0733 - Der Weg des Diktators
in einigen Kistenstapeln fielen krachend zu Boden. Gestalten kamen heraus und blinzelten im Licht der Lampen. Schmale Türen von Versorgungsschächten öffneten sich.
Aus einigen abgestellten, verrosteten Gleitern krochen die Outsider. Es war absolut nichts Erheiterndes in diesen langsamen Bewegungen, die beiden Frauen und die acht Männer steckten in Kampfuniformen und waren mehr als hervorragend ausgerüstet.
Aber angesichts der zwei Strahlermündungen, die sich auf jeden von ihnen richteten, hatten sie keine Chance.
Vermutlich glaubten sie, was Percellar laut gerufen hatte.
Sergio wartete, bis unter fast völligem Schweigen die zehn Personen in einer Gruppe vor ihm standen.
„Achtung! Sie sind bewaffnet. Sollen wir ...?" fragte einer der OGN-Männer in der makellos sitzenden Wächteruniform.
Sergio winkte nachlässig ab.
„Das soll kein Kampf werden. Wer ist hier der Chef?"
Aus der Gruppe löste sich schweigend ein mittelgroßer Mann.
Unter der Kleidung war sein sehniger, durchtrainierter Körper deutlich zu erkennen. Kalte, aber aufmerksame Augen musterten jeden Zentimeter von Percellars Erscheinung.
„Ich Jocelyn."
Percellar bemühte sich, nicht zusammenzuzucken. Aber Jocelyn hatte das Zögern bemerkt. Sergio hatte diesen Namen schon oft gehört. Schon seit Jahren war Jocelyn unter den Outsidern ein Begriff. Ein Mann von raffinierter Vielseitigkeit, ein erbarmungsloser Jäger der Immunen.
„Jocelyn der Specht", sagte Sergio leise. „Befehlen Sie Ihren Leuten, keinen Unsinn zu versuchen. Sie haben im Moment keine Chance. Ich möchte mit Ihnen reden."
„Sie tun es bereits!" sagte der Specht nach einer entsprechenden Handbewegung. Sein Mittelfinger zuckte mehrmals unkontrolliert.
Es war, als würde er auf einer unsichtbaren Fläche einen jener harten, schnellen Wirbel trommeln wollen, die ihm den Beinahmen Specht eingebracht hatten.
„Wie gesagt: keine Waffen."
„Schon gut. Was macht Sie so milde, OGN-Mann?"
Sergio Percellar wußte, daß dies eine wichtige Unterhaltung werden würde. Er biß sich auf die Oberlippe und sagte schließlich halblaut: „Ich bin nicht milde. Wir alle sind ziemlich entschlossen. Sie sind dafür bezahlt worden, Admiral Trevor Casalle umzubringen?"
Niemand sprach. Die Augen von Jocelyn verengten sich kurz.
Seine Hand zuckte an die Waffe, aber er hatte sich mustergültig in der Gewalt. Nach wenigen Zentimetern hielt die Hand mit gespreizten Fingern an.
„Sehr besonnen, Jocelyn. Keine falsche Dramatik. Wie lautet die Antwort?"
„Richtig."
„Ructyn hat Sie bezahlt. Sie haben dieses Spektakel hier inszeniert. Sehr geschickt, sehr aufsehenerregend, und es gab uns beiden Gelegenheit, hier einzudringen. Und auch wieder zu verschwinden. Wissen Sie eigentlich, daß Sie in ganz kurzer Zeit keinerlei Chancen mehr haben?"
Irritiert fragte der Specht zurück: „Was meinen Sie damit?"
Seine Gruppe schien verblüfft, auf keinen Fall aber überzeugt zu sein. Sergio hob die Hand und erklärte: „Sie sind mit uns der Meinung, daß Khantank dank Ihrer Tätigkeit keine Chance mehr hat, Licht der Vernunft zu werden?"
Jocelyn lächelte kühl.
„Sie haben recht. Khantank hat nichts mehr zu bestellen.
Ructyn hat alle Chancen für den Thron."
Sergio schüttelte den Kopf, dann meinte er schleppend: „Nicht mehr. Sie alle irren, Jocelyn. Die Outsider haben auf die falsche Nummer gesetzt."
„Wir sind sicher, daß Schmenk Ructyn das neue Licht der Vernunft wird!"
Wieder schüttelte Sergio den Kopf. Inzwischen wurden seine Leute unruhig, die Minuten vergingen. Sergio blickte kurz auf die Uhr und sagte leise: „Fangt an. Am besten dort hinten, in der Deckung."
Fünf seiner Leute schnallten sich längliche Ausrüstungsstücke vom Rücken und verschwanden zielbewußt weiter hinten in dem Keller. Sergio sagte, etwas lauter und mit mehr Bestimmtheit: „Durch die widerliche Auseinandersetzung zwischen Ructyn und Khantank ist die Menschheit unsicher geworden. Der kommende Mann ist Casalle. Das weiß Ructyn. Er fürchtet ihn, denn sonst hätte er nicht die Outsider eingesetzt. Sie, Jocelyn, sind jetzt unser Gefangener.
Ich weiß, daß Sie kein Wortbrüchiger sind.
Wir lassen Sie augenblicklich frei, wenn Sie mir das Wort geben, nicht mehr gegen Casalle zu arbeiten. Versprechen Sie mir, sich nicht mehr für Ructyn einzusetzen?"
„Was sollten wir für Gründe dafür haben?"
„Die Organisation Guter Nachbar wird Trevor Casalle unterstützen. Wir versprechen uns davon mehr
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