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0726 - Halias Höllenreiter

0726 - Halias Höllenreiter

Titel: 0726 - Halias Höllenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Mensch in die Stadt des Eisenturms trägt!«
    Kalis Hohngelächter begleitete die Dämonin in der Statue, während sie aus der Sphäre der Todesgöttin geschleudert wurde und in der Menschenwelt landete…
    ***
    Ashoka-Säule, Neu Delhi, Indien
    Jane Westley legte ihre Fingerkuppen auf das Monument.
    Langsam glitten ihre Hände über die Oberfläche, ertasteten die Erhebungen, die Reliefs.
    Die Ashoka-Säule war zu Ehren des Kaisers Ashoka errichtet worden, der vor langer Zeit für die Verbreitung des Buddhismus in ganz Indien gesorgt hatte.
    Jane Westley nahm sich viel Zeit, um das steinerne Standbild abzutasten. So entstand in ihrer Fantasie ein Bild des mächtigen Monuments.
    Sehen konnte sie es nicht, denn Jane Westley war blind.
    Nach einer Weile ließ sie zufrieden die Hände sinken. Jetzt konnte Jane sich die Ashoka-Säule sehr gut vorstellen.
    »Hast du genug getastet, Darling?«
    Die blonde Engländerin drehte ihren Kopf in die Richtung, aus der Antoine Ramparts Stimme erklungen war.
    Ihr Gehör funktionierte ausgezeichnet. Das war auch nötig. Besonders auf diesem belebten Platz inmitten der indischen Hauptstadt. Die Umgebung war erfüllt mit den unterschiedlichsten Geräuschen.
    Das Hupen und Bremsenquietschen des chaotischen Verkehrs. Die Lockrufe der Straßenhändler. Das Jammern der verstümmelten Bettler am Straßenrand. Das Klicken der Kameras, mit denen Touristen aus aller Welt die Ashoka-Säule ablichteten.
    Aus diesem Lärm filterte Janes Gehör die Stimme des Mannes, den sie liebte.
    Antoine Rampart stand direkt neben seiner Freundin, die im Alter von zweiundzwanzig Jahren durch eine tückische Erbkrankheit erblindet war.
    »Ich bin durstig, Antoine. Siehst du irgendwo ein Café, wo wir etwas trinken können?«
    »Ja, gute Idee.«
    Der Franzose hakte seine Freundin unter. Jane führte mit ihrer anderen Hand den weißen Blindenstock.
    Rampart wandte sich nach Süden, in Richtung Sadar Bazar. Er hatte einen hervorragenden Orientierungssinn. Obwohl er zum ersten Mal in seinem Leben in Delhi war, fand er sich gut zurecht.
    Jane Westley lächelte. Antoine Rampart schob sich mit der freien Hand seine schweißfeuchten dunklen Locken aus der Stirn. Er freute sich darüber, dass seine Freundin so glücklich war.
    Zuerst hatte er Bedenken gehabt. Rampart bezweifelte, ob Jane diese Indienreise wirklich würde genießen können.
    Das riesige asiatische Land bot dem Auge farbenprächtige Panoramen und grelle Gegensätze. Man konnte sich jahrtausendealte Bauwerke und exotische Landschaften anschauen. Aber man sah auch die knallharten Gegensätze: Mit Handys bewaffnete indische Schlipsträger eilten durch die Straßen, während nackte Bettler in der Gosse lagen.
    All das konnte man natürlich nur erkennen, wenn man gesunde Augen hatte.
    Doch sofort bei der Ankunft auf dem International Airport hatte Rampart bemerkt, dass seine Bedenken unnötig gewesen waren.
    Jane Westley verliebte sich spontan in Indien.
    Sie erschnupperte und ertastete sich diese fremde Welt.
    In den belebten Straßen von Altdelhi roch Jane, wenn ein Mango-Verkäufer mit seiner duftenden Ware nahte. Die Ausdünstungen einer Gerberei fand sie weniger angenehm.
    Die junge Engländerin bemerkte den sauren Geruch von Tamarinde, der ihr in die Nase stieg. Aus einer Garküche schwadete das unverkennbare Aroma von Madras Curry. Räucherstäbchen, süßliche Parfüms, tote Ratten, Wagenschmiere, Kohlenfeuer - diese und tausend andere Aromen formten das Indienbild in Janes Bewusstsein.
    Rampart führte seine Freundin in ein belebtes Teehaus. Ein Kellner in weißem Hemd und dunkler Hose brachte den Tee, der nach Landessitte mit viel Milch und Zucker aufgekocht worden war.
    Der Franzose legte die Hand seiner Freundin an ihre Tasse.
    Jane drehte ihren Kopf in seine Richtung und schenkte ihm ein Lächeln.
    »Danke, Antoine. - Dieses Land ist einfach überwältigend. Ich kann kaum glauben, dass wir schon zwei Wochen herumgereist sind.«
    »Ja, um Indien wirklich kennen zu lernen, reicht ein Menschenleben wohl kaum aus.«
    »Es ist seltsam«, sagte Jane nachdenklich. »Obwohl ich noch nie zuvor hier gewesen bin, kommt mir alles so vertraut vor.«
    »In diesem Teehaus?«
    Die Engländerin lachte.
    »Nein, Antoine. Ich spreche von Indien selbst. Es ist, als würde ich dieses Land von früher her kennen.«
    »Vielleicht tust du das ja auch.«
    Rampart zuckte mit den Schultern, obwohl seine Freundin das ja nicht sehen konnte. »Die Hindus und Buddhisten glauben

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