0726 - Halias Höllenreiter
besten ist es, wenn Nicole und ich die Dämonin zum Kampf stellen und unschädlich machen. Wir haben einfach die nötige Erfahrung im Umgang mit solchen Kreaturen. Wenn Ihre Beamten gegen Halia kämpfen, setzen sie nur sinnlos ihr Leben aufs Spiel.«
Alfonse Courtois stimmte dem Dämonenjäger zu. »Trotzdem habe ich veranlasst, dass alle Ereignisse im Großraum Paris, die irgendwie unerklärlich oder seltsam erscheinen, mir unmittelbar gemeldet werden. So kommen wir dieser Halia vielleicht auf die Spur.«
»Eine gute Idee«, bestätigte Zamorra. »Ich selbst werde mit einer magischen Beschwörung die Spur der Dämonin aufnehmen.«
»Wenn bis dahin nicht eine gewisse indische Polizistin diese Halia frisch gemacht hat, Chef.«
Nicole kniff ein Auge zu und verzog den Mund, als ob sie in eine Zitrone gebissen hätte.
Zamorra und Courtois schauten sie an.
»Meinst du, dass die Devi auf dem Solotrip ist, Nicole?«
»Seht ihr das nicht so? Habt ihr etwa geglaubt, dass sie jetzt in ihrem Hotel an der Matratze horcht? Ich wette, sie weiß ganz genau, wo sich diese Halia verkrochen haben könnte.«
Nicole wollte noch mehr sagen. Doch in diesem Moment klingelte das Telefon auf Courtois' Schreibtisch.
Der Chefinspektor griff zum Hörer.
Zamorra und Nicole bekamen nur mit, dass am anderen Ende der Leitung jemand besonders schnell sprach. Auf dem Gesicht des Kriminalbeamten zeichnete sich Ungläubigkeit ab. Und auch Entsetzen…
»Wir kommen sofort!«, bellte Courtois und legte auf.
Die beiden Dämonenjäger schauten ihn erwartungsvoll an.
»Das war ein Kollege von der Nachtstreife. Es hat soeben einen Überfall auf eine Diskothek am Boulevard Voltaire gegeben. Mehrere Tote. Einer von ihnen geköpft, wenn ich alles richtig verstanden habe. Allerdings konnte er sich vorher mit einem Elektroschocker zur Wehr setzen. Aber dann hat die Übermacht ihn besiegt.«
»Ein Überfall? Durch wen?«, hakte Zamorra nach.
Der Kriminalbeamte verzog unwillig den Mund. »Offenbar durch bewaffnete Skelettreiter. Jedenfalls sagen das die Augenzeugen. Es klingt wahnsinnig, aber dieser Fall ist wohl mit normalen Maßstäben nicht zu messen. - Und angeführt wurden diese Knochenkrieger von einer schönen Reiterin in orientalischer Kleidung.«
Zamorra zog die Augenbrauen zusammen. Die Sache gefiel ihm immer weniger.
»Wenn diese Reiterin Halia ist - und dafür spricht einiges - dann hat sie es sehr schnell geschafft, sich Verbündete zu holen. Aber das mit dem Elektroschocker ist aufschlussreich. Wenn die schwarzmagische Energie der Knochenmänner nicht zu stark ist, kann man ihnen offenbar mit Elektroschockern schaden. Jedenfalls sind diese Dinger leichter zu besorgen als weißmagische Waffen. Wir müssen unbedingt…«
Der Dämonenjäger konnte den Satz nicht mehr beenden.
Denn in diesem Augenblick löste er sich buchstäblich in Luft auf!
Rue des Cascades, Paris, Frankreich
Asha Devi hatte nur zum Teil gelogen.
Sie hatte sich wirklich in ihr Hotel begeben. Aber nur, um eine kurze Internet-Recherche zu machen. Die Polizistin reiste stets mit Notebook und Modem.
Die Inderin hatte nur eine Viertelstunde benötigt. Dann hatte sie die Adresse herausgefunden, die sie gesucht hatte.
Den Kalitempel von Paris!
Asha Devi stiefelte durch eine ziemlich heruntergekommene Gegend. Die Häuser schienen schon bei der Grundsteinlegung vor über hundert Jahren baufällig gewesen zu sein. Und seitdem hatte sich daran nicht viel geändert.
Die Rue des Cascades befand sich im tiefsten Belleville. Einem Arbeiterviertel von Paris, in dem heutzutage hauptsächlich Einwanderer lebten.
Die Hautfarbe der Menschen wies die verschiedensten Braun- und Schwarztöne auf. Zwischen ihnen erregte die Polizistin mit ihrem haselnussfarbenen Teint kein Aufsehen.
Viele Leute waren um diese späte Stunde ohnehin nicht mehr unterwegs. Belleville galt als unsicheres Pflaster. Aber Asha Devi fürchtete sich nicht.
Erstens verließ sie sich auf ihre Kampferfahrung bei der Riot Police. Und zweitens hatte sie den Hotelportier gebeten, ihr einen Ballermann zu besorgen. Ihr internationaler Polizeiwaffenschein galt natürlich auch in Frankreich.
Nun hatte die Inderin eine geladene Pistole der österreichischen Marke Glock in ihrer Umhängetasche.
Die Straße erinnerte an eine wilde Müllhalde. Die hölzernen Fensterläden der Häuser waren zersplittert, die Steinstufen ausgetreten, in den Hauseingängen stank es nach Urin.
Viel besser als in einem indischen Slum sieht
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