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0728 - Angst in den Alpen

0728 - Angst in den Alpen

Titel: 0728 - Angst in den Alpen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gestalt nicht, die ihn nach außen zog, stieß Lechner aber an, so daß er zusammenschreckte und den Kopf hob.
    »Was ist denn?«
    »Es geht los!«
    »Kommen die… kommen die Zwerge?«
    »So scheint es.«
    »Wo?«
    »An der Tür.«
    Lechner schaute hin, sagte nichts, war unheimlich gespannt und hielt den Atem an.
    Auch ich rührte mich nicht vom Fleck. Die Luft im Fahrerhaus war stickig und verbraucht. Sie legte sich schwer auf meine Lungen, da half es auch nichts, daß ich an meiner Seite die Scheibe zur Hälfte heruntergekurbelt hatte.
    Die Tür ließ ich nicht aus den Augen.
    Sie war mittlerweile so weit geöffnet worden, daß ein schulterbreiter Spalt entstanden war, durch den auch ein normal gewachsener Mensch paßte.
    Aber wer sich da durchschob, war nicht normal groß. Man konnte ihn als winzig bezeichnen, als sehr klein, eben als Zwerg.
    Wie ein Schattenriß malte er sich auf der Schwelle ab. Hätte er eine Zipfelmütze getragen, wäre das Bild perfekt gewesen. Doch er kam ohne diese Bedeckung, und sein Kopf sah so aus wie eine oben abgeflachte Kugel.
    Er wartete.
    Sein großer Schädel bewegte sich. Er war vorsichtig, er sondierte die Lage, er schaute nach rechts und nach links, er suchte nach Feinden, und ich hatte mich so tief gebückt wie nur eben möglich.
    Soeben noch konnte ich über den Rand hinwegschauen. Mich von der Tür her zu entdecken, war so gut wie unmöglich.
    Der Zwerg wartete noch immer. Himmel, war diese kleine Gestalt mißtrauisch.
    Neben mir hatte sich Lechner aufgerichtet, aber auch er war sehr vorsichtig. Ich hörte ihn atmen. Er stand unter Druck, war erregt, wollte etwas sagen, doch schon nach dem ersten geflüsterten Wort hörte er mein Zischen und war still.
    Wieder verstrich Zeit, ohne das sich der Zwerg rührte. Bis er seinen rechten Arm hob und nach hinten winkte.
    »Das ist wohl ein Zeichen«, wisperte der Bürgermeister.
    Durch mein Nicken stimmte ich ihm zu.
    An der Tür entstand Bewegung. Diesmal nicht nur von einem Zwerg ausgelöst, denn er hatte die Tür weit aufgezogen, um für seine Artgenossen entsprechend Raum zu schaffen.
    Und sie kamen.
    Zuerst waren es nur zwei, dann drei Zwerge, schließlich zählten wir noch einen vierten.
    Die Lage war ernst, ich mußte trotzdem lächeln, weil ich in diesem Augenblick an das Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen dachte. Hier aber fehlten noch drei, dann wäre alles perfekt gewesen. Obwohl sie nicht wissen konnten, daß wir auf sie lauerten, bewegten sie sich vorsichtig hintereinander durch das große Haus auf einen bestimmten Platz zu. Es traf alles so ein, wie ich es mir vorgestellt und auch erhofft hatte.
    Sie wollten die Leiche!
    Deshalb entfernten sie sich auch aus unserer Nähe. Sie gingen in die gegenüberliegende Richtung, wo der Tote auf dem schmalen Holztisch lag.
    »Das ist ein Ding, Sinclair, das ist…«
    »Pssst…«
    Lechner schwieg erschreckt.
    Ich hätte gern mit einer Lampe die Szene beleuchtet, denn es war schwer zu erkennen, was sie da taten. Doch den Erfolg bekamen wir mit. Sie waren zu viert gekommen, um den kleinen, aber schweren Körper von der Tischplatte zu ziehen und ihn dann wegzutragen.
    Zwei Zwerge hielten seine Beine fest, die beiden anderen kümmerten sich um die Arme. Sie hatten ihre Hände in die Achseln geschoben. So konnten sie ihn am besten tragen.
    Dann drehten sie sich.
    Die Richtung stand fest.
    Es ging wieder zurück.
    Mir kam es vor, als hätten sie extra dafür geübt, denn sie bewegten sich im Gleichschritt. Da gab es kein Stolpern und auch keinen anderen Rhythmus, sie kamen wirklich wunderbar voran. Was sie anpackten, taten sie nicht zum erstenmal. Da steckte schon eine gewisse Routine dahinter, und sehr bald hatten sie den Ausgang wieder erreicht.
    Die Tür war nicht mehr zugefallen. Sie stand so weit offen, daß die Zwerge mit ihrer Beute hindurchgehen konnten und sehr bald verschwunden waren.
    Ich richtete mich wieder auf.
    Auch der Bürgermeister hatte sich hingesetzt. Die Erinnerung an das Geschehene hatte er noch nicht so richtig verkraftet. »Verdammt, Sinclair, das kann doch nicht wahr sein! Kneifen Sie mich mal. Sagen Sie mir, daß ich geträumt habe.«
    Ich öffnete bereits die Wagentür. »Haben Sie nicht, Herr Lechner, bestimmt nicht.«
    Er stieg ebenfalls aus. Es paßte mir nicht, daß er dabei laute Geräusche produzierte. Mit hastigen Schritten umrundete er die Kühlerhaube.
    »Jetzt haben wir ja alles gesehen, Herr Sinclair. Was sollen wir noch

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