0730 - Ssacah-Virus
gleichzeitig weißmagisch stark war.
Natürlich konnte sie auf ihre Untergebenen zurückgreifen. Aber auf die traf keine der Anforderungen zu. Sollte Sergeant Tanu vielleicht die Ssacah-Anhänger mit seinem Zauberpulver in die Flucht schlagen?
Unwillkürlich musste Asha Devi grinsen.
Captain Rani wäre noch in Frage gekommen. Aber der war im Vormonat von einem bösen Riesen gefressen worden.
Die Inspectorin strich nachdenklich über das Kastenzeichen auf ihrer Stirn. Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte. Aber es kam nur eine Person in Frage, mit der gemeinsam sie gegen die Ssacah-Anhänger antreten konnte.
Zamorra.
Dieser Gedanke gefiel Asha Devi überhaupt nicht. Erstens hasste sie es allgemein, jemanden um Hilfe zu bitten. Und zweitens musste sie schon wieder an ihren erotischen Traum aus der vergangenen Nacht denken, der sie so in Verwirrung gestürzt hatte…
Jetzt reiß dich mal zusammen!, sagte sie zu sich selber. Du bist schließlich kein Teenager mehr. Erweise dich gefälligst der göttlichen Gnade als würdig!
Unwillkürlich blickte Asha Devi auf eine Darstellung des Hindu-Gottes Brahma, die ihre Bürowand zierte. Dann schaute sie hinüber zum Bildtelefon.
Und erschrak!
Hatte Brahma ihr auffordernd zugenickt?
Wieder fiel ihr Blick auf das Gemälde. Es gab keinen Zweifel. Brahma, der Gott mit den vier Gesichtern, die in die vier Himmelsrichtungen blickten, nickte ihr abermals zu.
Willst du nicht endlich auf Château Montagne anrufen?
Das schien der höchste indische Gott, das erste Bewusstsein im Universum, der Inspectorin sagen zu wollen.
Asha Devi faltete die Hände vor ihrer Brust und verbeugte sich vor dem Gemälde. Dann griff sie gehorsam zum Bildtelefon.
Dem Willen der Götter musste man sich eben fügen…
***
Château Montagne, Loiretal, Frankreich
Zamorra konnte nicht schlafen.
Der Dämonenjäger schätzte es nicht, sich ruhélos neben seiner friedlich schlummernden Lebens- und Kampfgefährtin Nicole Duval herumzuwälzen. Also war er aufgestanden und in sein Arbeitszimmer im Nordturm gegangen.
Nun saß er in seinem Drehsessel, direkt an dem hufeisenförmig geschwungenen Arbeitspult mit den drei Computerterminals und Monitoren.
Der Rechner, vor dem Zamorra saß, verfügte über 4 x Compaq Alpha-Prozessoren, mit 1,1 GHz Taktung, außerdem 4 GB Ram. Bei diesem, wie auch bei den anderen Computern, stand ein Raid-Array, das ein Tera-Byte (=1024 GB) Daten speichern konnte.
Zamorra wollte die stillen Nachtstunden nutzen, um einige Fälle aufzuarbeiten. Passiert waren ja in letzter Zeit genügend Dinge, die nachträglich dokumentiert werden mussten.
Weniger die Jagd nach dem mittlerweile zerstörten Ju-Ju-Stab, in deren Folge Zamorra auf ein Wesen gestoßen war, das sich von einer Ratte in einen Menschen zu verwandeln im Begriff gewesen war. Zumindest ging Zamorra davon aus, aber befragen konnte er das Rattenmädchen nicht mehr. Yves Cascal, der Schatten, hatte es erschossen. So blieben nur Fragen, aber keine einzige Antwort. Zamorra konnte nur spekulieren, was diesen Verwandlungsprozeß ausgelöst hatte. Vielleicht würde er niemals eine Antwort erhalten.
Seltsamer und haarsträubender war da schon eher die Sache in Las Vegas gewesen, mit dem indianischen Kojoten-Geist, der sich von einer Anubis-Statue in einer Altägypten-Aus Stellung bedroht gefühlt hatte. Unter dem Einfluss der uralten Magie waren die ansonsten eher feigen Kojoten zu Killern geworden, die Menschen angriffen. Und dann war da noch der seltsame Dr. Fletcher Strongtree gewesen, ein indianischer Anthropologe, der offenbar sehr tief in die Angelegenheit verwickelt war und an deren Ende spurlos verschwand… [3]
Natürlich versuchte Zamorra, mehr über diesen Mann herauszufinden. Aber seine Recherchen ergaben nichts, was er nicht schon vorher gewusst hatte. Auch eine kombinierte Suche im Internet, bei welcher er Strongtree mit Begriffen aus der indianischen Magie verknüpfte, ergaben kein Resultat.
Der Dämonenjäger war so in die Arbeit vertieft, dass er Raum und Zeit um sich herum vergaß. Daher wunderte er sich auch nicht, dass plötzlich das Visofon anschlug.
Zamorra schaltete das Bildtelefon ein. Der Computermonitor zeigte ein neues Bildschirmfenster, das die anderen überlagerte.
Das hellbraune schöne Gesicht von Asha Devi blickte ihm entgegen. Die Inspectorin hatte ihr blauschwarzes Haar zu einem strengen Knoten im Nacken zusammengebunden. Unterhalb ihres Halses waren Uniformbluse und
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