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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich zu drehen, so daß sie beinahe wirkte wie ein großes Auge.
    Es gelang mir einfach nicht mehr, mich auf den Beinen zu halten. Ich kniete plötzlich auf dem Steinboden wie jemand, der einen Götzen anbetet.
    Der Hüter aber ging weiter.
    Er schritt lächelnd und leise vor sich hinsummend seinem eigenen Elend entgegen.
    Für mich war es furchtbar, dies mit ansehen zu müssen, aber er ließ sich nicht aufhalten. Nicht durch Rufe, nicht durch Bitten, er ging weiter.
    Und er tauchte ein.
    Das rechte Bein hob er zuerst. Der untere Rand des Ofens war ziemlich niedrig. Er duckte sich noch, stemmte sich leichtfüßig ab. Ich hörte sein Lachen und dann seinen Ruf: »Ich komme, um mich reinigen zu lassen. Bitte, nehmt mich auf!«
    Dann betrat er die Flammenhölle!
    ***
    Ich kniete jetzt nicht mehr. Obwohl es mir ziemlich schlecht ging und mein Magen sich hoch in die Kehle drücken wollte, war die Spannung des anderen Vorgangs so groß, daß ich von den ziehenden Schmerzen nichts mitbekam. Es war für mich nicht zu begreifen, aber mich fragte auch niemand.
    Er ging hinein.
    Die Flammen umwaberten ihn. Sie hätten ihn jetzt packen und verbrennen müssen. Aufzischend hätte er zu Asche zerfallen sollen, wäre alles mit rechten Dingen zugegangen.
    Die hier waren keine normalen Flammen. Sie gehorchten dämonischen Kräften, es war auch kein Höllenfeuer, wie ich es kannte, es teilte, vernichtete und reinigte.
    In den folgenden Sekunden bewies mir das Krematorium der Angst, zu was es fähig war.
    Noch hatte mir der Hüter den Rücken zugedreht. Die einzelnen Abstände der Roste lagen so weit auseinander, daß er bequem stehenbleiben konnte, ohne mit dem Kopf eines der Gitter zu berühren.
    Er wandte sich um.
    Ich sah ihn so, wie ich ihn kannte. Nichts an ihm war verbrannt oder verkohlt, die Flammen hatten ihn einfach verschont. Was sicherlich nicht Sinn der Sache war und sich ändern würde.
    Und er machte zudem einen glücklichen Eindruck. Etwas völlig anderes mußte in ihn hineingefahren sein und ihn unter Kontrolle gebracht haben.
    Es war für mich weder sicht-, fühl- noch nachvollziehbar. So wie er reagierten Abhängige eines Gurus, der ihnen das Paradies für immer versprach. Und er war nichts anderes als ein Diener. Nur diente er keinem Guru, sondern einem Wesen, das den Namen Feuer trug.
    Es umschmeichelte ihn, es mußte ihm gute Gedanken bringen. Ich hatte ihn noch nie so lächeln sehen. Beinahe schon strahlte er etwas hervor, selbst in seinen Augen lag ein schon überirdischer Glanz. Dieser Mann genoß die Flammen.
    Bis zu dem Augenblick, als sich sein Gesicht verzog. Es begann bei den Mundwinkeln, als sie in die Breite glitten. Er sah aus wie ein grinsender Clown, und in seinen Pupillen entdeckte ich den funkelnden Widerschein des Feuers.
    Grinste er nur, oder sorgten die Flammen dafür, daß aus seinem Gesicht diese Grimasse wurde?
    Himmel, jetzt sah ich es genauer.
    Bei ihm löste sich die Haut ab.
    Sie war weich geworden, weggeschmolzen, sie begann zu tropfen, löste sich nicht allein von seinem Gesicht, auch der Körper schmolz dahin, ohne allerdings Feuer zu fangen.
    Es rann aus seiner Kleidung hervor. Der Schleim war nicht mehr aufzuhalten, er zuckte über die Roste des Gitters, verdampfte, aber sein Körper blieb noch.
    Nicht einmal als Skelett, denn die Knochen unter der Haut lösten sich ebenfalls auf.
    Wenn ich einen Vergleich ziehen sollte, dann war aus ihm ein abstraktes Gemälde geworden. Dieser vergehende Körper besaß überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem echten.
    Furchtbar…
    Mir war die Kehle eng und trocken geworden. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Der Hüter sah aus, als würde er hinter Glas stehen. Er war noch da, für mich sichtbar, aber er war es trotzdem nicht.
    Verrückt, paradox, dennoch erklärbar, denn ich sah nicht ihn, sondern seinen Geist.
    Wie schon vor kurzem, als der Geist der Jill Cooper über dem Schornstein geschwebt hatte.
    Ein plötzliches Brausen, schon vergleichbar mit einem Sturmwind, riß mich aus meinen Gedanken.
    Er zerrte an der Gestalt, er riß sie vom Rost weg, und vor meinen Augen schwebte sie in die Höhe.
    Ich stand da und staunte!
    Mein Mund wollte sich einfach nicht schließen. Dieses Bild prägte sich gewaltig ein. Ich empfand es wie eine Lehre für die nächste Zukunft und dafür, was alles möglich sein konnte, wenn dämonische Kräfte mit im Spiel waren.
    Wahnsinn…
    Ich schluckte den Speichel. Er war fast so trocken wie Sand. Vor mir stand der Geist

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