0733 - Ort des Schreckens
schnell.
Blitzartig griff sie zu. Suko zuckte zurück.
Der Sog verstärkte sich noch mehr. Etwas umtoste ihn, brauste in seinem Kopf, klingelte wie ein schauriger Glockenklang, und als er sich zurückdrückte, lachte Susan schaurig auf.
Sie griff noch einmal nach und bekam Sukos Jacke zu fassen.
Er taumelte.
Der Sog packte ihn, er wirbelte ihn herum. Er hörte zischende Geräusche, dann einen hellen Schrei, und einen Augenblick später schlug die Luft fauchend über ihm zusammen, als hätte sich in der Nähe ein Raubtier aufgehalten.
Suko fand sich am Boden wieder.
Im ersten Moment wußte er nicht, wie er an diese Stelle und in diese Lage hineingeraten war.
Er erinnerte sich. Noch Sekunden zuvor hatte er keine Chance mehr gesehen. Da war es ihm vorgekommen, als wäre die andere Kraft stärker als er. Im Unterbewußtsein mußte er gegen sie angekämpft und sich mit einer letzten Kraftanstrengung losgerissen haben, sonst wäre ihm das gleiche passiert wie Susan.
Die war nicht mehr da.
Einfach weg!
Verschwunden im Unsichtbaren!
Suko blieb auf dem Boden sitzen, schüttelte den Kopf und dachte darüber nach. Er kam damit einfach nicht zurecht und suchte nach einer Erklärung, obwohl es keinen Sinn hatte. Trotzdem dachte er über den unerklärlichen Vorfall nach und jetzt, wo er etwas Abstand hatte, da kam es ihm wieder in den Sinn.
Vor seinem geistigen Auge rekonstruierte er die Flucht dieser Person und vor allen Dingen das, was ihr vorausgegangen war.
Sie hatte sich an ihn geklammert.
Er hatte sich an sie geklammert, wenn auch nicht freiwillig. Sie hatten nicht nur allein durch die Kleidung Kontakt gehalten, sondern auch einen direkten, körperlichen.
Hatte er nicht ein Handgelenk umklammert?
Ja, ganz zum Schluß, für einen Augenblick nur, bevor er getaumelt und gefallen war. Noch in der Bewegung hatte er etwas gehört. Ein scharf klingendes Knacken oder Reißen, als wäre vor ihm etwas zerbrochen oder auseinandergerissen.
Was denn?
Den Arm hatte er festgehalten…
Suko schaute sich um.
Sein fürchterlicher Verdacht bestätigte sich nicht. Er sah zum Glück keinen abgerissenen Arm, auch dann nicht, als er die nähere Umgebung ableuchtete.
Als er die kleine Lampe wieder wegstecken wollte, fiel ihm etwas auf, das ihn normalerweise nicht erschreckt hätte, doch zu diesem Zeitpunkt sah er es mit anderen Augen an.
An seinem Hemd fehlte ein Stück Stoff. Und zwar unmittelbar dort, wo es in der Hose verschwand.
Er konnte sich nicht daran erinnern, irgendwo hängengeblieben zu sein. Also mußte es eine andere Kraft mit Gewalt abgerissen haben.
Da gab es nur eine Erklärung.
Susan hatte es getan.
In dem Augenblick, als die andere Macht übergroß geworden war, mußte es ihr gelungen sein, das Hemd zu zerreißen. Durch die an den Rändern aufgerissene Lücke schimmerte Sukos Unterhemd.
Im Nachhinein erwischte ihn die Gänsehaut. Er fror plötzlich, was nicht an der Luft lag. Er und sein Freund John Sinclair waren hier in einen Fall hineingeraten, dessen Ausmaße überhaupt noch nicht zu überblicken waren. Sie standen erst am Beginn und hatten die Tür zum Grauen nur spaltbreit geöffnet.
Es war nicht einfach zu erklären. Aus dem Unsichtbaren hatten die Gegner zugeschlagen, und er dachte automatisch an die große Fledermaus. Was hatte sie damit zu tun? War die andere ferne, aber sehr mächtige Kraft von ihr ausgegangen?
Das wollte Suko nicht unterschreiben, denn er hatte den Sog erst gespürt, nachdem die Fledermaus verschwunden war.
So verschwunden wie Susan, diese Mutation, deren Körper sich verändert hatte.
Der Mund am Hals, das Haar auf der Brust, den Kopf von einem dünnen blonden Flaum bedeckt.
Wie paßte das zusammen?
Er schaute gegen den trüben Dunst, als könnte der ihm die Lösung bringen.
Tief atmete er durch. Soeben noch war er einem Verschwinden entwischt, im Gegensatz zu Susan Carter.
Wo konnte sie stecken?
Suko wußte ja, daß es Welten gab, die hinter der normalen lagen. Verborgen im Unsichtbaren, versteckt in anderen Dimensionen, die keines Menschen Auge durchdringen konnte.
War das ihre eigentliche Heimat?
Er wußte es nicht, er wollte sich darüber auch nicht den Kopf zerbrechen. Irgendwann, so hoffte er, würde sich noch eine Lösung finden lassen, aber dazu brauchte er John Sinclair.
Den Weg, den Suko gekommen war, ging er auch wieder zurück. Der schmale Flur im Anbau kam ihm jetzt so wunderbar vor und gar nicht mehr so schmutzig. Was war diese Umgebung schon zu
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