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0724 - Der Stasi-Vampir

0724 - Der Stasi-Vampir

Titel: 0724 - Der Stasi-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie uns reingelegt haben.«
    Hätte Stoßflug gekonnt, wäre er zurückgewichen. So aber schüttelte er nur den Kopf. »Das kann ich nicht glauben. Das ist… verdammt noch mal, was denken Sie von mir?«
    »Was ich denke, spielt keine Rolle.« Kleist blieb ganz ruhig. »Es geht mir einzig und allein um die Fakten. Es kommt dabei auf den Fall an, Herr Stoßflug. Alles Persönliche muß ich als ermittelnder Beamter aus dem Spiel lassen.«
    Helmut hatte sich wieder beruhigt und nickte. »Wenn Sie das so sehen, haben Sie sicherlich recht.«
    »Das glaube ich auch.« Kleist schaute auf seine Uhr. »War sonst noch etwas?«
    »Nein, ich habe alles gesagt.« Auch Stoßflug erhob sich.
    Die beiden Männer reichten sich die Hände. »Ihre Adresse haben wir ja, dann sehen wir weiter.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Bitte, wir sind für den Bürger da. Auch wenn es manchmal nicht so scheint.«
    »Wie bei Heinrich, nicht?«
    »Der sitzt noch seine Jahre hier ab. Was soll's? Lassen Sie ihn doch, Herr Stoßflug.«
    »Ein sehr teures Gnadenbrot«, sagte Helmut, grüßte und verließ das Polizeigebäude.
    Draußen atmete er tief durch - und hätte sich beinahe verschluckt, als er Heinrich neben seinem Fahrrad stehen sah. Der Mann drohte ihm mit dem Finger. »Glauben Sie nur nicht, daß Sie gewonnen haben, Meister. Wir reden noch.«
    »Wann?«
    »Das bestimme ich.«
    Stoßflug nahm sein Rad. »Abwarten«, sagte er nur. »Sie kennen doch das Sprichwort, Herr Heinrich. Wer zuletzt lacht, der lacht am besten. Das hat selbst der Sozialismus nicht austreiben können.« Damit stieg er in den Sattel und fuhr davon.
    »Ich bin es, der zuletzt lacht!« brüllte Heinrich ihm noch nach, aber Helmut Stoßflug ließ sich nicht beirren. Er hob den rechten Arm und streckte aus der Faust den Mittelfinger in die Höhe.
    Genau das hielt er von Heinrich.
    ***
    Verdammt, ein Vampir!
    Ich leistete Erich Meier insgeheim Abbitte, denn bisher hatte ich seinen Ausführungen nicht so recht geglaubt.
    Irgendwo wollte ich es nicht so richtig packen, diesen Blutsauger hier in London zu sehen. Die Szene kam mir vor, als wäre sie einfach in die Wirklichkeit hineingestellt worden, ohne direkt einen Bezug zu ihr zu besitzen.
    Die Fratze des Blutsaugers war naß, aber auch gleichzeitig bleich. Ich wußte nicht, ob die weit geöffneten Augen Überraschung zeigten, mir war auch nicht bekannt, ob er den starren Mann noch gebissen hatte, denn an seinen Zähnen schimmerte kein Blut. Ich wußte nur, daß ich ihn nicht entkommen lassen durfte.
    Er war gekleidet wie ein Mensch. Die graue Kleidung hatte sich in ihrer Farbe dem Wetter angepaßt. Er war nicht mehr ein Schatten innerhalb dieses düsteren Tages.
    Ich hatte die Waffe.
    Ich brauchte nur abzudrücken, um ihn mit der geweihten Silberkugel das Gesicht zu zerschmettern.
    Ganz einfach, kaum der Rede wert. Dennoch zögerte ich, behielt aber den Finger am Abzug.
    Für mich war etwas anderes wichtig. Ich wollte wissen, woher er kam, wer hinter ihm steckte, was dieser geheimnisvolle Schwarze noch vorhatte.
    Deshalb mußte ich ihn bannen.
    Er aber wollte nicht.
    Meine Überlegungen waren mir in wenigen Sekunden blitzartig durch den Kopf geschossen. In dieser Zeit hatte sich auch der Blutsauger nicht gerührt, aber auch er ahnte wohl, daß ihm hier jemand gegenüberstand, der stärker war.
    Er versuchte alles.
    Angetrieben durch seinen raubtierhaften Instinkt bewegte er sich ruckartig zur Seite. Dabei wirbelte etwas auf mich zu, das ich zunächst nicht erkannte.
    Ich erschrak.
    Der Hut des Toten traf mich wie ein nasser Lappen. Er war wuchtig geschleudert worden. Wie ein nasser Lappen klatschte er gegen mein Gesicht. Diese winzige Zeitspanne nutzte der Untote aus und huschte zur Seite. Er war nicht nur schnell, sondern auch raffiniert. In einer Zickzacklinie rannte er davon.
    Dabei verringerten sich bei mir die Chancen, ihn mit einem schnellen Schuß zu treffen.
    Er rannte durch die Pfützen. Das Wasser spritzte hoch, wenn er mit seinen Füßen hineintrampelte.
    Ich kannte sein Ziel nicht, wichtig war, daß er mir nicht entwischte.
    Ich nahm die Verfolgung auf.
    Wer von uns gewinnen würde, stand auf der Kippe. Die Kraft eines Untoten war ungeheuer, er brauchte sich nicht zu erholen, er konnte bis in alle Ewigkeit weiterkämpfen, aber er mußte auch mit den Tücken des Lebens zurechtkommen.
    Das waren hier die alten Gleise.
    In der Dunkelheit kaum zu sehen. Vielleicht wie dünne helle Arme, die auf dem Boden lagen.
    Der Blutsauger

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