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0732 - Monsterklauen

0732 - Monsterklauen

Titel: 0732 - Monsterklauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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sie. »Ich weiß nur, dass es ziemlich unangenehm war und ich erwachen wollte. Scheinbar ist mir das gelungen, ich fand mich irgendwann in meinem Schlafzimmer wieder. Aber dass ich hinübergegangen bin, daran kann ich mich nicht mal erinnern. Vielleicht bin ich da nicht mal richtig wach gewesen.«
    »Du wirst doch wohl nicht unter die Schlafwandler gehen?«
    Nicole kaute lustlos an ihrem Brötchen. »Nein«, sagte sie zwischendurch. »Glaube ich nicht. Aber ich habe da eine Idee.«
    »Lass hören.«
    »Ich frage in Florida nach, ob Rob Tendyke und die Zwillinge zwischendurch mal Kontakt mit Julian hatten. Vielleicht ist er ja auch längst wieder auf der Erde, und wir haben da von gar nichts mitbekommen.« Sie erhob sich und ging zum Terminal des Visofons. Diese computergesteuerten Bildtelefone, die gleichzeitig Zugriff auf das Computernetzwerk in Zamorras Château Montage erlaubten, gab es in jedem der bewohnten Räume.
    Zamorra sah auf seine Uhr und rechnete nach. »Bist du verrückt?«, fragte er. »In Florida ist es jetzt sechs Uhr früh!«
    »Gut, dann eben später. Aber ich fühle, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Und ich will wissen, was.«
    Zamorra nickte.
    Auf Nicoles Gefühle konnte man sich grundsätzlich verlassen.
    ***
    Den halben Tag lang hatte es geregnet. Jetzt dampften die Pfützen und die nassen Gräser im Sonnenlicht. Es sei nicht das Licht der wirklichen, echten Sonne, hatte Julian gesagt.
    Diese Sonne sei ein Teil der Traumsphäre, in welcher sich der Silbermond befand. Aber die echte solle ebenso leuchten, die gleiche Lichtmischung aussenden.
    Vali musste es glauben. Sie konnte es nicht nachprüfen, denn sie hatte den Silbermond seit ihrem Erwachen nicht verlassen. Und das Licht dieser Sonne war ihr anfangs fremd gewesen. Es war anders, irgendwie heller als jenes, das sie vom System der Wunderwelten her kannte. Die waren zerstört worden, durch die Selbstaufopferung der Druidenseelen, die damals den Silbermond in die entartete Sonne steuerten, um das System zu zerstören und so nicht in die Hände der Meeghs und ihrer erbarmungslosen Herren, der MÄCHTIGEN, fallen zu lassen.
    Vali hatte sich inzwischen an das Licht der Traumsonne gewöhnt. Jetzt fand sie es durchaus sympathisch, und sie wünschte sich, eines Tages einmal das reale Vorbild dafür mit eigenen Augen sehen zu können. Zugleich fürchtete sie sich aber auch davor, die Erde zu betreten, die Welt der Menschen, in der sie fremd sein würde.
    Deshalb hatte sie Julian bislang noch nicht gebeten, ihr ein Tor aus der Traumwelt zur Erde zu schaffen.
    Überhaupt, Julian… Sie wurde aus ihm nicht klug. Sie hätte sich durchaus in ihn verlieben können. Aber zwischendurch zeigte er immer wieder eine beispiellose Arroganz und sah sich als Nabel des Universums.
    Lag es daran, dass er in der Tat mächtig war?
    Er war in der Lage, seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen und ganze Welten zu erschaffen. Einmal erdacht, existierten sie so lange, bis er sie wieder veränderte oder auslöschte. Er brauchte sich nicht ständig darauf zu konzentrieren. Seine Träume hatten Bestand, auch wenn er sich nicht um sie kümmerte. Auf diese Weise konnte er auch den Silbermond häufig für längere Zeit verlassen, ohne dass die Traumsphäre erlosch, in welcher der Mond eingebettet war.
    Der Begriff ›Mond‹ war ein wenig irreführend. Es handelte sich um einen richtigen Planeten, eine Welt, die Leben trug, auch wenn sie kleiner war als beispielsweise die Erde. Aber damals, im System der Wunderwelten, hatte er tatsächlich wie ein Mond einen noch weit größeren Planeten umkreist.
    Ebenso irreführend war der Begriff ›Silbermond-Druiden‹. Mit den keltischen Priestern der Erde hatten sie nichts gemein. Vielleicht waren sie einst Druiden genannt worden, weil sie Magie verwendeten, wie die Menschenwelt-Druiden auch, und irgendwann hatten sie diese Bezeichnung für ihre eigene Spezies übernommen. Sie glichen den Menschen der Erde, aber sie mussten Magie nicht erlernen, sondern sie war ihnen angeboren.
    Uralt konnten sie werden. Vali hatte Druiden gekannt, die zwanzig Jahrtausende oder mehr gelebt hatten, bis die Katastrophe eintrat. Ab der körperlichen Reife waren sie in der Lage, ihren Alterungsprozess nach Belieben anzuhalten oder auch wieder fortzusetzen. Viele verharrten im körperlichen Stadium der Jugend. Andere begannen eines Tages, mit dem Alter zu experimentieren, und es gab auch viele, die eines Tages beschlossen, endgültig zu altern und ganz

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