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0733 - Der Weg des Diktators

Titel: 0733 - Der Weg des Diktators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verschlafene Stimme, die er sofort erkannte.
    „Ja?"
    „Sie entsinnen sich, Jocelyn", fragte Percellar nicht ohne Schärfe, „daß wir ein Abkommen getroffen haben?"
    „Ich habe nicht vor, es zu brechen!" war die Antwort.
    „Sie wissen, daß Ructyn morgen mittag auf Sie zählt?"
    „Natürlich", sagte der Outsider.
    „Und Sie sind sicher, daß Casalle auch morgen seinen taktischen Vorteil sichern wird?"
    Ein leises, selbstsicheres Lachen ohne Humor.
    „Absolut sicher. Sind Sie ebenfalls Gast dieser Schau?"
    „Nein."
    „Sie werden etwas versäumen. Der neue Public-Relations-Mann Seraph hat alles getan, um ein dramatisches Spektakel übertragen zu lassen."
    Jetzt lachte Percellar kurz.
    „Das glaube ich. Wir sehen uns also später wieder in der Diamantenmine?"
    „Vermutlich sehen wir uns nur von fern. Jedenfalls können Sie in den nächsten Stunden ruhig schlafen."
    „Was ich Ihnen ebenfalls wünsche!" murmelte Sergio, schaltete ab und ging leise zurück in den Schlafraum. Moryann war wach geworden und blickte ihn schweigend an. Er setzte sich neben sie und strich über ihr Haar.
    „Und?" fragte sie.
    „In spätestens vierundzwanzig Stunden sind wir alle wieder in Sicherheit, zusammen mit den Gefangenen."
    Sergio kannte den Text des Vertrags, der zwischen der OGN und Casalle bestand, so gut wie auswendig. Aber er kannte auch die Gefahr. Wenn es der Idee widersprach, also dem Fortgang und der weitreichenden Ausbreitung der Aphilie, würde jeder Aphile bedenkenlos jeden Vertrag jederzeit brechen.
    „Ich hoffe, du hast recht!" flüsterte sie und zog ihn an sich.
     
    5.
     
    Eine der wenigen therapeutischen Maßnahmen die wir freiwillig aus der Zeit der Vergangenheit übernahmen, ist der Begriff der Strafarbeit und der Arbeitslager. Natürlich wissen wir, daß fast alle Arbeiten, die unter diesen Begriff fallen, weit besser von Maschinen ausgeführt werden können. Aber Maschinen begehen keinerlei Straftaten, und niemand muß Maschinen umerziehen oder kann sie für Vergehen büßen lassen. Die Würde des neuen Menschen verlangt es, daß für eine Straftat gebüßt werden muß.
    Nach dieser Zeit der Bewährung ist der kranke oder immune Mensch in der Lage, die Welt im „Licht der Vernunft „zu erkennen. Die Zwangsarbeit und in bestimmten Lagern abgeleistet, die außerhalb der Zentren menschlicher Kultur liegen. Die Strafe wird in Jahren oder deren Bruchteilen zugemessen. Körperliche Arbeit zur Rehabilitation gilt in der neuen Menschheit als Strafe, die mit der Würde des Menschen zu vereinbaren ist. Jahrzehnte der Erfahrung haben gezeigt, daß intensive körperliche Arbeit kriminaltherapeutische Wirkung hat.
    Aus einer Rede Reginald Bulls, des „Lichts der Vernunft"
     
    *
     
    Dustin Seraph war der erste aus Casalles Team, der die Halle betrat. Sie befanden sich auf einem kalten, staubigen Hochplateau der Anden, jenseits der Baumgrenze, in einer klaren und dünnen Atmosphäre. Hier oben war der Himmel besonders charakteristisch gefärbt. Die Sonne Medaillon strahlte fast senkrecht herunter und verwandelte das Plateau und die immer wieder aufwirbelnden Staubwolken in eine phantastische Szenerie.
    Der Duellraum war in den großen Kontrollraum des Testzentrums verlegt worden. Hier stand auch die aus Fertigteilen zusammengebaute Tribüne für die Zuschauer. Die beiden Kontrahenten waren noch nicht eingetroffen.
    Seraph wandte sich an einen Aufnahmetechniker und sagte: „Alles getestet? Sind wir bereit?"
    Er hatte alles getan, was ihm seit einigen Tagen eingefallen war. Trotzdem hatte er ein Gefühl, das er nur mit Chaos assoziieren konnte.
    „Wir sind bereit, aber es fehlen die Zuschauer, die Eskorten und die zwei Kandidaten."
    Einstmals war die Hochebene ein Versuchsgelände für Triebwerke gewesen. In der Vergangenheit waren hier Gleiter und Lufttransporter getestet worden. Der Testrechner war an die größten Rechengehirne Terras angeschlossen worden. Im Kontrollraum befanden sich Linsen, Mikrophone und Lautsprecher, externe Elemente der Maschinen, dicke Kabelstränge und alle nur denkbaren Anlagen. Ructyn hatte eingewilligt, daß Computer die letzte Entscheidung herbeiführen sollten. Sie würden mit unbestechlicher Präzision feststellen, wer von ihnen den höheren Grad konstruktiver Vernunft besaß.
    Viel zu schnell willigte Ructyn ein, dachte Seraph und wußte, daß dies der Grund für sein merkwürdiges Gefühl war. Er kannte Ructyn und traute ihm noch weniger als dem jungen Admiral.
    „Die

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