0733 - Der Weg des Diktators
Halbkugel.
Die Ladung der Rakete war auf dem unsichtbaren Schutzschirm wirkungslos geworden. Die Outsider wußten, daß Casalle auf diese Art nicht zu verwunden war, aber davon waren sie mit Sicherheit bereits vor dem Abschuß überzeugt gewesen. Aber nun brach das Chaos erst richtig aus.
„Wir bleiben in den Verstecken und versuchen, die Outsider zu lokalisieren!" befahl Percellar durch den Minikom.
„Verstanden, Chef!" kam es zurück.
Die Tiefstrahler und die zahllosen Scheinwerfer der Gleiter, die Suchlichter der Roboter und die Handlampen der Wachkommandos bildeten lange Gassen in der Dunkelheit.
Sergio sah, daß Casalle hinter seinem Schreibtisch aufgesprungen war und sich jetzt selbst im Abwehrfeld eines körpereigenen HÜ-Schirms befand.
Einige Gleiter kreisten über dem Gebiet.
Lange, stechende Lichtbündel griffen hinunter zur Erde, schwenkten umher und irrten zwischen den Bäumen und den Gebäuden umher. Hin und wieder vereinigten sich einige Scheinwerferstrahlen und verharrten auf einem Fleck. Dann fauchten schwere Paralysatorstrahlen auf. Dröhnende Schüsse aus Hochenergiewaffen waren zu hören. Systematisch kämmten die Maschinen und die Wachen die Wege und schmalen Straßen ab. Sergio sah von seinem Platz aus fast alle Bewegungen und wußte, daß er und seine Leute kaum gefährdet waren.
Plötzlich nahm eine andere Art von Aktivität zu.
Von draußen, jenseits des Sperrkreises, kamen einige Gleiter mit auf geblendeten Scheinwerfern in mittlerer Höhe herangeschwebt. Sie hatten kaum die Barrieren überflogen, als sie ein tödliches Feuerwerk begannen.
Nacheinander detonierten Bomben am Boden. Ungeheure Lichtblitze waren zu sehen. Glas klirrte unaufhörlich, und die Fetzen aus dem Mauerwerk, die von den Sprengungen herausgerissen wurden, krachten donnernd zu Boden. Aus den Kanzeln der Gleiter zuckten die Strahlen von Energiegeschützen.
Sergio sah, immer unruhiger und nervöser, daß die Bomben in gleichmäßigen Abständen fielen und die Strahlen in mathematisch exakten Intervallen einschlugen. Zu exakt, zu gleichmäßig. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren die Maschinen ferngesteuert und mit entsprechenden Automatiken ausgerüstet.
Die Arsenale der Outsider schienen hervorragend bestückt zu sein, vermutlich machten diese Frauen und Männer bei ihren Überfällen auf Angehörige der oberen Dienstgrade gute Beute an Waffen und Ausrüstung.
Sergio winkelte den Arm an und sagte leise: „Der Angriff ist nur eine Ablenkung. Die Outsider werden sämtliche Wachen und Maschinen beschäftigen. Sie haben mit Sicherheit einen Angriff auf das Haus vor, in dem Trevor Casalle wohnt."
„Dachten wir uns auch gerade. Was tun?"
„Die fünf Gruppen rund um das Haus machen sich bereit. Ich komme selbst. Vielleicht schnappen wir einige Outsider."
„In Ordnung, Sergio!"
„Ich komme."
Die Gleiter, insgesamt sieben, kamen aus verschiedenen Richtungen. Sie flogen jetzt niedriger und langsamer, dafür aber in wirren Zickzacklinien. Die ersten Abwehreinrichtungen begannen zu feuern. Der Nachthimmel war von rötlichen, weißen und blauen Lichtblitzen erfüllt. Noch immer schlugen Bomben ein, zerstörten Roboter und töteten Wächter, zerfetzten die Äste und das Laub der Bäume, die sich wie im Sturm bewegten. Wie durch Zufall schlugen einige Schüsse aus den Gleitern in das Gebäude ein, in dem sich Casalle aufhielt.
Anscheinend aber konzentrierte sich der Angriff der ferngesteuerten Maschinen auf das benachbarte Bauwerk, einen runden, schlanken Wohnturm, der sich nach oben kegelartig verjüngte.
Langsam stand Sergio auf.
Er testete mit einigen Knopfdrücken seine Ausrüstung, dann klappte er das Visier des Nachtsichtgeräts hoch und verschwand hinter den Büschen des Daches. Er kam mit vier langen Schritten bis zu dem getarnten Einstieg. Dort schwang er sich in den Reparaturschacht des Antigravlifts und begann mit der Schnelligkeit eines Schimpansen die Stahlbügel abwärts zu klettern.
Im Schacht war es fast völlig dunkel, aber weder seine Sohlen noch die Finger verfehlten einen einzigen der achtzig Bügel.
Endlich stand er vor der präparierten Stahltür. Ein Blick auf den winzigen Bildschirm zeigte ihm, daß das Niveau dieses Kellerteiles leer war. Nur einige Gleiter, verstaubt und auf Böcken ruhend, und die verkleideten Maschinen der Hausversorgung waren im trüben Licht einiger Notlampen zu erkennen. Lautlos schwang die Tür auf, ebenso lautlos verschloß Sergio sie wieder.
Er verschmolz
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