesicht. Er hatte sich wie ein Vorhang über alles gelegt, auch über den Blutsauger, der sich noch immer nicht rührte.
    Ich stieß ihn an.
    Erst als ich den Schuh wieder zurückzog, reagierte die Gestalt. Da bewegte sich der Mantel, er warf Falten, aber sonst geschah nichts. Der Blutsauger dachte nicht daran, aufzustehen.
    Etwas stimmte nicht.
    Ich kannte mich mit Vampiren aus. Oft genug hatte ich gegen sie kämpfen müssen. Es war mir auch gelungen, zahlreiche von ihnen zu stellen, doch so etwas wie in diesem Fall war mir noch nicht untergekommen. Das gab es nicht, daß sich ein Vampir einfach aufgab. Es mußte irgendein Trick dahinterstecken.
    Ich trat noch einmal zu.
    Der Körper bewegte sich zwar, allerdings nur durch meinen Tritt. Der Blutsauger jedenfalls traf keinerlei Anstalten, sich zu erheben. Er blieb liegen.
    Mir schossen einige Möglichkeiten durch den Kopf. Ich dachte daran, daß er möglicherweise in eine tödliche Falle geraten war. Daß in seiner Brust ein hochstehendes Stück Eisen steckte, in das er hineingefallen war. So etwas kam vor, und diese unwahrscheinlichen Zufälle gab es nicht nur im Film.
    Ich spielte mit dem Gedanken, den Körper mit meinem Kreuz zu berühren, als ich zuvor noch einen letzten Versuch unternahm. Diesmal trat ich ihn nicht. Es gelang mir, den Fuß unter seinen Körper zu klemmen und ihn herumzuwuchten. Bei dieser schweren Gestalt mußte ich einiges an Kraft aufwenden. Schwerfällig nur rollte er auf den Rücken, beobachtet von der Mündung meiner Beretta, die gegen ihn zeigte.
    Er lag starr, er griff mich nicht an, und sein Gesicht sah aus, als bestünde die Haut aus alter Pelle.
    Sie war zusammengezogen und von einer braungrauen Farbe. Seine Augen sahen aus wie stumpfe Spiegelflächen, die Nase saß schief, als hätte sie beim Aufprall noch einen Schlag abbekommen.
    Wieso?
    Es war mir hier zu dunkel. Ich schaltete meine kleine Lampe an und leuchtete von seinem Gesicht abwärts.
    Der Blutsauger hatte den rechten Arm angewinkelt und seine Hand wie einen schweren Stein auf die Brust gelegt. Das wiederum wunderte mich, denn für diese sehr ungewöhnliche Geste mußte es einen Grund geben.
    Ich hatte mich bereits innerlich entspannt. Ein Gefühl sagte mir, daß von dieser Gestalt keine Gefahr drohte. Deshalb bückte ich mich ihm entgegen, umfaßte das Handgelenk und zerrte die Klaue selbst mit einer langsamen Bewegung zur Seite.
    Deutlich spürte ich den Widerstand. Irgend etwas hakte dort fest. Ich wußte nicht, was es war.
    Dann lag die Brust frei.
    Mein Atem stockte. Was ich hier sah, hatte ich bei einem Vampir noch nie erlebt.
    Dieser Untote hatte sich gerichtet!
    In seiner Brust, genau in Höhe des Herzens steckte eine lange Nadel. Sie schaute zwar hervor, war aber gleichzeitig tief in seinen Körper eingedrungen, hatte damit auch das Herz erwischt und seinem untoten Dasein ein Ende bereitet.
    Aus, vorbei…
    Ich stand unbeweglich auf dem Fleck, spürte den Regen nicht mehr, und durch meinen Kopf schossen zahlreiche Gedanken. Es war mir noch immer unverständlich, was ich hier sah. Warum brachte sich ein Vampir selbst um? Weshalb griff er zum Selbstmord?
    In der Kehle spürte ich einen Geschmack nach Galle. Es war wohl die Ahnung, die mir sagte, daß ich hier einem Phänomen gegenüberstand, das mich noch lange beschäftigen würde.
    Selbstmord bei einem Vampir. Das war völlig neu, daß hatte es wohl noch nie gegeben.
    Ich schaute mir die Nadel genauer an, als ich neben dem vernichteten Blutsauger kniete. Sie bestand aus einem hell glänzenden Metall. Silber war es nicht. Ich ging von Edelstahl aus. Der Blutsauger mußte gewußt haben, daß er gegen mich und meine Waffe keine Chance hatte. Anstatt zu fliehen, hatte er zum Radikalmittel gegriffen.
    Er hatte damit auf eine weitere Existenz verzichtet, auf das zahlreiche Blut, daß er

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