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073 - Der Schlaechter

073 - Der Schlaechter

Titel: 073 - Der Schlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Agapit
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lautete, das wäre pure Einbildung, und ich solle mir nicht so viele Gedanken machen, wenn ich nicht ernsthaft krank werden wollte. Ich versprach ihm, seinen Rat zu befolgen.
    „Das einzige Problem ist“, erklärte er mir. „Daß Ihr Organismus versucht, das fremde Herz abzustoßen. Aber seien Sie unbesorgt. Ich habe Ihnen ein Mittel eingespritzt, das ich selbst erforscht und schon an Tieren ausprobiert habe. Es ist ein Wundermittel. Nur ich allein kenne seine Zusammensetzung. Es hindert den Körper daran, verrückt zu spielen.“
    Ich fragte ihn, warum er das Mittel nicht der Öffentlichkeit zugänglich machte. Er gestand mir darauf, daß er seinen Beruf nicht mehr ausüben dürfte, weil er früher unerlaubte Handlungen begangen hätte, die vom Gesetz geahndet würden. Er offenbarte mir noch mehr: zum Beispiel, daß er ein Genie sei, eine Blume auf dem Misthaufen, der sich Menschheit nennt. Und daß er deshalb dazu berechtigt sei, sich seine eigene Moral aufzustellen und nach ihr zu leben und zu handeln, auch wenn das gegen die allgemeingültigen Regeln verstieße.
    Er sei ein Krimineller und hätte schon mehr als hundert Personen getötet, um medizinische Experimente an ihnen auszuführen. Die meisten Menschen jagten doch nur nach Ruhm, Geld und Liebe, er aber verfolge nur ein Ziel, das einzig wahre und erhabene Ziel: die Wissenschaft. Kappa erzählte mir auch, daß er unzählige Menschen durch einen Eingriff in ihr Gehirn zu Robotern gemacht hatte, die ausschließlich seinen Befehlen gehorchten.
    Das Geld, von dem er lebt, beschafft er sich durch den Verkauf von Rauschgiften in aller Welt.
    Ich fiel von einer Verblüffung in die andere. Als er mir dann auch noch den Vorschlag machte, einer seiner Vertreter für seine Rauschgifte zu werden, wußte ich nicht, was ich erwidern sollte.
    „Wissen Sie“, meinte Kappa. „Sie können nicht Ihr ganzes Leben bei mir verbringen. Es sei denn als robotisierter Dienstbote. Aber es trifft sich gerade gut, denn einer meiner Vertreter starb vor kurzem. Ich denke, Sie könnten ihn ersetzen. Sie haben die nötigen Voraussetzungen dazu: Ruhe, Intelligenz und keinen Beruf. Oder wollen Sie etwa wieder zur brotlosen Kunst der Malerei zurückkehren? Sie lieben das müßige Leben, denn was Sie bisher geschafft haben, waren ein paar Klecksereien auf ein Stück Leinwand. Aber jetzt können Sie einmal zeigen, was in Ihnen steckt. Sie brauchen nichts weiter zu tun, als kleine Päckchen unter der Hand einem bestimmten Barbesitzer und noch ein paar anderen Leuten zukommen zu lassen. Die Adressen erhalten Sie von mir. Sie geben sich sanft, freundlich, höflich und gebildet. Sie sind der geeignete Mann dafür. Nehmen Sie meinen Vorschlag an?“
    „Ich … weiß nicht.“ Das Angebot klang verlockend, aber ich wußte auch, daß es eine ziemlich gefährliche Sache war. Außerdem war ich im Grund ein anständiger Kerl und kein Verbrecher.
    Die Augen des Chirurgen wurden schmal.
    „Ich sehe, ich habe mich in Ihnen getäuscht. Ich dachte, daß Sie aus Dankbarkeit einem Mann gegenüber, der Sie vor dem Tod gerettet hat …“
    „Ich nehme an!“ rief ich von Gewissensbissen gequält aus.
    „Nein, nein. Im Innersten weigern Sie sich dagegen, mit Drogen zu handeln. Ich brauche aber jemanden, der mir gehorcht, ohne Fragen zu stellen, und der keine Skrupel hat. Trotzdem freut mich Ihre Zustimmung, denn ich kann einen Roboter, einen Sklaven aus Ihnen machen – wie ich es mit den anderen getan habe. Ich brauche nur Ihr Gehirn zu öffnen und ein kleines Teilchen davon zu entfernen. Was sagen Sie dazu?“
    „Das ist nicht nötig!“ rief ich in panischem Entsetzen aus. „Sie brauchen mir nur zu sagen, was ich tun muß und wohin ich gehen soll.“
    „Nein, nein, das ist mir zu riskant. Ich kenne das: plötzliche Reue, Affekthandlungen, streng vertrauliche Geständnisse an Dritte, falsche Tricks. Bei der Operation präge ich in Ihr Gehirn alles ein, was Ihnen erlaubt und was verboten ist: kein Alkohol, keine Frauen und so weiter. Und vor allem absoluter Gehorsam für meine Befehle! Ihr Gehirn muß eine lange Liste von Verboten schlucken. Dann erst schicke ich Sie nach Paris, Ihrem Arbeitsgebiet.“
    „Nach … Paris?“
    Seltsam, das Wort „Paris“ hatte mein Herz in merkwürdigen Aufruhr versetzt. Dieses kleine, harmlose Wort bewirkte in meiner Brust einen regelrechten Wirbel von Herzschlägen, so daß ich ganz atemlos wurde.
    Der Chirurg mußte meine Verwirrung bemerkt haben, denn er

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