0733 - Der Weg des Diktators
Ihnen Hilfe angeboten?"
Major Kratt verzog sein schmales Gesicht und stützte die Unterarme auf die Tischplatte.
„Er wandte sich an mich, um eine Verbindung zu Ihnen zu schaffen. Ich kenne ihn schon lange, und sein Computerdossier ist einwandfrei. Kein Flüchter, ein sehr profilierter Standhafter."
„Ich werde ihn später kennenlernen. Was schlägt er vor?"
„Ein spektakuläres Ereignis, das Sie den Bewohnern von Terra, Goshmos-Castle und Luna präsentieren sollen. Ein Schauspiel, das Sie profilieren soll. Die Menschen müssen wissen, wen sie unterstützen."
Casalle brauchte nicht lange zu überlegen, um zu wissen, daß der Vorschlag hervorragend war.
„Hat er sich geäußert?"
„Noch nicht. Er wartet. Soll ich ihn holen lassen?"
„Halt, nein. In einigen Minuten gibt es Nachrichten. Ructyn hat einen öffentlichen Aufruf angekündigt. Hören wir zu, was er zu sagen hat. Er scheint zu wissen, daß die Outsider keinen Erfolg hatten."
Es war der Morgen des sechsundzwanzigsten August.
In der Zeit zwischen der dramatischen Nacht und diesen Stunden war nicht viel geschehen. Khantank schien jegliche Aktivität aufgegeben zu haben. Die Meldungen von Unfällen und rätselhaften Unglücken waren aus den Tagesnachrichten verschwunden. Obwohl Ructyn einen Teil der Television manipulieren konnte, glaubten weder Kratt noch Casalle, daß er diese Meldungen unterdrückte.
Es gab keine solchen Aktionen mehr.
Dafür geschahen andere, in ihrer Art verblüffende Dinge.
Nur Kratt und Casalle wußten, wie es dazu kam. Allerdings kannten sie die technischen Einrichtungen nicht, mit deren Hilfe die Programme der Sender gestört wurden. Die ausgestrahlten Sendungen wurden unterbrochen, statt dessen erschienen Aufrufe der Organisation Guter Nachbar.
Trevor Casalle schaltete das Sichtgerät ein und schob den Regler für die Lautstärke nach vorn.
„Hören Sie!" sagte er zu seinem Adjutanten. Seine schlanken Finger deuteten auf den Bildschirm. Wieder packte ihn das Gefühl herankriechenden Unheils. Wieder drängte sich der Begriff „Tod" in Casalles Gedanken. Er fühlte, wie sich das Haar an den Unterarmen aufstellte. Plötzlich schien sich Kälte im Raum auszubreiten. Es war ein Anfall von kreatürlicher Todesfurcht, eine der Schattenseiten der Aphilie. Die Stimme der Ansagerin kam wie aus weiter Ferne.
„ ... eine öffentliche Stellungnahme von Schmenk Ructyn, dem Vorstand des Amtes für Staatssicherheit.
Sehen und hören Sie, was Ructyn Ihnen zu sagen hat."
Das Bild wechselte. Die Kameras befanden sich jetzt im Arbeitszimmer des Mannes, der hinter seinem Schreibtisch saß.
Die Männer starrten in den Bildschirm und sahen dort das dreidimensionale Abbild des Wiesels. Seine dunklen, flinken Augen glitten suchend umher, dann starrten sie in die Linse.
„Im Augenblick, Bürger der Erde", sagte er mit seiner flachen Stimme, „tobt ein unwürdiger Machtkampf zwischen drei Männern. Sie alle beanspruchen mit unterschiedlichen Begründungen und mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten den Thron des Lichtes der Vernunft.
Leider gibt es kaum eine Möglichkeit, diese Entscheidung zu beeinflussen. Admiral Casalle, Leifer Khantank und ich werden die Entscheidung unter uns ausfechten müssen!
Khantank hat kaum mehr Unterstützung, außerdem sind alle seine Mitarbeiter von Wert von unerklärlichen Unfällen dahingerafft worden. Also bleiben nur ich und Casalle übrig. Um das mühsame Ausscheidungsverfahren zu beschleunigen und eine schnelle, wirkliche Klärung herbeizuführen, habe ich öffentlich einen Vorschlag an Admiral Casalle zu richten."
Casalle und Major Kratt warfen sich einen langen Blick zu.
Kratts Finger krochen langsam über einen Teil der Sessellehne und in die Nähe des Kolbens seiner Waffe.
„Es geht um das Licht der Vernunft!" verkündete Ructyn angriffslustig. „Sonst interessiert mich Casalle nicht. Ich fordere Sie, Admiral, zu einem Duell auf. Die ganze Menschheit soll Zeuge sein und den Sieger kennenlernen können."
„Das ist wohl mehr als ungewöhnlich. Ein Duell? Dieser Zwerg mit den dicken Lippen?" wunderte sich Trevor Casalle.
Ructyn sprach weiter, als sähe er die beiden Männer durch eine Glasscheibe vor sich sitzen. Sein Gesicht ließ nichts von dem Kampf in seinem Innern erkennen. Er schien ganz genau zu wissen, was er wollte.
„Ich meinte ein Duell", sagte er ruhig. „Aber kein Duell mit tödlichen Waffen, sondern ein Duell mit den Waffen des Geistes.
Wir werden eine Diskussion
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