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0729 - Die Bestien von Las Vegas

0729 - Die Bestien von Las Vegas

Titel: 0729 - Die Bestien von Las Vegas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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nicht gebannt war. Also musste Strongtree ihr Vorbeugen, und das tat er, indem er verschwand, fast floh. So schnell und geschmeidig, wie hundert- oder tausendfach getan, dass niemand ihn wirklich entschwinden sah. Er war einfach weg, von einem Augenblick zum anderen.
    Nur spaltbreit schob er eine Tür mit der Aufschrift For Authorized Personnel Only auf, schob sich hindurch und drückte sie zu.
    Ohne innezuhalten lief er so zielstrebig, als sei er hier zu Hause, durch kahle Betongänge und Treppen hinunter, während es in ihm weiter an seinen Fesseln riss und zerrte.
    Es rührte sich niemals ohne Grund. Nicht ohne Auslöser. Strongtrees Kontrolle darüber war so vollkommen, dass ein zufälliges Erwachen ausgeschlossen war.
    Diesmal befand sich der Grund nicht hier im Hotel, sondern draußen. Irgendwo, aber nicht allzu fern. Dazu war die Witterung, die ihn wie eine Windbö getroffen hatte, zu stark gewesen.
    Er musste hinaus. Einen Weg nach draußen, der in die Gartenanlage führte, fand Strongtree wie im Schlaf.
    Er warf ein sichernden Blick hinaus, fand die Luft rein, legte seine Kleider ab und versteckte sie so, dass niemand, der zufällig des Weges kam, darüber stolpern würde.
    Fletcher Strongtree konzentrierte sich, sammelte sich, lenkte seine Kräfte und Gedanken in die vorgezeichneten Bahnen und entfesselte es, ließ es jedoch nicht völlig von der Kette. Das tat er nie - oder nicht mehr, seit vielen, vielen Jahren schon nicht mehr…
    Dann stürmte er hinaus ins Freie.
    Wo die Witterung derart präsent war, dass sie ihn im ersten Augenblick wie grelles Scheinwerferlicht blendete.
    Er nahm sie auf und folgte ihr - nicht nur der Nase, nein, sämtlichen Sinnen nach!
    Und wie der Wind eine Wolke vom Antlitz des Mondes vertreibt, war er fort und eins mit der Nacht.
    ***
    Merde!, dachte Nicole Duval. Und: Du Idiotin!
    Doch beides half ihr nicht aus der Misere, genauso wenig wie das Amulett.
    Was hast du dir dabei nur gedacht ?, fragte sie sich, und jenes zynische innere Stimmchen, das sich nur in Situationen wie dieser, da sie dem Tod ins Auge blickte, meldete, antwortete so lapidar wie kalt: Nichts. Das ist ja das Problem…
    Nein, das stimmte nicht ganz.
    Das Problem bestand aus über einem halben Dutzend pelziger, hüfthoher Leiber auf vier Beinen, die Nicole mit gefletschten Reißzähnen und in einer Wolke scharfen Raubtierdunstes umstanden und ihren Kreis enger zogen, wie eine Henkersschlinge.
    Kojoten.
    Offenbar aus der Art geschlagene Vertreter ihrer Spezies, denn diese Kojoten waren unzweifelhaft nicht an Aas oder Kleintieren als Beute interessiert - nein, sie gierten nach frischem Menschenfleisch, nach Nicoles Fleisch…
    Und so, wie es schien, würden sie es auch kriegen. Nicole sah keinen Ausweg, keine Chance.
    Merde!, fluchte sie im Stillen noch einmal, und sei es nur, um ihre wachsende Todesangst wenigstens für eine Sekunde zu übertünchen.
    Alles nur wegen dieses Staubwirbels - oder dessen, was sie auf den allerersten Blick dafür gehalten hatte. Beim zweiten, genaueren Hinsehen hatte sie darin eine Gestalt zu erkennen geglaubt, einen Reiter auf einem Pferd, der über die Straße zu ihr herübergestarrt hatte.
    Dann, noch ehe Nicole ihn wirklich hatte erkennen können, hatte er sich ins Dunkel zwischen den Gebäuden auf der anderen Seite des Las Vegas Boulevard zurückgezogen, wie vom Winde verweht.
    Bevor ihr recht bewusst war, was sie tat, war Nicole schon unterwegs zur anderen Straßenseite gewesen. Wo sie erst nichts gesehen hatte, dann, als sie selbst in die Schatten des gassenartigen Durchlasses trat, feine Staubschlieren in der Luft, fast unsichtbar zwar, aber doch deutlich genug erkennbar, dass sie ihnen folgen konnte wie einer Fährte.
    Und gehört hatte sie es - ein Geräusch wie ferner Hufschlag, aber im Widerhall so kräftig, dass der Boden unter ihren Füßen vibrierte, als schlüge darunter träge ein titanisches Herz.
    Nur gesehen hatte Nicole den mysteriösen Reiter nicht.
    Dafür aber die Kojoten.
    Von einem Augenblick zum anderen waren sie da gewesen, um sie herum, wie aus der Dunkelheit selbst geschlüpft. Und sie machten keinen Hehl daraus, was sie wollten…
    Obwohl ihr ›Riecher‹ für dunkle Magie diesmal nicht anschlug, hatte Nicole nicht gezögert, das Amulett zu rufen. Ein Gedanke genügte, und schon lag Merlins Stern vertraut in ihrer Hand.
    Bisweilen reagierte die silberne Scheibe, die der weise Magier Merlin einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte,

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