0726 - Halias Höllenreiter
materialisierte sich plötzlich aus dem Nichts eine andere Gestalt.
Diese war ebenfalls mit einem Schwert bewaffnet und saß auf einem Pferderücken.
Und doch unterschied sie sich von den Knochenmännern.
Es war eine wunderschöne, orientalisch aussehende Frau in einem durchsichtigen Tänzerinnen-Gewand. Dazu passte ihre Hiebwaffe, ein gebogenes Breitschwert.
Das Pferd, auf dem sie hockte, war nicht skelettiert. Es wirkte eher wie ein normales Reittier. Abgesehen davon, dass ein solches nicht in der Luft schweben konnte.
Offenbar war die Orientalin die Anführerin der Knochenkavallerie.
Sie stieß ihr Schwert hoch in die Luft.
Das Angriffssignal!
Die Höllenreiter galoppierten durch die Nachtluft direkt auf René Vincent zu!
Verzweifelt wehrte sich der Türsteher seiner Haut. Die Gäste und seine Assistenten waren längst geflohen. Die Tür zur Disco hatten sie von innen verrammelt.
War es Absicht, dass sie ihn ausgesperrt hatten? Oder war er in der Panik einfach vergessen worden?
Vincent wusste es nicht. Und er würde auch keine Gelegenheit mehr haben, darüber nachzudenken.
Einer der Knochenmänner kam direkt auf den Türsteher zu. Der Unheimliche holte mit dem Schwert aus.
Mit einem instinktiven Abwehrstoß knallte Vincent seinen Elektroschocker gegen das Skelett.
Die Wirkung war erstaunlich.
Das Knochengestell begann zu zucken, als würde es einen grotesken Tanz aufführen. Die Bewegungen waren so heftig, dass der Tote ein paar Knochen verlor. Außerdem klirrte sein Schwert zu Boden.
Der Erfolg seiner verzweifelten Abwehr ließ René Vincent erneut Hoffnung schöpfen. Waren diese Horrorgestalten am Ende doch nicht unbesiegbar?
Aber bevor er seine Zuversicht richtig genießen konnte, war die Orientalin herangeprescht.
Der Türsteher kam nicht mehr dazu, seinen Elektroschocker gegen sie einzusetzen.
Die verführerische Schönheit im Pferdesattel ging mit eiskalter Brutalität vor.
Ein einziger Hieb ihres Breitschwertes genügte. René Vincent nahm die Bewegung kaum wahr.
Es war der letzte Eindruck in seinem 23-jährigen Leben.
Die Dämonin schlug ihm den Kopf ab.
Als der Schädel zu Boden fiel, stieß Halia ein wildes Triumphgeheul aus!
***
Polizeipräsidium, Paris, Frankreich
Es war weit nach Mitternacht.
Chefinspektor Alfonse Courtois legte den Telefonhörer auf, nachdem er noch einmal mit dem Krankenhaus gesprochen hatte.
»Unser einziger lebender Augenzeuge ist der Butler. Aber er ist immer noch nicht vernehmungsfähig. Und Jane Westley ebenfalls nicht. Sie ist nicht ansprechbar, seit sie vom Tod ihres Freundes Antoine Rampart erfahren hat.«
Zamorra nickte düster. Er und Nicole Duval saßen auf den Besucherstühlen des Chefinspektors. Der thronte hinter seinem kleinen Schreibtisch in dem nicht minder winzigen Büro und rauchte die Luft blau.
Asha Devi hatte sich unter einem Vorwand verabschiedet und ihre Hoteladresse zurückgelassen. Im Grunde waren alle erleichtert, dass sie verschwand. Die indische Polizistin konnte ziemlich anstrengend sein.
»Wir wissen also nicht, in welcher Gestalt diese Dämonin auftritt«, stellte Nicole noch einmal fest.
»So ist es, Mademoiselle Duval. Und selbst wenn wir es wüssten - welche Anweisungen soll ich meinen Beamten geben? Wie soll man eine Dämonin verhaften? Wie sollen meine Männer Vorgehen gegen ein - ein Wesen, das zu solchen Bluttaten fähig ist?«
»Ich fürchte, mit normalen Waffen wird dieser Halia nicht beizukommen sein«, betonte Zamorra. »Aber das haben Sie sich gewiss schon gedacht, Chefinspektor.«
»Allerdings.« Der Blick des Polizisten blieb an Zamorras Amulett hängen. »Das dort ist Ihre Waffe, nicht wahr?«
Der Dämonenjäger machte eine unbestimmte Handbewegung. »Ja und nein. Das Amulett ist einer von verschiedenen Gegenständen, die mir als Waffe dienen. Aber Merlins Stern ist noch viel mehr. Das Kleinod besitzt viele Fähigkeiten, von denen ich etliche noch überhaupt nicht kenne. Und das, obwohl es sich schon viele Jahre in meinem Besitz befindet.«
Der Pariser Chefinspektor stieß eine Wolke Tabaksqualm aus.
»So etwas ist für mich schwer zu begreifen. Aber ich akzeptiere es. Allmählich wird mir klar, weshalb Pierre Robin mit so viel Respekt von Ihnen redet.«
»Tut er das?«
Courtois nickte.
»Ich werde mich daran erinnern, wenn er wieder einmal sauer auf uns ist«, meinte Zamorra. Aber dann kam er auf das Hauptthema zurück. »Chefinspektor, Sie und Ihre Leute werden nicht viel unternehmen können. Am
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