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0726 - Halias Höllenreiter

0726 - Halias Höllenreiter

Titel: 0726 - Halias Höllenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Altar hockte allerdings noch ein klappriger weißer Hippie auf dem Boden. Er war nur mit einem Hüfttuch bekleidet. Haar und Bart waren so verfilzt, als ob er sie seit Jahren nicht gewaschen hatte. Was wahrscheinlich auch zutraf.
    Asha Devi machte mit dem Kinn eine herrische Bewegung Richtung Tür.
    »Verschwinde! Ich muss Kali allein anrufen!«
    Langsam wandte der Hippie sich ihr zu.
    »Und wenn ich nicht will?«
    »Dann wirst du es bereuen, mir jemals über den Weg gelaufen zu sein!«
    Ein Blick in die blitzenden dunklen Augen der Polizistin überzeugte den Hippie davon, sich besser nicht mit ihr anzulegen.
    Der Langhaarige und die ältere Frau trollten sich. Sie konnten die Tür gar nicht schnell genug von außen schließen.
    Ein siegessicheres Grinsen stahl sich auf Asha Devis schöne Lippen. Doch dann begann sie unverzüglich damit, weswegen sie überhaupt in diesen Hinterhof-Kali-Tempel gekommen war.
    Die Beschwörung der Zerstörerin…
    Die Polizistin kniete vor dem Altar. Sie sprach geheime Formeln, die ihr seit langer Zeit bekannt waren. Seit sehr langer Zeit. Seit damals, als…
    Wieder musste sie sich mit, Gewalt dazu zwingen, sich nicht von ihrer Vergangenheit einholen zu lassen.
    Und plötzlich spürte Asha Devi ganz deutlich, dass ihre Beschwörung Früchte getragen hatte.
    Das Standbild der Kali war jetzt mit Leben beseelt. Mit göttlichem, aber brandgefährlichem Leben…
    »Asha Devi!« Eine weibliche Stimme, so scharf wie ein Ghazi-Messer [6] und so tödlich wie Vipern-Gift, dröhnte durch den Tempelraum.
    Die Lippen der Kalistatue bewegten sich nicht. Und auch ihre lange blutige Zunge, die bis auf die üppigen Brüste hinunterhing, regte sich nicht.
    Trotzdem war der Polizistin klar, dass dieses mächtige Organ nur zu der Zerstörerin gehören konnte.
    Und es wunderte sie auch nicht, dass Kali sie kannte. Alle indischen Götter kannten Asha Devi.
    »Asha Devi!«, wiederholte die grausame Göttin. Sie legte einen ironischen Unterton in ihre Stimme. »Die furchtlose Kämpferin gegen die Dämonenwelt…«
    Die Polizistin ging nicht auf den Hohn und Spott ein. »Du weißt, warum ich dich angerufen habe, große Kali.«
    »Ich weiß es, Asha Devi. Trotzdem möchte ich es aus deinem Mund hören.«
    »Halia!«
    Die Polizistin schleuderte der dunklen Göttin den Namen entgegen wie einen Fluch.
    Doch Kali gab sich unbeeindruckt. »Was soll mit ihr sein?«
    »Das frage, ich dich! Aus irgendeinem Grund wurde der Bannfluch, den du über sie verhängt hast, gelöst! Und nun dreht diese Dämonin hier in Paris durch und massakriert die Menschen!«
    »Na und?«, erwiderte Kali gefühllos. »Warum sollte mir das missfallen? Ich bin schließlich die Göttin der Zerstörung, oder nicht?«
    »Natürlich gefällt dir Blut und Schmerz, große Kali«, erwiderte Asha Devi mit einem verächtlichen Ton in der Stimme. »Aber selbst du als Herrscherin über den Tod musst dich den ewigen Gesetzen des Universums unterwerfen.«
    »Kann schon sein. Aber was heißt das?«
    »Das bedeutet«, erklärte die Polizistin, »dass auch die grausame Halia ihrerseits vernichtet werden wird. Und ich wette, dass es durch meine Hand geschehen wird. Es ist mein Karma, Halias Bosheit zu zerstören.«
    Die dunkle Göttin lachte dröhnend.
    »Du bist schlau, Asha Devi. Du bist wirklich sehr klug. Aber du irrst dich. Du allein kannst Halia nicht besiegen.«
    »Das werden wir ja sehen!«
    »Wirklich nicht«, bekräftigte Kali. »Halia wird dich in der Luft zerreißen, Asha Devi. Du wirst elend krepieren. Dein Vater wird heiße Tränen um dich weinen…«
    »Lass meinen Vater aus dem Spiel!«, brüllte die Polizistin.
    Aber das tat Kali natürlich nicht. Die Göttin der Zerstörung genoss es, Asha Devi zu quälen.
    »Dein Vater, einer der mächtigsten Männer seines Landes! Er liebt seine Tochter sehr, Asha Devi. So ist es doch, nicht wahr? Kaum jemand würde das für dich tun, was dein Vater für dich getan hat…«
    Asha Devis Augen brannten. Sie wollte Kali nicht den Triumph gönnen, sie weinen zu sehen.
    Die Polizistin riss sich zusammen, wie sie sich ihr Leben lang zusammengerissen hatte.
    Trotzdem hatte sie einen großen Kloß im Hals, als sie nun wieder das Wort ergriff.
    »Wie gesagt, ich werde Halia besiegen. Ich bitte dich nur darum, mich zu ihr zu führen. Verrate mir, wo sich diese dreckige Schwarzblüterin verkrochen hat!«
    »Du bist wirklich tapfer, Asha Devi«, sagte Kali mit widerwilligem Respekt. »Der Schmerz zerreißt deine Seele,

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