0735 - Die Armee aus dem Ghetto
Massenhälften so gut wie ausgeschlossen war.
Im Falle Porta Pato hatte offensichtlich die spaltbare Substanz zu schmelzen begonnen. Der Schmelzfluß der beiden Massehälften hatte sich vereint. Es mußte ein ziemlich langsamer Vorgang gewesen sein, die ständig wachsende Radioaktivität wies darauf hin, daß sich im Innern der durch Schmelzfluß gebildeten Masse immer mehr Spaltprozesse stattfanden. Schließlich war die kritische Masse erreicht, und die Bombe explodierte.
Daß Reginald Bull und seine Männer zusammen mit ihren Helfern dem vom Untergang bedrohten Stützpunkt noch entkommen waren, mußte als reiner Zufall gelten. Unklar war vorderhand, ob die Aphiliker die drohende Gefahr noch rechtzeitig genug erkannt hatten, um sich in Sicherheit zu bringen.
Porta Pato existierte nicht mehr. Der letzte Stützpunkt der Lemurer hatte nach fünfzigtausend Jahren sein Ende gefunden.
Empfindungen wie Zufriedenheit oder Ärger kannte Trevor Casalle nicht. Er registrierte nur.
In diesem Augenblick, am Morgen des 17. Dezember, registrierte er, daß der Angriff auf Porta Pato ein Fehlschlag gewesen war. Der Großteil der vierten Landedivision war vernichtet, in den Fluten des Ostpazifiks untergegangen. Nur durch Zufall hatten ein paar Leute sich retten können. Zu ihnen gehörte Heylin Kratt. Ihm war nicht verborgen geblieben, daß die Reste der gegnerischen Truppen das Weite gesucht hatten.
Daraufhin teilte er seinen Stoßtrupp in zwei Hälften. Die eine stieß ins Leere und durchsuchte bisher unbekannte Weiten des alten Stützpunkts. Bei dieser Hälfte befand sich Heylin Kratt. Als die Explosion stattfand, war er vom Zentrum des Stützpunkts mehrere hundert Kilometer entfernt und in unmittelbarer Nähe eines Ausgangs. Diesem Umstand hatte es Kratt zu verdanken, daß er noch lebte. Die zweite Hälfte des Stoßtrupps hatte den weichenden Gegner anscheinend noch zu fassen bekommen. Es gab einige halb verstümmelte Funkmeldungen, die das besagten.
Was danach geschehen war, wußte niemand. Die zweite Stoßtrupphälfte war auf jeden Fall noch vor der Explosion aufgerieben worden. Vom Gegner mußte angenommen werden, daß er entkommen war. Es fehlten übrigens auch die drei Transportboote, die Heylin Kratt auf dem Meeresboden zurückgelassen hatte.
Währenddessen hatte sich der Hauptteil der vierten Landedivision mit lemurischen Robotern herumgeschlagen, die das Zentrum von Porta Pato verteidigten. Dieser Hauptteil war von der Explosion überrascht und, da er sich in unmittelbarer Nähe des Zentrums befand, ausgelöscht worden.
Von Heylin Kratt vermutete Tervor Casalle, daß er deswegen die Führung der ersten Stoßtrupphälfte übernommen hatte, weil er ziemlich sicher wußte, daß die zweite Hälfte auf den Feind stoßen würde. Mit allen, auch den geistig hochstehenden Aphilikern hatte Heylin Kratt gemeinsam, daß ihn im Augenblick der Gefahr eine triebhafte Todesangst packte, gegen die der Intellekt so gut wie machtlos war.
Trevor Casalle war der einzige Mensch, den das Licht der reinen Vernunft in solchem Maße erhellt hatte, daß er seine Instinkte vollständig und in jeder Lage zu kontrollieren vermochte.
Sein Verstand hatte die Kraft, die Angst selbst im Angesicht des Todes zu bezwingen. Allein aufgrund dieser Begabung hielt Trevor Casalle sich - ohne Überheblichkeit - für denjenigen, der am besten dazu geeignet war, die Lehre der reinen Vernunft zu bewahren und zu verbreiten. Dies hatte er sich zur Aufgabe gemacht, und es war seine Absicht gewesen, sich in eine Lage zu versetzen, in der er dieser Aufgabe für immer obliegen konnte.
Der Schlag gegen Porta Pato hatte weniger der Vernichtung der OGN, als vielmehr der Erbeutung des Zell-aktivators gedient, den Reginald Bull trug. Dieses Gerät zu besitzen, war Trevor Casalles vordringlichstes Ziel. Bulls Aktivator hatte sich bis vor kurzem von anderen Geräten dieser Art dadurch unterschieden, daß er infolge eines winzigen Schaltfehlers, der seine Wirkung als Lebenserhalter nicht beeinträchtigte, seinen Träger nicht gegen die Einwirkung der Aphilie immunisierte. Der Fehler war schließlich behoben worden, und Reginald Bull war, wie Casalle es sah, in den Zustand irrationaler Emotionalität zurückgesunken.
Trevor Casalle traute sich zu, den Zellaktivator, wenn er ihn erst einmal in der Hand hatte, wieder ebenso zu präparieren, wie er vor der Entdeckung des Schaltfehlers gewesen war. Das Tragen des Aktivators hätte ihm ewiges Leben verliehen, ohne ihn von
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