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0729 - Die Bestien von Las Vegas

0729 - Die Bestien von Las Vegas

Titel: 0729 - Die Bestien von Las Vegas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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angerührt, flüsterte es hinter Nicoles Stirn. Demnach war dieses Ding also gekommen, um ihr zu helfen, sie zu retten. Oder…?
    Eine Antwort darauf zu finden, wäre ihr womöglich leichter gefallen, wenn sie die Auseinandersetzung und vor allem ihren ›Retter‹ mit eigenen Augen gesehen hätte. Einen Moment lang erwog Nicole, genau das nachzuholen -mittels der so genannten Zeitschau, die das Amulett, das Nicole nach wie vor in der Hand hielt, ermöglichte. Dazu versetzte man sich in eine Art Halbtrance und konnte dann in die Vergangenheit der unmittelbaren Umgebung des Amuletts schauen, bis zu 24 Stunden zurück. Die Bilder erschienen dabei wie auf einem Minimonitor in der Mitte von Merlins Stern.
    Doch Nicole verzichtete darauf. Nicht nur, weil so eine Zeitschau kraftraubend war. Falls nötig, konnten sie später noch darauf zurückgreifen.
    Jetzt wollte sie erst einmal und zwar schnellstmöglich zu Zamorra, weil er erstens umgehend erfahren musste, was passiert war, und sich zweitens bestimmt schon irrsinnige Sorgen um Nicole machte.
    Im Aufstehen, wobei ihr noch ein klein wenig schwindlig war und der pochende Schmerz im Hinterkopf etwas anschwoll, sondierte Nicole mit Hilfe des Amuletts die Umgebung auf Magie, verwendete es ähnlich einem Geigerzähler. Aber Merlins Stern zeigte nichts an, weder eine magische Präsenz noch eine Reststrahlung.
    Das musste nicht zwingend heißen, dass da nichts war. Obwohl das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana vor nicht ganz einem Jahrtausend als Letztes von sieben solcher Amulette geschaffen wurde und das mächtigste und vollkommenste war, sprach es nicht auf jede Form und Art von Magie an. Das konnte in der Praxis verschiedene Gründe haben. Zum einen war Merlins Stern selbst magisch neutral, also weder ›gut‹ noch ›böse‹. Zum anderen hatten sie noch immer nicht sämtliche Möglichkeiten des Amuletts ausgelotet, waren also alles andere denn rundum perfekt in seiner Handhabung und Anwendung. Das wiederum lag einerseits daran, dass ihnen Zeit und Muße für eine solche Erforschung fehlten, andererseits aber wäre es auch ein gefährliches Unterfangen. Schließlich war das Amulett nicht zuletzt wegen seiner magischen Neutralität ein zweischneidiges Schwert, und ein experimenteller Umgang damit konnte unter Umständen buchstäblich Geister - oder Schlimmeres - auf den Plan rufen, die man nicht mehr los wurde…
    Nicole ließ die Hand mit dem Amulett sinken und den Blick noch einmal durchs Dunkel schweifen. Vielleicht sahen in diesem Fall ihre Augen ja mehr als Merlins Stern…
    Doch das taten sie nicht, nicht bei den herrschenden, kaum als solche zu bezeichnenden Sichtverhältnissen. Sie würden eine Taschenlampe mitbringen müssen, wenn sie noch einmal hierher kamen.
    Während sie die Gasse entlangging, aus dem Dunkeln zurück ins Lichtermeer des Strips, versuchte Nicole abzuschätzen, wie lange sie bewusstlos gewesen war. Nicht sehr lange, fünfzehn Minuten vielleicht, allerhöchstens eine halbe Stunde. Ihre innere Uhr funktionierte in dieser Hinsicht sehr genau und zuverlässig.
    Was während dieser Zeit auch geschehen sein mochte, es musste schnell und vor allem leise vonstatten gegangen sein. Immerhin hatte niemand die Polizei verständigt.
    Sie dachte aber auch an den Reiter. Diesen alten Indianer… Vor ihrem geistigen Auge sah Nicole ihn noch deutlich vor sich. Wie er auf dem Pferd saß, reglos, wie abwartend.
    Weder vorhin noch jetzt rückblickend hatte sie den Eindruck gehabt, er hätte die Kojoten auf sie gehetzt, sondern…
    Zu ihr geführt? Oder sie, Nicole, zu ihnen?
    Es war müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, schon weil ihr Schädel mit zunehmendem Schmerz gegen jeden tiefer gehenden Denkversuch protestierte.
    Eine Sache ging Nicole jedoch nicht aus dem Sinn: Warum nur war ihr der alte Indianer bekannt vorgekommen, so, als hätte sie ihn irgendwo schon einmal gesehen…
    ***
    »Das ist er!«, rief Nicole.
    Ihr Zeigefinger schien sich in das Gesicht auf dem Foto bohren zu wollen, während sie mit der anderen Hand ihr Haar frottierte - ihr eigenes, die blutverkrustete Perücke hatte sie schon auf dem Weg zum Hotel einem Mülleimer überantwortet.
    Noch ehe Nicole duschte, um sich das eigene und das Blut der toten Kojoten abzuwaschen, hatte sie Zamorra darüber informiert, was ihr widerfahren war. Angefangen von ihrem Besuch im Luxor und der dortigen Ausstellung Realm of the Egyptian Gods über die Begegnung mit dem indianischen Reiter

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