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0727 - Jagd nach dem Leben

0727 - Jagd nach dem Leben

Titel: 0727 - Jagd nach dem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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»Wehe, du hast Zahnpasta ins Waschbecken gekleckert oder eine Hundertschaft Haare darin hinterlassen - ich bringe dich um, gaaaanz langsam und grausig.«
    »He, ich leide nicht unter Haarausfall, und ich habe sogar den Toilettendeckel wieder runter geklappt«, versicherte Zamorra. »Macht voran, bevor das Frühstück verschimmelt.«
    Eine Viertelstunde später erschienen die beiden Damen, jede mit Jeans und Bluse bekleidet.
    April legte das Amulett auf den Tisch.
    »Ich weiß nicht, was Nicole damit gemacht hat, aber es hat geholfen«, sagte sie. »Ich habe zum ersten Mal seit Wochen wieder einigermaßen gut schlafen können. Warum habt ihr mich bloß geweckt?«
    »Trink erst mal deinen Rum«, verlangte Zamorra.
    April musterte ihre Teetasse misstrauisch. »Alkohol am Morgen bringt Kummer und Sorgen.«
    »Monsieur geruhten einen Scherz zu machen«, sagte Nicole. »Den Rum mit Tee - äh, Tee mit Rum habe natürlich ich. Was du da in deiner Tasse siehst, ist der Kaffee.«
    »Ist aber verflixt durchsichtig.«
    »Englischer Kaffee eben«, behauptete Zamorra. »Ich habe nach einem englischen Originalrezept dem heißen Wasser eine Kaffeebohne von weitem gezeigt…«
    »Wenn ihr Franzosen doch endlich mal eure Vorurteile ablegen könntet«, seufzte April.
    »Keine Vorurteile. Erfahrungen. Engländer können keinen vernünftigen Kaffee kochen, kein vernünftiges Bier brauen, kein vernünftiges Essen zu Stande bringen…«
    »Dad hätte dich doch die Treppe runterschmeißen sollen«, sagte sie.
    »Vielleicht hole ich das nach - sobald Nicole mich mit deiner bescheidenen Hilfe von diesem Verjüngungsfluch befreit hat.«
    »Wenn du Zamorra auch nur ein Haar krümmst, hast du von mir keine Hilfe zu erwarten«, drohte Nicole stirnrunzelnd. »Den brauche ich noch!«
    »Klar, ihr Froschfresser haltet alle zusammen. Vive la france!«
    »Und God shave the Queen«, spöttelte Zamorra prompt.
    Bevor April ihm das Frühstücksmesser ins Auge werfen konnte, mahnte Nicole: »Können wir uns vielleicht darauf einigen, dass wir uns auf neutralem Gebiet befinden? Franzosen und Engländerin in Italien?«
    April seufzte. Sie beäugte misstrauisch den Inhalt ihrer Tasse, schnupperte daran und stellte fest, dass es sich tatsächlich »nur« um Tee handelte. »Die Milch fehlt«, rügte sie.
    »Ich werde unverzüglich William anrufen, damit er eine Kuh hierher einfliegen lässt«, sagte Zamorra.
    »Kühe können nicht fliegen! Und -denk an die Treppe«, warnte April düster.
    »Wie? Schmeißt du das arme Tier auch da runter? Die Kuh kann doch nix dafür…«
    Entschlossen beugte April sich vor und tauschte ihre und seine Tasse gegeneinander aus. Sie nippte an dem noch heißen Kaffee und hätte sich beinahe verschluckt.
    »Der lässt ja Tote im Raketenstart aus dem Sarg springen!«, keuchte sie. »Himmel, sowas kannst du trinken?«
    »Texanisches Rezept«, grinste Zamorra. »Schmeiß ein Hufeisen drauf - es geht nicht unter.«
    April gab ihm die Tasse zurück.
    »Die Gülle kannst du selber saufen. Lieber verdurste ich. Wer euch als Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Zamorra, ab sofort hast du absolutes Küchenverbot!«
    Er lehnte sich zurück und rieb sich grinsend die Hände. »Geschafft!«
    Später, nach dem Frühstück, griff Nicole nach dem Amulett, das nach wie vor auf dem Tisch lag. »Ich habe selbst nicht so ganz daran geglaubt, dass es funktioniert«, sagte sie. »Aber ich konnte den Albtraum irgendwie blockieren oder umleiten.«
    »Wohin?«, fragte Zamorra. »Wie?«, fragte April.
    »Weiß ich beides nicht so genau«, gestand Nicole. »Ich habe nur versucht, ihn zu blockieren und fernzuhalten.«
    »Woher stammt er? Aus April, oder wird er tatsächlich von außen herangetragen?«
    »Nein, er kommt wohl von innen. Es ist ein Ereignis, das…«
    »An das ich nicht erinnert werden will, sonst tauchen die Bilder auch im Wachzustand vor mir auf. Ich versuche sie zu verdrängen. Wie wärs, wenn ihr das alles ohne mich besprecht?« April erhob sich und verließ das Esszimmer.
    »Ups«, machte Zamorra.
    »Ich kanns ihr nachfühlen«, sagte Nicole. »Ich bin von diesen Bildern nur gestreift worden, aber ich möchte sie auch nicht sehen müssen. Ich glaube, es hat wirklich etwas mit Cayman Jones zu tun. Er muss bei der Auseinandersetzung etwas auf April übertragen haben, das immer noch nachwirkt. Den Fluch und auch den Traum. Wie April sagte, ist es immer wieder derselbe Traum. Keine großen Abweichungen, stets die gleichen Bilder. Details

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