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0733 - Ort des Schreckens

0733 - Ort des Schreckens

Titel: 0733 - Ort des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stehen, und ich hörte ihn stöhnend atmen.
    Ich wartete ab. Mittlerweile hatte auch mich eine starke Spannung ergriffen. Ich war nicht so optimistisch, an eine Lösung zu glauben, nein, nicht schon jetzt, doch ich ging davon aus, daß ich mich auf dem besten Weg befand.
    Doch kam alles anders.
    Sekundenlang noch nahm ich die andere Kraft wahr. Ich hatte das Gefühl, als würde sie von meinem Kreuz aus irgendeiner Welt hervorgeholt, dann aber gellte der Schrei auf.
    Er war so furchtbar und markerschütternd, daß ich zusammenzuckte und die Konzentration verloren war.
    Auch Westlake hatte ihn gehört. Auf der Stelle wirbelte er herum und schaute zum seitlichen Rand der Bühne hin, denn dort war der Schrei aufgegellt.
    Es konnte nur einen geben, der geschrien hatte.
    Luti!
    Er war es dann auch, dessen schwere, polternde und schleifende Schritte wir hörten, als er auf die Bühnenmitte zutaumelte. Er schrie nicht mehr, aus seinem weit aufgerissenen Mund drang einzig und allein ein qualvolles Jammern.
    Den rechten Arm hielt er zur Seite hin ausgestreckt, und seine zitternden Finger umklammerten einen Gegenstand, bei dessen Anblick ich fast irre wurde.
    Es war die Hälfte eines Arms mit der dazugehörigen Hand, deren Finger ein Stück Stoff umklammerten.
    »Das ist ihr Arm!« brüllte Westlake. »Es gehörte Susan…«
    ***
    Keiner von uns begriff diese furchtbare Wahrheit so richtig. Wir waren geschockt. Westlake hatte den Kopf zur Seite gedreht, ich verhielt mich still und stand wie eine Statue in dem Lichtkreis. Nur einer stolperte weiterhin über die Bühne und hielt den Arm dabei fest.
    Luti schaute überhaupt nicht nach, wohin ihn sein Weg führte. Er ging, er stolperte, er jammerte und näherte sich immer mehr dem Rand der Bühne. Wenn er so weiterlief und nicht stoppte, würde er nach wenigen Schritten in den Orchestergraben fallen und sich womöglich den Hals brechen.
    Ich startete. Luti sah mich nicht einmal kommen. Er war zu sehr mit seiner makabren Last beschäftigt. Sein Blick hatte sich daran festgefressen. Ich beeilte mich. Einen Schritt vor dem Rand erreichte ich die Gestalt und umklammerte ihre Hüfte.
    Dann zerrte ich Luti zurück.
    Dieses Anfassen löste bei ihm eine bestimmte Reaktion aus. Er öffnete die Faust, und der halbe Arm rutschte nach unten. Mit einem dumpfen Schlag prallte er auf die Bretter.
    Ich stieß Luti zur Seite. Er preßte die Hände gegen sein Gesicht und sackte in die Knie.
    Auch ich war geschockt. So etwas steckt man nicht so schnell weg, aber ich mußte mich zusammenreißen und einen klaren Kopf behalten, denn hier ging es um verdammt viel.
    Der abgerissene Arm lag links neben meinem Fuß. Beim Fall hatte er sich so gedreht, daß er mit der Handfläche nach oben lag und ich gegen den Ballen schauen konnte.
    Es war ein rechter Arm und an seiner Abrißstelle, etwa dicht unterhalb des Ellbogens, mit Blut besudelt. Ich hatte nicht vergessen, was Westlake gesagt hatte.
    Es war Susan Carters Arm.
    Ein Irrtum war es bestimmt nicht, mußte er doch seine Assistentin am besten kennen. Meine Gedanken drehten sich weniger um den Arm als um die Person, der er einmal gehört hatte. Und damit endete meine Gedankenkette auch bei Suko.
    Er war losgefahren, um Susan Carter einen Besuch abzustatten. Hatte er sie gefunden? Und wenn, mit oder ohne ihren rechten Arm? Die Antwort hätte er mir geben können, aber er war nicht greifbar, und ich überlegte, wie es möglich war, daß sich genau dieser Arm hier materialisiert hatte.
    Er war aus dem Nichts gekommen, das jedenfalls nahm ich an. Ich beschloß, Luti darüber genauer zu befragen.
    Als ich die unregelmäßig gesetzten Schritte hörte, drehte ich mich um. Hugo Westlake kam als große Schattengestalt auf mich zu. Sein Haar sah zerrauft aus, er schüttelte den Kopf. Wenn er atmete, hörte es sich an, als würde er weinen.
    Neben mir blieb er stehen, bückte sich und legte seine Hände flach auf die Oberschenkel. Mit kratzigen Lauten räusperte er sich die Kehle frei, bevor er eine Frage stellte, die nur aus einem Wort bestand.
    »Wieso?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber ich werde es herausfinden. Dies ist wieder ein Beweis.«
    »Für was denn?«
    Ich ging zunächst nicht auf seine Frage ein. »Sind Sie hundertprozentig sicher, daß wir es hier mit Susan Carters Arm zu tun haben? Oder gibt es noch Zweifel?«
    »Nein, keine mehr.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist unbegreifbar. Ich kann es nicht fassen.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Und Sie wissen

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