0730 - Der unheimliche Todesengel
stand wieder auf. Sein Blick traf die Studentin.
»Nun?«
Er nickte. »Sie haben recht gehabt, Janina. Es ist tatsächlich Blut.«
Sie sah nicht erleichtert aus, aber sie war froh, daß Suko ihr zustimmte.
»Fragt sich nur, woher es gekommen ist!«
Janina hob den Finger und zeigte gegen die Decke. »Von dort, Suko, nur von dort.«
Er schaute auch hin, aber dort tat sich nichts. Keine Bewegung, nur die Stille.
»Glauben Sie mir nicht?«
»Das hat mit Glauben nichts zu tun.«
»Aber können Sie es sich vorstellen? Können Sie sich auch vorstellen, wie sehr ich gelitten habe?«
»Ja, das kann ich.«
»Dann werden Sie sich auch denken können, wie groß meine Furcht ist. Ich habe Angst, mich wieder in das Bett zu legen. Schlafen werde ich sowieso nicht können. Auch wenn ich die Augen geschlossen halte, habe ich immer das Gefühl, als würde sich der Schatten im nächsten Moment herabsenken und mich töten.«
Suko sah wieder hin. So unwahrscheinlich die Worte auch geklungen hatten, unmöglich war es nicht. »Und was wollen Sie nun tun?« fragte er. »Soll ich Sie mitnehmen? Wollen Sie bei mir bleiben? Soll ich Sie in Schutzhaft nehmen lassen?«
Janina Ferry senkte den Kopf und nagte auf ihrer Unterlippe. Sie war sehr nachdenklich geworden.
Schließlich fragte sie: »Was soll ich denn den Viracochas sagen?«
»Das wird schwer werden. Man wird Ihnen kaum glauben und Sie wahrscheinlich für verrückt halten. Da wir gerade von Ihren Vermietern sprechen. Wie kommen Sie eigentlich mit ihnen aus? Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen Ihnen?«
»Nicht schlecht. Sogar sehr gut. Sie sehen in mir so etwas wie eine Tochter. Die alten Leute sind wahnsinnig besorgt um mich. Ich könnte sogar umsonst hier wohnen.«
»Aha, umsonst also.«
Janina war irritiert. »Wieso? Stimmt da etwas nicht? Sie sagen das so komisch.«
»Nein, nein, ist schon recht. Es gibt ja immer wieder Menschen, die nicht so sehr auf den reinen Profit aus sind. Da haben Sie vielleicht Glück gehabt…«
Janina löste sich von ihrem Platz. »Suko, ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich habe mittlerweile das Gefühl, daß Sie den beiden nicht trauen.«
»So?«
»Ja, wirklich.«
»Nun ja, ich will ehrlich sein. Sie sind mir seltsam vorgekommen. Sie haben sich auch sehr ungewöhnlich verhalten.«
»Wie hätten sie sich denn verhalten sollen?«
»Keine Ahnung, aber sie waren anders.«
Janina hob die Schultern. »Ich kann nur sagen, daß ich mit ihnen gut zurechtkomme.«
»Das ist wichtig.«
Sie fuhr fort. »Ich weiß auch nicht, was sie sagen würden, wenn ich jetzt mit Ihnen ginge, Inspektor.«
»Begeistert werden sie nicht sein.«
»Eben, Suko. Und deshalb werde ich die Nacht hier verbringen.«
Suko blickte sich noch einmal um. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war es ihm nicht recht. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wenn Sie so gut mit dem Ehepaar auskommen, dann fragen Sie es doch einmal, ob sie in einem anderen Raum den Rest der Nacht verbringen können. Wäre das nicht besser?«
Zum erstenmal sah Suko die Studentin lächeln. Sogar ihre Augen glänzten dabei. »Das wäre super, wirklich toll. Ja, ich werde sie fragen. Ein toller Vorschlag und…«
»Morgen werden Sie mich anrufen. Man wird Sie verbinden. Ich bin wieder in meinem Büro zu finden, denn ich habe den Urlaub beendet. Einigen wir uns darauf?«
Das Strahlen in ihren Augen blieb. »Ich wüßte nicht, was ich lieber täte.«
»Dann werde ich jetzt…« Was Suko sagen wollte, verschluckte er, denn Juana Viracocha öffnete die Tür und betrat das Zimmer ihrer Mieterin. Sie schaute sich kurz um. Lichtreflexe glitten dabei über ihre Brillengläser. »Ich habe noch eine Kanne Tee aufgesetzt. Wenn Sie einen Schluck trinken wollen, dann…«
»Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte Suko, »aber ich möchte darauf verzichten. Für mich wird es Zeit, ich muß gehen. Ich habe mich sowieso schon zu lange aufgehalten.« Täuschte er sich, oder zeigte der Mund der Person tatsächlich ein Lächeln?
Er ging nicht darauf ein, reichte Janina die Hand, die ihn aber noch bis zur Tür bringen wollte.
»Kommst du denn zurück?« fragte die Vermieterin.
»Ja, ich werde noch einen Tee trinken.«
»Das ist gut, mein Kind.«
Suko nickte der Frau zu. Er verließ als erster den Raum. Der düstere Flur kam ihm wie ein Gefängnis vor. Es war einfach zu dunkel. Es roch alt, nach Jahrzehnten, die vergangen waren.
Der Muff steckte in den Wänden, auch im Boden und schien
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