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0733 - Der Weg des Diktators

Titel: 0733 - Der Weg des Diktators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen Punkt zugeschoben und gedrängt, an dem er seine Vorstellungen verwirklicht sah.
    Sergio Percellar, der diese Sendung in dem winzigen, krächzenden Empfänger des veralteten Lastengleiters der Stadtverwaltung mitverfolgte, pfiff anerkennend durch die Zähne.
    Dieser Seraph war mehr als ein Künstler, in einer Welt der Aphilen war es schwer, Reaktionen, Träume, Wünsche und andere nonaphile Überlegungen bei Menschen hervorzuzaubern.
    Hier glückte es.
    Wer war der vielversprechende Retter der Menschheit?
    Wer war der Anwärter auf den Thron?
    Wer war das neue „Licht der Vernunft"?
    Noch gab es keine Namen.
    Aber aus der Anonymität schob sich eine Figur heraus. Admiral Trevor Casalle in sieben verschiedenen Szenen, die Schlüsselerlebnisse provozierten. Schließlich, nach dieser siebengeteilten Präsentation, erschien Casalle im Bild. Wirklich und dreidimensional, live im Studio.
    „Freunde", sagte er mit seiner sonoren Stimme, die gleichermaßen beruhigend und versprechend klang, „Mitbürger.
    Vor kurzer Zeit wurde ich herausgefordert. Sie und ich wissen, was wir von Schmenk Ructyn zu halten haben, und das ist noch zu positiv.
    Selbstverständlich stelle ich mich diesem Duell. Ich tue dies, weil wir alle wissen, daß ich besser bin. Aber ich gehe noch einen Schritt weiter, um meine bessere Position schon jetzt zu dokumentieren.
    Natürlich kann unser Duell von Terra Vision übertragen werden.
    Ich bitte sogar darum.
    Aber die Schiedsrichter werden keine Menschen sein. Wir alle sind beeinflußbar und neigen dazu, unsachlich, unlogisch und unvernünftig zu urteilen. Ein Computer tut dies nicht, und deshalb werden Rechenmaschinen darüber urteilen, wer von uns beiden die höhere Vernunft beweist.
    Ich wurde herausgefordert, jetzt antworte ich.
    Am Mittag des achtundzwanzigsten August werden wir uns treffen, Schmenk Ructyn und ich. Es gibt ein Trainingscenter hoch in den Anden, in dem wir vor allen denkbaren Einflüssen von außen sicher sind.
    Die Leute von Terra Vision sind eingeladen.
    Etwa eintausend Sitzplätze sind in der Innenarena vorhanden, so sichere ich es ab, daß Bürger wie Sie an dieser Ausscheidung teilhaben können. Der Sieger dieses Duells wird der neue Inhaber des Thrones sein, das neue Licht der Vernunft. Ich bin sicher, daß ich es bin, und ich verspreche und gelobe der Menschheit schon jetzt, daß ich sie aus der drohenden Lage herausführen werde, und dies in kurzer Zeit. Ich glaube, wir werden viele vernünftige, logische und erhellende Augenblicke miteinander haben.
    Ich danke für die Aufmerksamkeit."
    „Verdammt!" sagte Percellar. „Das war der Sieg vor dem Kampf. Dieser Seraph - einsame Klasse."
    Er wußte, daß Casalle meinte, was er sagte, nicht nur das. Er war davon überzeugt. Eine andere Haltung war ihm unmöglich, denn er war einer der glühendsten Verfechter der Vernunft. Aber das bedeutete keineswegs, daß er ein gegebenes Wort nicht brechen oder sonstige unschönen Dinge tun würde.
    Wieder einmal wünschte sich Sergio, in einem ganz anderen Jahrtausend geboren worden zu sein.
    „Scheußlich unangenehm!" murmelte er. Er hörte nicht ohne Verblüffung davon, daß man den Gleiter mit der Leiche Leifer Khantanks gefunden hatte, und anschließend an die Nachrichten sah er die Störsendung der OGN. Sie war bei weitem nicht so gut wie die Regie von Dustin Seraph, aber sie unterstützte offen Admiral Trevor Casalle, das neue „Licht der Vernunft".
    Zum erstenmal kamen Sergio Percellar Zweifel an der Richtigkeit seiner Mission.
     
    *
     
    Es war Nacht. Alles war bereit. Nichts würde dem Zufall überlassen sein. Sergio hatte getan, was er konnte - und das war viel.
    Er wußte, daß er zehn Stunden absoluter Ruhe hatte. Er brauchte sie auch, denn ein übermüdeter Agent oder Kämpfer ist nicht leistungsfähig. Er hob den Fuß aus dem warmen Wasser, sah die Schaumblasen an seinen Zehen herunterrutschen und grinste. Er lag ausgestreckt in der riesigen Badewanne und hatte vor, ohne Gewissensbisse seine Freundin zu betrügen ... falls man dies so nennen wollte. Er grinste, tastete mit der linken Hand nach dem gefüllten Glas und rief halblaut: „Moryann!"
    „Ich komme. Eine Zigarette?"
    „Du hast es erraten!" rief er zurück und tauchte bis zum Hals unter. Der alte Whisky schmeckte hervorragend. Er fühlte, wie die Wärme des parfümierten Wassers die Schlacken der Müdigkeit aus seinem muskulösen Körper zu vertreiben begann.
    Das Mädchen, eine Angehörige der kleinen

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