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0730 - Der unheimliche Todesengel

0730 - Der unheimliche Todesengel

Titel: 0730 - Der unheimliche Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einmal anfaßte.
    Mrs. Viracocha war nicht mehr zu sehen und längst im Haus verschwunden. Sie ließ sich auch im Treppenflur nicht blicken, erst in der Wohnung sah Suko sie. Da stand sie im langen Gang, hielt eine Tasse Tee in der Hand und trank in kleinen Schlucken, wobei sie über den Dampf und den Rand der Tasse hinwegschaute.
    Wenn es stimmte, daß es Ehepaare gab, die sich im Laufe ihres langen Zusammenseins immer mehr anglichen, so traf dies bei den Viracochas zu.
    Juana Viracocha hatte zwar kein Vogelgesicht wie ihr Mann, aber irgendwo kamen sie schon zusammen. Ihr Haar war so schwarz, daß es gefärbt aussah. Sie trug es kurz geschnitten. Man sagte dazu Pagenfrisur. Sehr deutlich fiel die knallrote Brille in ihrem Gesicht auf. Die Gläser schimmerten wie dickes Eis. Dahinter sahen die Augen aus, als wären es Kohlestücke, die jemand in die Höhlen hineingedrückt hatte. Ihre Haut war weiß. Die Nase war gekrümmt. Die Lippen sahen aus wie eine schmale Wunde. Noch in der Nacht war der Lippenstift nicht verwischt. Sie ließ die Teetasse sinken, lächelte Janina zu, aber sie konzentrierte sich auf Suko. Hinter der Brille verengten sich die Augen. Sie fragte ihren Mann, aber sie schaute Suko dabei an.
    »Wer ist das denn, Jaime?«
    »Ein… ein Polizist.«
    »Ach ja?«
    Jaime nickte. »Er… er hat unseren Schützling auf der Straße gefunden. Ein reiner Zufall - oder?«
    »Sicher«, bestätigte Suko.
    »Und warum ist sie weggelaufen?« fragte Juana.
    Ihr Mann drehte den Kopf. »Richtig, Janina, weshalb bist du verschwunden? Du hast mir den Grund noch nicht gesagt.«
    Janina schwieg. Fieberhaft dachte sie darüber nach, ob sie ihrem Vermietern die Wahrheit sagen sollte. Sie zögerte. Eigentlich hatte sie immer Vertrauen zu ihnen gehabt, doch in diesem Fall stand zwischen ihr und ihnen eine Wand.
    »Wovor hast du dich gefürchtet?«
    Suko wußte Bescheid. Er hielt jedoch den Mund. Er ahnte etwas von der inneren Zerrissenheit der jungen Frau, die so hilflos wirkte. Ein wenig erinnerte sie sogar an einen Engel. Sie hatte dichtes, braunes Haar, das wegen der Feuchtigkeit jetzt zusammengeklatscht an ihrem Kopf lag und die Blässe des Gesichts noch stärker hervorhob. Die Augen waren groß, ebenfalls braun, der Mund voll und weich, und am Kinn befand sich ein Grübchen.
    Verlegen strich sie durch das Haar. »Ich habe… ich habe schlecht geträumt.«
    Juana Viracocha lachte. »Aber deswegen läuft man doch nicht einfach fort.«
    »Es war ein Alptraum.« Janina schaute Suko dabei an, als sollte er ihre Worte bestätigen.
    Der Inspektor lächelte knapp, sprach nichts und schaute sich nur um. Der Flur war nicht eben dazu angetan, die Laune eines Menschen zu heben. Ob Tag oder Nacht, er würde immer ein düsteres Bild bieten, dazu waren die Wände einfach zu dunkel, und die dort hängenden Gemälde paßten sich zudem an.
    An der Decke sah er nichts. Sie schwebte wie ein grauer, genau abgezirkelter Himmel über ihnen, ein Gemälde war hier nicht zu sehen. Wer hier lebte, konnte trotzdem Beklemmungen bekommen, da gab Suko der Studentin schon recht. Sie hatte ihm auf dem Weg kurz erzählt, was sie studierte, und Suko hatte es registriert.
    »Ja, was ist denn noch? Ich wollte ja Tee kochen und…«
    »Der Polizist will das Zimmer sehen, Juana«, sagte ihr Mann und räusperte sich.
    »Ach ja?« Sie hob ihre Augenbrauen, die wie zwei schwarze Striche aus Kohle aussahen. »Warum denn?«
    »Janina berichtete mir von dem prächtigen Gemälde an der Decke. Ich bin gespannt darauf.«
    »Gut, wie sie meint.«
    Janina schien nur auf diesen Kommentar gewartet zu haben. Diesmal war sie es, die nach Sukos Hand faßte und ihn mit sich zog. »Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.« Sie ging sehr schnell und passierte auch Mrs. Viracocha, ohne diese einzuladen, ihr zu folgen.
    Die beiden blieben zurück.
    Suko betrat den Raum als erster.
    Noch immer brannte die kleine Lampe auf dem Nachttisch, die ihm allerdings zuwenig Licht abgab.
    Er suchte nach dem Schalter, fand ihn und schaltete zwei weitere Leuchten ein, die sich nicht an der Decke, sondern an den Wänden befanden, sich gegenüber lagen und ihr Licht in die Mitte des Zimmers streute. Nichts sollte das Motiv an der Decke stören.
    Es war warm im Zimmer. Das zerwühlte Bett sah ebenfalls noch so aus, wie Janina es verlassen hatte. Sie nickte Suko zu, hob dann den Arm und deutete schüchtern nach oben.
    Auch Suko schaute hin - und mußte schlucken.
    Es war gewaltig, obwohl durch die Maße

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