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0730 - Der unheimliche Todesengel

0730 - Der unheimliche Todesengel

Titel: 0730 - Der unheimliche Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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normal ist.«
    »Damit hat er recht gehabt!« erklärte Jaime kichernd und erntete dafür einen strafenden Blick.
    »Er kommt morgen also nicht wieder?« erkundigte sich Juana Viracocha lauernd.
    »Nein, das war nicht abgesprochen.«
    Sie lachte knarrend. »Es ist auch nichts passiert, Janina.« Dann schaute sie auf die Uhr. »Meine Güte, Mitternacht ist um. Willst du dich nicht noch hinlegen?«
    Janina hätte jubeln können, als sie die Frage hörte. So verschaffte ihr die Frau einen wunderbaren Abgang. »Ja, ich bin müde.« Sie drückte gegen ihre Augen. »Ich hoffe, daß ich jetzt tief und vor allem ruhig schlafen kann.«
    »Das wird dir gelingen.«
    »Ich wünsche es dir so!« sagte Jaime vom Kamin her und nickte in Janinas Richtung.
    Heuchler, dachte diese. Verdammte Heuchler! Und sie erschrak über ihre eigenen Gedanken. Die beiden benahmen sich nicht anders als sonst, und da hatte sie nie so über sie gedacht. Was war nur los mit ihr? Es hatte sich doch äußerlich nichts verändert, obwohl ihr die Gesichter plötzlich fremd vorkamen, als wären es irgendwelche Masken, hinter denen sich das Böse oder ein dunkler Abgrund verbarg.
    Sie erhob sich wieder.
    War ihr draußen noch kalt gewesen, so schwitzte sie jetzt unter ihrem Mantel und war froh darüber, daß sie ihn bald ausziehen konnte. Etwas verlegen blieb sie stehen, von den beiden Alten angestarrt.
    »Ich… ich möchte mich noch einmal bedanken, daß Sie beide so besorgt um mich sind. Ich freue mich darüber.«
    Beide lächelten.
    Beide Augenpaare zeigten einen schimmernden Glanz. Janina kam es vor, als würde sich hinter diesen Gesichtern ein Stück Hölle verbergen, das irgendwann so stark war, um die andere Larve brutal zu zerstören.
    Ihr Lächeln fror ein. Sie drehte sich etwas hastig um und ging rasch zur Tür.
    »Gute Nacht…«
    »Gute Nacht!« wurde ihr im Chor nachgerufen. »Schlaf gut, Kleine…«
    Janina huschte aus dem Zimmer. Im Flur blieb sie stehen und ballte die Hände.
    Ein heißer Strom durchschoß sie. Gleichzeitig war ihr auch kalt, als wäre ein Schüttelfrost dabei, sie zu überfallen. Sie empfand alles als verlogen, was ihr die Viracochas da unterschieben wollten. Es war einfach widerlich.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Diese Nacht mußte sie noch überstehen. Morgen, nein heute, würde sie mit dem Inspektor telefonieren, und sie würde es nicht aus dieser Wohnung tun, sondern von einer Zelle aus. Keiner brauchte mitzubekommen, was sie dem Mann sagte. Ihr Vertrauen zu ihm war sehr groß. Größer als zu ihren Wirtsleuten.
    Mit diesen optimistischen Gedanken betrat sie ihr Zimmer, das ihr irgendwie fremd und anders vorkam. Noch bedrückender als sonst. Sie hütete sich davor, einen Blick zur Decke zu werfen, zog den Mantel aus und ließ ihn kurzerhand zu Boden fallen.
    Dann legte sie sich nieder.
    Allerdings auf die Seite, so daß sie dem Fenster zugedreht war. Es kam ihr vor wie der letzte Fluchtweg aus einer Falle…
    ***
    Janina schlief ein!
    Damit hatte sie selbst kaum gerechnet, weil sie einfach innerlich zu aufgewühlt gewesen war. Die Ereignisse hatten einfach nicht spurlos an ihr vorübergehen können.
    Da waren plötzlich mehrere Arme, die nach ihr griffen, dann zogen und sie in einen Schacht hineinzerrten, aus dem es keine Wiederkehr zu geben schien.
    Es kam ihr wirklich so vor, denn sie war plötzlich weg, aber ihr Unterbewußtsein ›lebte‹ weiter.
    Stärker als am Tag.
    Es wühlte sich hoch, es ›schrie‹, es machte sich bemerkbar, es wollte der Frau zeigen, wer hier der neue Herr war.
    Und es brachte ihr wieder die Träume!
    Diesmal noch schlimmer, noch grauenvoller. Menschenfressende Schatten waren da, die aus irgendwelchen Tiefen eines Pandämonium stiegen und sie an sich zerrten.
    Die Schatten zerplatzten, bevor Janina darin verschwinden konnte. Es war keine Wand mehr da, sie sah dafür etwas anderes.
    Den Umriß!
    Aber anders, nicht mehr schattenhaft, jetzt dreidimensional. Er hatte sich verwandelt, er war zu einer mörderischen Gestalt geworden, die mit einem blanken Schwert bewaffnet war.
    Unheimlich groß und wuchtig, und unter seinen Füßen lag eine Tür, die er eingetreten hatte.
    Er kam als Rächer!
    Er kam als Töter!
    Und er hob sein Schwert.
    Etwas flog von der Klinge weg. Dicke, dunkle Tropfen. Es war das Blut seiner Feinde, das an der Klinge klebte und endlich abgeschüttelt wurde, damit das Schwert wieder frei für ein neues Opfer war.
    Janina stöhnte auf.
    Dieser Traum nahm sie schrecklich mit.

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