0733 - Ort des Schreckens
grinste mokant. Er strich dabei über sein Silberhaar und zupfte an den Frackschößen.
»Davon kommen Sie einfach nicht weg, wie? Sie bleiben dabei. Nur über die Hypnose können Sie sich das Verschwinden der Person erklären.«
»Das sehe ich als den richtigen Weg an.«
Der Illusionist nickte. »Wenn Sie von der Kraft der Hypnose dermaßen überzeugt sind, dann wäre es doch eigentlich einfach, dies nachzuvollziehen. Wissenschaftlich, meine ich.«
»Und wieso?«
»Ganz einfach. Sie lassen sich hypnotisieren und sehen, was dabei geschieht.«
Ich beugte mich vor. »Sie werden lachen, Mr. Westlake, aber daran habe ich auch schon gedacht.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
»Sofort?«
»Nein, obwohl ich meine, daß es möglicherweise bei mir nicht so viel bringt. Es könnte sein, daß in mir zu viele Abwehrkräfte stecken, die sich dagegen sträuben.«
»Dann fällt das also auch flach.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Es könnte sich zum Beispiel eine Person meines Vertrauens hypnotisieren lassen, und Sie bekämen gleichzeitig eine neue Assistentin.«
»Sie denken an eine Frau.«
»Richtig.«
Seine Nasenflügel zitterten, als er einatmete. »Mein lieber Sinclair, da haben Sie sich nicht nur viel vorgenommen, da haben Sie eine Verantwortung auf sich geladen, die ich jetzt nicht mehr übernehmen würde. Ich denke an meine Assistentin, die ich wieder gesehen habe. Sie hat sich sehr verändert.«
»Das habe ich nicht vergessen.«
»Trotzdem wollen Sie den Schritt gehen?«
»Ich muß zum Ziel kommen. Außerdem ist diese Person nicht so unbedarft, wie man annehmen könnte.«
»Wer ist es denn?«
»Sie werden die Frau nicht kennen, aber ich bin sicher, daß sie mitmachen wird.« Nach dieser Antwort stand ich auf. Vom langen Sitzen waren meine Gelenke steif geworden. Ich schaute auf die Uhr und dachte daran, daß Suko jetzt eigentlich hätte anrufen können, aber mein Freund ließ sich Zeit.
Westlake beschäftigte sich mit meinem Vorschlag. »Was ist, wenn diese Person auch verschwindet?«
Ich hob die Schultern. »Das wird sie einsehen, damit muß sie einfach rechnen.«
»Ist sie eine Kollegin von Ihnen?«
»So etwas Ähnliches.« Ich wollte den Namen Jane Collins noch für mich behalten. Es reichte, wenn Westlake ihn später erfuhr. Mich interessierte auch der Platz, wo es passiert war. Ich wollte auf die Bühne. Möglicherweise ließ sich dort noch eine gewisse Restmagie feststellen, jedenfalls wollte ich alles versucht haben, bevor ich mich mit Jane Collins in Verbindung setzte.
Auf dem Weg zur Tür trat Westlake mir in den Weg und legte seine Hände flach gegen meine Brust.
»Sinclair, ob Sie es glauben oder nicht, aber ich habe Angst. Eine verdammte hündische Angst, denn ich weiß nicht, was da noch auf uns zukommt. Wissen Sie, wie ich mich fühle? Wie jemand, bei dem der Himmel zusammenbricht. Alles kommt herab, alles regnet nach unten, und ich bin nicht mehr in der Lage, diese Gewalten zu stoppen. Ja, so fühle ich mich. Das Verschwinden dieser Frau macht mich wahnsinnig. Ich kann es mir nicht erklären, es kann doch nur mit meiner Hypnose zusammenhängen.«
»Stimmt.«
»Womit dann?« Er stand so dicht vor mir, daß ich jeden einzelnen Schweißtropfen beinahe zählen konnte. Sein Gesicht hatte einen gequälten Ausdruck angenommen, die Mundwinkel waren nach unten gebogen. Er zitterte. Da seine Hände noch auf meiner Brust lagen, übertrug sich das Zittern auch auf meinen Körper.
»Es gibt viele Phänomene, Mr. Westlake.«
»Ja, das weiß ich. Können Sie nicht konkreter werden?«
»Gut, aber behalten Sie es für sich.«
»Was denken Sie denn?« keuchte er. »Ich bin kein Waschweib, und ich habe doch wohl das geringste Interesse daran, daß etwas davon an die Öffentlichkeit gelangt. Ich habe nichts gegen die Presse, solange sie positiv über mich und meine Arbeit schreibt. Was aber hier passiert ist, kann meinem Image nicht nur schaden, es kann tödlich für mich sein, so daß ich meinen Beruf nicht mehr ausüben werde.«
»Da denken Sie nicht falsch.«
»Danke. Wie war das mit den Kräften?«
»Ich bin der Meinung, daß Susan Carter während ihrer Hypnose in einen anderen Strom hineingeraten ist und ihn gewissermaßen gekreuzt hat. Einen Strom, der stärker war als ihrer.«
Westlake grinste, als er fragte: »Und der sie einfach verschwinden ließ, wie?«
»Genau.«
»Unsinn, Sinclair«, er überlegte, legte den Kopf schief und flüsterte: »Oder nicht?«
»Eher
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