0735 - Tod in der Blauen Stadt
verarbeitet. Dieser Tag kann mich mal.«
Um ihn herum war das ständige, nie endende Summen und Zirpen, das so typisch für die Welt der Bayous in Louisianas Hinterland war. Genauso typisch waren die gewaltigen Mangroven mit ihren starken Stützwurzeln, die ihnen im nassen Morast am Grund des Sumpfes Halt gaben. Tendyke konnte nicht behaupten, dass er diese Landschaft mit ihrem subtropischen Klima besonders liebte. In der Zeit vor Julians Geburt war dies jedoch das perfekte Versteck für die Peters-Zwillinge und ihn gewesen. Jetzt jedoch wusste er wirklich nicht, was ihn hier für mehr als die Zeitspanne eines Mückenstichs halten sollte!
Die drei traten aus der Kolonie der Regenbogenblumen hervor, die sich nahe der Hütte befand. Der erste Blick auf das Blockhaus bestätigte Tendykes Befürchtung. Die Hütte war in einem erbarmungswürdigen Zustand. Das feuchte Klima hatte kräftig an ihr genagt!
Wieder schlug der trotz der Hitze wie immer komplett in Leder gekleidete Abenteurer nach einem Insekt, das mit untrüglichem Gespür eine ungeschützte Hautpartie gefunden hatte.
»Verdammt«, murmelte er und sehnte sich fast in die Berge Montanas zurück, wo er erst vor ein paar Tagen zusammen mit Professor Zamorra und dessen Gefährtin nach einem abgestürzten Raumschiff von Außerirdischen gesucht hatte. Dort hatte es einen vorübergehenden Wintereinbruch gegeben, und die gesamte Landschaft einschließlich des UFOs lag unter einer Schneedecke.
Auf diesem Kontinent war man vor meteorologischen Überraschungen niemals ganz sicher. Wer wollte, konnte in bestimmten Regionen Sommer und Winter in kurzen Abständen genießen. Seit ein paar Jahren spielte das Klima mehr und mehr verrückt.
Das UFO gab es nicht mehr. Es war durch eine Explosion und einen Erdrutsch zerstört und begraben worden. Vorher hatte Zamorra noch Daten aus dem Bordcomputer auf einen Speicherkristall kopiert in der Hoffnung, diese Daten später irgendwie auslesen und auswerten zu können. [1]
Die Schneelandschaft in Montana gab es inzwischen natürlich auch nicht mehr, sie war komplett weggetaut. Dennoch hatte Tendyke die leichentuchweiße Landschaft noch gut in Erinnerung. Dann die Rückkehr ins einigermaßen erträgliche Florida, und nun das hier…
Ihm lag erneut die Frage auf der Zunge, was sie denn nun eigentlich hier wollten - doch er schwieg, als er in die Gesichter der Zwillinge sah!
Monica hatte die Augen geschlossen und krümmte sich zusammen, als würde sie plötzlich unter starken Schmerzen leiden. Uschi presste ihre Handflächen gegen die Schläfen und hatte den Mund wie zu einem stummen Schrei weit geöffnet.
Sie werden angegriffen ! Mit einem schnellen Schritt war Tendyke bei ihnen und fing Monica gerade noch auf, als sie kraftlos zu Boden stürzen drohte. Im gleichen Augenblick spürte auch er den Druck, der sich auf sein Denken legte.
Wir müssen zurück - sofort , schoss es ihm durch den Kopf. Mit aller Kraft drängte er die Mädchen zurück zu den Blumen.
»Nein, nicht!« Der Schrei war wie aus einem Mund gekommen.
Verwirrt ließ er von den beiden ab, die sich taumelnd in Richtung Hütte bewegten. Was konnte es nur sein, dass die Zwillinge zum Bleiben zwang?
Der Druck in seinem Kopf wurde langsam erträglicher, mit jedem Meter, den er siclfvon den Regenbogenblumen fortbewegte. Offenbar erging es den Zwillingen ähnlich.
Okay, dachte Robert. Wer auch immer etwas von uns will - hier sind wir!
***
Sie waren da. Doch schon nach wenigen Sekunden wären sie beinahe wieder geflohen, weil die Seelen zu unkontrolliert aktiv geworden waren. Viel zu schnell und zu intensiv hatten sie den Kontakt aufgebaut. Erschrocken hatte das Kollektiv sich zurückgezogen, soweit das möglich war, denn die Präsenz der Seelen an diesem Ort war absolut vorherrschend. Die beiden weiblichen Wesen waren Telepathinnen, was den Seelen einen direkten Einfluss erleichterte.
Der Mann hingegen war mentalstabil, weitaus mehr, als das Kollektiv es befürchtet hatte! Es würde schwer mit ihm werden. Und - da war noch etwas an oderzn ihm, etwas Beunruhigendes. Das Böse hatte ihnen dazu keine Informationen gegeben. Die Seelen waren verunsichert. Vielleicht hatten sie einfach nur zu lange warten müssen. Oft hatten sie die Hoffnung beinahe schon aufgegeben, die Hoffnung auf Erlösung und Frieden.
Doch nun waren sie ja da.
Und sie blieben.
Das Leid konnte beginnen !
***
»Wer oder was hat euch angegriffen?«
Tendyke und die Zwillinge hatten sich in das
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