0732 - Schattenreiter
einmal ein Teil davon. Also mußte er es probieren, ehe sich der andere zu einem Angriff entschlossen hatte.
Suko zog die Peitsche. Der Griff war nicht einmal so lang wie ein halber Arm, vorn allerdings offen.
Er schlug einmal einen Kreis über den Boden, um die magische Sperre der Riemen zu lösen.
Sie rutschten hervor.
Braun, grau und grün waren sie. Mit ihren Enden waren sie auf den Fußboden geklatscht und hatten sich dort zusammengeringelt.
Suko schaute auf den großen, pechschwarzen Fleck. In seinem Gesicht rührte sich nichts, er wartete auf eine Reaktion dieses amorphen Etwas. Es bewegte sich, aber es veränderte nicht seine Position, sondern blieb an der Stelle. Die Bewegungen geschahen in seinem Innern, als würde es anfangen, über gewisse Dinge nachzudenken, die sich dann durch diese ungewöhnliche Art ausdrückten.
Es rollte, es wallte, aber es war kein einziger Laut zu hören. Die Stille empfand der Inspektor als beklemmend. Langsam hob er seinen rechten Arm an.
Wer immer dieser Schatten gehört hatte, derjenige war nicht mehr am Leben. Suko würde ihn nicht töten können, wenn er den Schatten vernichtete, und allein darauf kam es ihm an.
Er schlug zu.
Schnell, aus dem Handgelenk nur. Dann streckte er seinen Arm, so daß die drei Riemen auf diese Schattenfläche zujagten und sich auf dem Weg dorthin noch teilten, damit der Fächer ein möglichst großes Ziel erwischte.
Sie jagten hinein, sie schnitten den Schatten in drei Teile oder hätten es zumindest tun müssen, wäre alles normal gelaufen, aber Suko zog die Peitsche zurück, ohne daß sich an der breiten Schattenwand etwas verändert hatte.
Der erste Versuch war fehlgeschlagen. Er startete zu einem zweiten, diesmal wollte er von oben nach unten schlagen und hatte den Arm auch schon angehoben, als er die Schreie hörte.
Diesmal drangen sie nicht aus der Halle, sie waren vor ihm aufgeklungen.
Der Schatten hatte geschrieen!
Nein, nicht geschrieen im eigentlichen Sinne. Es war mehr ein Quietschen, das entsteht, wenn sich rostige Kugellager oder Gelenke drehten, die lange geruht hatten.
Der Schatten litt!
Es war jetzt das eingetreten, was Suko nicht mehr zu hoffen gewagt hatte.
Aber konnte er ihn auch vernichten?
Bisher hatte sich der Schatten kaum bewegt. Nun zuckte er von links nach rechts, er drehte sich auch um sich selbst, erwischte mal die eine, dann die andere Wand und glitt wieder zurück, um in sein Zentrum zu gelangen, das ihn jedoch nicht lange halten konnte, denn wiederum spalteten sich die drei Teile ab.
Es war für Suko ein spannendes Wechselspiel, und die drei Teile, die sich im Anfang stets zusammengefunden hatten, schafften es nicht mehr, zu einem Schatten zu werden.
Sie wirbelten auseinander.
Einer huschte über die Decke, der zweite ebenso, der dritte bewegte sich lautlos von Wand zu Wand, wobei er einen Zickzackkurs einschlug und dem Chinesen immer näher kam.
Ausweichen konnte Suko nicht. Auf einmal huschte der Schatten über seinen Körper. Für den Bruchteil einer Sekunde bekam Suko etwas von der Magie und Kraft ab, die ihn noch immer ausfüllte. Ein eiserner Ring umschloß ihn blitzartig. Er umklammerte seine Hüfte ebenso wie die Brust, raubte ihm sogar die Luft, drehte sich an seinem Hals vorbei, dann war er verschwunden.
Suko mußte sich an die Wand lehnen und den Kopf drehen, um den Schatten verfolgen zu können.
Er glitt blitzartig über den Boden und jagte lautlos auf das Ende des Flurs zu, wo die Wand ihn abschloß.
Dort zeichnete er sich für einen Moment ab, bevor er sich endgültig auflöste, als wäre er in die Struktur eingedrungen, um nicht mehr zurückzukehren.
Ein flüchtiges Lächeln huschte über Sukos Lippen, bevor er sich den beiden restlichen Schatten zuwandte, in der Hoffnung, daß mit ihnen das gleiche geschah.
Sie tanzten, sie waren kleiner geworden, sie rasten zusammen - und Suko erlebte eine Schattenexplosion.
Für einen Moment strahlte genau das Gegenteil von dem aus, was sie dokumentierten.
Ein helles, grell sprühendes Licht umzuckte die Aufschlagstelle, dann verschwand es, und auch die Schatten waren nicht mehr zu sehen. Sie hatten sich aufgelöst.
Freie Bahn für Suko.
Erleichtert atmete er auf. Am liebsten hätte er seine Dämonenpeitsche gestreichelt. Nach dem, was er durchgemacht hatte, tat ihm seit kurzem jeder Sieg doppelt gut.
Er ging jetzt auf die Treppe zu.
Diesmal konnte er sich wieder auf die Stimmen konzentrieren. Schlagartig erbleichte er.
Er hörte und
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