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0732 - Schattenreiter

0732 - Schattenreiter

Titel: 0732 - Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in die Höhe. Er zwinkerte mit den Augen, wo sich die Körner einfach festgesetzt hatten.
    Durch den offenen Mund holte er Luft. Die Kälte nahm zu. Wie Eisgrieß bedeckte sie seine Haut.
    Und sie ließ sich auch nicht stoppen, denn sie drang durch die zahlreichen Öffnungen in seinen Körper ein, um ihn dort zu quälen.
    »N… nein…«, ächzte er. »Um Himmels willen, nein! Ich will es nicht, ich…«
    Seine Stimme versagte. Es kam ihm vor, als hätte ihm jemand einen zusammengeknoteten Lappen wuchtig in die Kehle gerammt. Der Schatten hatte die Kontrolle über ihn bekommen.
    Bill schwankte bei jedem Schritt wie ein Betrunkener. Er kontrollierte sich nicht mehr selbst, er war zu einer Marionette degradiert worden, die an den Fäden einer Schattengestalt hing. Immer näher kam er an sein Ziel heran.
    Eine absolute Schwärze, die zwischen Boden und Decke schwebte. Auch jetzt sah Bill nicht die Spur eines Lichtfunkens. Der Schatten eines Menschen hatte sich auf magische Weise verselbständigt, aber die Stimme des Menschen übernommen.
    »Du…«
    Er hörte dieses eine Wort aus dem Zentrum des Schattens dringen. Es war nicht normal gesprochen worden, es glich einer Drohung, die düster ausgestoßen war.
    Bill kämpfte gegen die andere Macht. Er wollte sich nach hinten werfen, dann wegrennen, nur schaffte er es nicht einmal, den Kopf in den Nacken zu drücken.
    Breitbeinig ging er weiter. Der Druck verstärkte sich, der Zug ebenfalls. Er holte ihn zu sich heran.
    Bill sah nur noch den Schatten. Er war so nahe herangekommen, daß er weder rechts noch links an ihm vorbeischauen konnte. Nur diesen verfluchten Schatten.
    Und der bewegte sich.
    Er zitterte zunächst an den Rändern, als wollte er sich noch mehr ausdehnen. Das Gegenteil trat ein.
    Der Schatten zog sich zusammen, er verwandelte sich in eine geballte Masse und machte sich bewußt kleiner. Bill bekam das nicht in die Reihe. Er sah keinen Grund für diese Veränderung, aber er merkte gleichzeitig, daß sich die Kraft auf seinen Kopf konzentrierte.
    In ihm hämmerte es. In ihm war ein mächtiger Druck entständen und gleichzeitig etwas, das die Form eines Trichters besaß. Ein Trichter, in dem es quirlte und sich starke Strömungen zusammenfanden, gegen die er nichts ausrichten konnte.
    Er spürte den Druck, er ging in die Knie, er holte tief Luft und hatte dabei den Eindruck, etwas trinken zu müssen, das ihm völlig fremd war. Eine Masse, die keine war.
    Kälte, nur Kälte…
    Er saugte sie ein.
    Sie war da, und je mehr ihn die andere Kraft dazu zwäng, Luft zu holen, um so stärker verkleinerte sich der Schatten, so daß er beinahe nicht mehr vorhanden war.
    Der Schatten hatte seinen Standort gewechselt. Er war unsichtbar geworden, denn er befand sich jetzt im Körper des Reporters.
    Ein anderer in ihm.
    Ein Schatten, ein Geist, den er auch spürte, denn etwas rumorte durch seine Adern.
    Er dachte darüber nach, als er sich herumdrehte und auch weiterhin torkelte. Aber es war nicht der Eindruck entstanden, als hätte er etwas getrunken, obwohl er sich wie aufgefüllt fühlte. In ihm tobte eine fremde Kraft, die hatte die Kontrolle über ihn bekommen, sie durchrieselte ihn von den Zehenspitzen bis hoch zur Stirn, und er schaffte es nicht, sich dagegen zu wehren.
    Der Schatten war grausam.
    Der Schatten war fremd.
    Er dachte anderes, er handelte anders, und er drückte Bills eigenes Ego zurück.
    Der Reporter fiel mit der Schulter gegen die Wand. Für einen Moment konnte er in dieser Haltung stehenbleiben, dann übernahm der Schatten wieder die Kontrolle und drängte ihn weiter.
    Es gab ein Ziel.
    Als Bill sich umgedreht hatte, sah er die Treppe. Die ersten drei Stufen konnte er noch sehen, die anderen verschwammen zu einem grauen Gebilde. Schon jetzt kam es ihm vor, als würde er, wenn er die ersten beiden Stufen hinter sich gelassen hatte, in einen grauen, tiefen Abgrund stürzen, aus dem es keine Rückkehr gab.
    Trotzdem taumelte er vor. Dabei schwankte er wieder. Seine Füße schleiften über den Boden, dann hämmerten sie mit dumpfen Echos, als würden unsichtbare Fäuste neben ihm auftreffen.
    Bill erreichte die Treppe.
    Mit der rechten Hand berührte er das Geländer. Die Folie knirschte, als er sie mit der Hand berührte und sie sich unter seinen Fingern zusammenzog.
    Dann ging er weiter.
    Die erste Stufe, die zweite, auch die dritte konnte er normal nehmen. Er brauchte sich nicht einmal festzuhalten, die Schattenkraft hielt ihn voll und ganz in ihrem

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