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0730 - Ssacah-Virus

0730 - Ssacah-Virus

Titel: 0730 - Ssacah-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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halten.
    Wenn Paisa frech wurde, würde sie einfach zu Herrn Tsunetomo gehen. Dem Boss der Kreativabteilung. Kein Grund zur Aufregung also.
    Während sie zur Antwort ansetzte, versuchte Yuki selbstbewusster zu klingen, als sie es war.
    »Stimmt, ich finde SNAKOMANIA echt ein bisschen heftig…«
    »Es ist kein Spiel für den Kindergarten«, knurrte der Inder. »Es ist für ausgeschlafene Game-Fans, die es echt mal wissen wollen…«
    »Wirklich?« Nun klang Yuki schon fast aufmüpfig. »Ich finde die meisten Handlungsebenen ziemlich nahe liegend. Ehrlich gesagt…«
    Sie sprach immer leiser und langsamer, verstummte schließlich ganz. Satish Paisas Gesicht zeigte nun offenen Hass. Yuki bekam weiche Knie. Wie hatte sie sich nur so idiotisch benehmen können! Dieser Inder war doch absolut unzurechnungsfähig. Dem traute sie alles zu!
    »Soso«, wiederholte Satish Paisa. »Ziemlich nahe liegend also… Na, das ist wohl Geschmackssache…«
    Er hörte sich an, als ob er in Gedanken mit etwas anderem beschäftigt war. Zum Beispiel mit der Frage, ob er Yuki erschießen oder erstechen sollte.
    »Ich… ich will dann mal weiter«, hauchte die Japanerin mit den blau gefärbten Haaren.
    »Halt!«
    Das Wort kam wie ein Peitschenknall über die Lippen des indischen Programmierers. Yuki schaute sich Hilfe suchend im Raum um. Aber auf den Rest der Belegschaft konnte sie nicht zählen. Die Boys und Girls saßen vor ihren Hackkisten und hatten keinen Blick für die Welt um sie herum.
    Langsam zog Satish Paisa eine Schreibtischschublade auf.
    So, da hast du es!, rief sich Yuki in Gedanken selbst zu. Jetzt nimmt er seine Knarre und, knallt dich über den Haufen. Und das nur, weil du deine Zunge nicht hüten kannst!
    Doch der indische Programmierer zückte keine Schusswaffe, sondern seine Geldbörse.
    »Du bist doch Prakikantin, oder?«
    Yuki nickte mit stummem Entsetzen. Paisa drückte ihr einen größeren Yen-Schein in die Hand.
    »Dann hol mir mal ein Lammcurry von der indischen Imbissbude an der U-Bahn-Station. Die kennst du doch, oder?«
    »J… ja, ich…«
    »Ich kann diesen japanischen Fraß nämlich nicht ausstehen«, setzte Paisa hasserfüllt hinzu. »Und nun ab mit dir! Ich habe zu arbeiten!«
    Yuki steckte den Geldschein in ihre Rocktasche. Dann lief sie davon, als würde sie von Höllenhunden gehetzt. Sie empfand eine unbeschreibliche Erleichterung, aus dem Dunstkreis des unheimlichen Inders entkommen zu sein.
    Obwohl er ihr überhaupt nichts getan hatte, war sie in ihrem Inneren vor Angst tausend Tode gestorben.
    Übellaunig konzentrierte sich Satish Paisa wieder auf sein von ihm entworfenes Computerspiel.
    Da klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch. Der Inder nahm den Hörer ab.
    »Paisa!«, bellte er.
    »Hier bin ich«, sagte eine vertraute Stimme auf Hindi.
    Paisa schwieg für einen Moment. Er wurde von Erinnerungen überwältigt.
    Voller Ehrfurcht dachte der Programmierer an die Zeit zurück, als der ganze indische Subkontinent vor dem mächtigen Kobra-Dämon Ssacah gezittert hatte. Paisa war damals noch jung gewesen. Aber er war schon durch den Kobrabiss zum treuen Diener des Kultes geworden. Und Paisa trug den Ssacah-Keim immer noch in sich…
    Der Programmierer hatte noch Commander Nick Bishop gekannt, den letzten Ssacah-Hohepriester. Er war getötet worden, von Nicole Duval, dieser nichtswürdigen Gefährtin des verdammten Professor Zamorra.
    Erbittert biss Satish Paisa die Zähne aufeinander, als er an diese beiden Dämonenjäger dachte. Persönlich war er ihnen zwar nicht begegnet. Aber er hasste sie aus ganzem Herzen. Ihnen war es zu verdanken, dass man sich heutzutage als Ssacah-Diener verkriechen musste wie eine Ratte im untersten Kellergeschoss.
    »Satish, bist du noch am Apparat? Hat es dir die Sprache verschlagen?«
    Die Stimme des anderen Mannes riss den Ssacah-Diener aus seinen Gedanken. Das Organ gehörte zu Ramesh Bhavani. Einem anderen Inder, der ebenfalls in der Computerbranche arbeitete. Und der genauso bedingungslos hinter dem Kobra-Dämon stand wie Satish Paisa selbst.
    Es war Jahre her, dass die beiden miteinander gesprochen hatten. Und doch erkannte Paisa sofort die Stimme von Bhavani wieder. Der böse Kobra-Keim in ihrem Inneren verband die zwei Männer stärker miteinander als eine Blutsbrüderschaft.
    »Mir hat es nicht die Sprache verschlagen, Ramesh. Ich musste nur gerade an die alten Zeiten denken.«
    »Wie geht es dir denn überhaupt in Tokio?«
    »Beschissen ist noch geprahlt. Du

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