0732 - Monsterklauen
müssen.«
»Wir sind die Forscher, Sie sind der Polizist«, sagte Rakko. »Wir schreiben Ihnen nicht vor, wie Sie Ihre Arbeit zu erledigen haben.«
»Ich erledige meine Arbeit im Rahmen der bestehenden Gesetze«, erwiderte Norr. »Ich hoffe, die Priester der Kälte tun dies auch.«
»Sicher«, sagte Rakko glatt und neigte den Kopf etwas seitwärts. »Jetzt müssen Vorbereitungen getroffen werden, um das Forschungsobjekt zu untersuchen. Sie haben meine Erlaubnis, den Tempelbereich zu verlassen.«
Norr wandte sich wortlos um und ging. Die Arroganz, die der Tempelherr plötzlich an den Tag legte, erschreckte ihn. Noch vor kurzer Zeit hatte sich Rakko wesentlich zuvorkommender verhalten.
Aber da hatte Norr ihn auch nicht um einen Hilfsdienst gebeten…
Sie sind alle gleich, diese Kältepriester, dachte Norr zornig. Sie alle können nicht aus ihrer Schuppenhaut. Bitte sie um etwas, und sie glauben, mächtig und unverzichtbar zu sein. Die Menschen der Erde haben das anders geregelt.
Dort gab es keine so innige Verbindung von Religion und Wissenschaft -eher widersprachen beide Richtungen sich vehement. Das war vielleicht der bessere Weg. Aber diesen Weg konnten die Sauroiden nicht beschreiten. Jahrtausende alte Traditionen ließen sich nicht einfach auslöschen und durch neue Regeln ersetzen.
Und schon gar nicht auf dem Silbermond, wo es an Möglichkeiten fehlte, Wissenschaftlern eine sichere Basis zu liefern, ohne die Ressourcen der Priesterschaft dafür in Anspruch nehmen zu können. Der Silbermond war stets eine Welt der Magie gewesen, keine Welt der Technik, wie die Erde sie darstellte.
»Werde nicht zu groß, mein Bester«, murmelte Reek Norr. »An mir sind schon andere Oberpriester gescheitert…«
Allerdings noch kein ›Tempelherr‹…
***
T'Carra war in die Organstadt zurückgekehrt, und anfangs hatte sie jeden Sauroiden, der ihr begegnete, auf die Geschehnisse am Hain der Lebensbäume angesprochen und vor der drohenden Gefahr gewarnt. Aber niemand schien sie richtig ernst nehmen zu wollen, und so gab sie es schließlich nach dem etwa zwanzigsten Versuch auf.
Traurig verkroch sie sich in ihrem Haus.
Ja, wenn es Julian gewesen wäre, der die Sauroiden warnte - ihm hätten sie sicher geglaubt. Er war der große Meister, der Träumer, der dafür gesorgt hatte, dass der Silbermond geschützt war und dass die Echsenleute hier leben konnten. Aber T'Carra war doch nur eine Fremde. Zu sehr unterschied sie sich von ihnen. Sie glich zwar Julian, Gevatter Tod und auch der Druidin Vali, aber zusätzlich besaß sie auch noch Schmetterlingsflügel und Fühler! Das alles machte sie zur Außenseiterin. Sie wurde zwar akzeptiert und gegrüßt, aber offenbar nahm niemand sie richtig ernst.
Was sollte sie tun?
Nichts!
Sie konnte nur abwarten und hoffen, dass Julian, YeCairn und Norr den Fehler wieder ausbügelten, den sie selbst begangen hatte, als sie den Unheimlichen auch noch magische Kraft zuführte, sie regelrecht fütterte. Sie machte sich deshalb Vorwürfe. Daran änderte auch nichts, dass sie nicht hatte wissen können, was aus ihrem Eingreifen wurde. Sie hatte das Gute gewollt und das Böse bewirkt.
Sie wünschte, sie könnte es rückgängig machen.
Aber das war natürlich unmöglich. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass es den anderen gelang.
Gern hätte sie mit Julian darüber gesprochen. Er war ja wohl auch nicht ganz unschuldig daran, dass diese Situation entstanden war, aber sie glaubte nicht, dass er ernsthaft mit ihr darüber reden würde. Es fiel ihm stets schwer, etwas einzugestehen, das er verbockt hatte. Nach außen hin war er der Mann ohne Fehler.
In seinem Inneren sah es anders aus. T'Carra wusste es, sie kannte ihn nun lange genug, um ihn zu durchschauen. Ob er es bemerkte, wusste sie nicht, sie wollte es auch nicht wissen. Aber ihr war klar, dass er Wirklichkeit ganz anders war, als er sich ständig gab, auch ihr gegenüber. Er war sensibel und teilweise hilflos und kaschierte das durch seine Arroganz.
»Julian, warum nur hast du das getan?«, flüsterte sie. »Warum wolltest du unbedingt besser sein als ihr drei zusammen?«
Um wieder einmal brillant dazustehen, um einen neuen Triumph auskosten zu können. Lange war ihm das nicht mehr vergönnt gewesen. Er brauchte Anerkennung, und es war nicht genug, was ihm T’Carra an Anerkennung zukommen ließ. Vielleicht ahnte er auch, dass sie ihn - manchmal - nur lobte und bewunderte, weil er das brauchte.
Nicht, weil es angebracht war.
Aber ihr
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