0733 - Der Weg des Diktators
schwere Schockwaffe.
„Hier scheint alles frei zu sein, Sergio!" flüsterte er. „Ich kann das Gelände bis zu der Treppe übersehen."
„Eine kurze Situationsschilderung?"
„Gern."
Sergio erfuhr, daß die Angehörigen seiner kleinen Truppe genau wußten, was vorgefallen war. Das Haus Casalles wimmelte von Wachen und Maschinen. Sämtliche Sicherheitseinrichtungen liefen auf höchsten Touren. Es war unmöglich, ohne besondere Qualifikation in das Gebäude hineinzukommen oder sich gar darinnen zu bewegen.
„Wie ist es mit den Outsidern gegangen? Noch drinnen?"
erkundigte er sich und versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen.
„Ja. Wir haben zehn Mann gezählt. Acht Männer, zwei Frauen.
Sie sind im Maschinenkeller versteckt. Offensichtlich hat man sie bis jetzt nicht gefaßt."
Sergio nickte langsam. In seinen Gedanken begann sich ein kühner Plan abzuzeichnen.
„Ich versuche, zu Casalle vorzudringen. Ich habe den Vertrag bei mir. Wir sollten es schaffen, jene zehn Outsider gefangenzunehmen und wegzuschaffen. Meinst du, wir können es riskieren?"
„Möglichst bald, denn das Chaos ist unser bester Helfer. Ich habe gehört, daß wir bisher fünfzehn Uniformen von Wachen haben. Und die entsprechenden Waffen und so weiter. Reiche Beute."
„Ausgezeichnet. Ich melde mich wieder. Ist jemand an der Treppe?"
„Ja. Bei der Baumgruppe."
„In Ordnung!" schloß Percellar, sah sich um und sprang dann aus der Dunkelheit hinaus auf die freie Fläche. Noch immer wurde gekämpft. Genauer gesagt, waren es keine eigentlichen Kämpfe. Die Maschinen der Outsider ur ddie Outsider selbst richteten Angriffe gegen das Haus und die unmittelbare Umgebung, und einige von ihnen versuchten, zu Casalle vorzudringen.
Die Wachen und das gesamte System der Sicherungseinheiten dieses Bezirks versuchten hingegen, den Feind zu lokalisieren und zu fassen. Es war ihnen bei einigen der ferngelenkten Gleiter gelungen, aber sie konnten kaum mehr tun, als einen dichten Kordon um das bewußte Gebäude zu legen.
Sergio kannte einen Weg, diese Absperrung zu überwinden.
Er lief einen Plattenweg entlang. Unter den Sohlen seiner Einsatzstiefel knirschten Glasscherben und Reste von Mauerwerk. Zehn Schritte weiter lag ein bewußtloser Wächter in Unterkleidung. Seine Uniform befand sich im Besitz der OGN-Einsatzgruppe. Sergio grinste grimmig und sah weiter vorn einige Lichter, dann die Baumgruppe.
Ein Lichtstrahl von rechts warnte ihn.
Er wurde schneller, sah undeutliche Bewegungen, hörte Stimmen und dann das Summen eines Gleitermotors.
Ehe der Hauptscheinwerfer eingeschaltet wurde, schnellte Sergio sich hoch. Seine ausgestreckten Arme berührten federndes Holz, seine Finger krallten sich um einen nachgebenden Ast. Er machte eine halbe Rolle vorwärts und schwang sich in das Geäst des Baumes hinein.
Seine Sohlen, die höher waren als seine Schultern im Augenblick, ertasteten einen anderen Ast. Sergio hangelte sich mit vier, fünf schnellen Griffen aufwärts und war im dichten Laub des Baumes verschwunden, als der offene Gleiter mit den vier Wachen aus der Seitengasse hervorschoß und genau die Stelle ansteuerte, an der er eben noch gelaufen war.
Zwei schnelle Griffe. Sergio hielt die kombinierte Waffe in der rechten Hand und zielte schräg nach unten. Der Lauf ging mit der Bewegung des Fahrzeugs mit. Dann feuerte Sergio viermal hintereinander. Das dröhnende Summen des Schockstrahlers klang wie ein einziger Schuß.
Die vier Personen sackten zusammen und kippten zum Teil über den Rand der offenen Schale. Ein fünfter Schuß - Percellars Daumen hatte den Knopf in die andere Stellung geschoben - heulte in das Steuerpult. Der Gleiter beschleunigte und krachte nach dreißig Metern Fahrt gegen eine Mauer.
Sergio steckte die entsicherte Waffe weg und sagte in das Mikrophon: „Sergio hier, an der Kreuzung mit der Treppe. Ich habe einen Gleiter außer Gefecht gesetzt. Vier Uniformen, vier Waffen.
Nehmt ihnen auch die Identifikationsplaketten ab, wir brauchen sie sicher."
Es konnte sein, daß die Funkgeräte angepeilt wurden, aber Sergio rechnete mit der Nachlässigkeit der Aphilen, die sich besonders im Chaos deutlich zeigte. Außerdem sah er darin kaum eine sonderlich große Gefährdung der Mission, die in drei Stunden zu Ende sein mußte.
„Verstanden. Wir kommen."
Percellar turnte einige Meter weit in den Ästen, dann schwang er sich hinter dem Stamm zu Boden und blieb sekundenlang regungslos stehen. In seiner Umgebung
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