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0736 - Jäger der Nacht

0736 - Jäger der Nacht

Titel: 0736 - Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinreißen lassen? Nichts, gar nichts, sie hatte keinen von ihnen gekannt, und doch machte sie auf Anne den Eindruck, als hätte sie nur auf sie gewartet.
    Durch ihren Kopf wirbelten Gedanken und Vermutungen. Es mußte ein Motiv geben. Die Zeit in der Disco klammerte Anne aus.
    Sie dachte eher an die Stunde davor.
    Da hatte sie sich mit May Feldman zusammen in der kleinen Wohnung aufgehalten.
    Beide waren nicht eben glücklich gewesen, May hatte Angst bekommen. Da war der Vogel gewesen, von dem sie gesprochen hatte.
    Groß und dunkel…
    Wieso der Vogel und die Gestalt? Anne wunderte sich selbst darüber, daß sie beide Personen miteinander in Verbindung brachte.
    Dem äußeren Anschein nach hatten sie nichts miteinander zu tun.
    Und doch konnte sie den Gedanken daran nicht aufgeben.
    Es war eine Nacht zum Fürchten, wie aus einem Gruselfilm herausgeschnitten.
    Der Dunst, der sie umwallte, nicht weit entfernt die Schatten der hohen Häuser. Verschwommenes Licht an den Fassaden, als hätten sich Wesen mit brennenden Augen hinausgelehnt, um in die Landschaft zu schauen. Die Dunkelheit, die nächtliche Stille, die nicht einmal von fernen Verkehrsgeräuschen durchbrochen wurde, so daß Anne nur ihren eigenen Atem hörte.
    Und dann die Gestalt.
    Anne kannte sie nicht. Sie glaubte auch nicht, daß sie ihr bekannt vorkommen würde, wenn sie sich näherte.
    Aber sie spürte die Feindschaft.
    Es war wie eine Welle, die ihr entgegenschwappte, wobei sie gleichzeitig unsicher wurde, denn noch ein anderes Gefühl mischte sich hinein, vor dem Anne erschrak.
    Sie fühlte sich zu der anderen Person hingezogen. Sie lockte, Anne merkte genau, daß sie mit einem bestimmten Plan zu ihr gekommen war, in dem sie eine Hauptrolle spielte.
    Es kostete sie eine große Überwindungskraft, um einen Satz zu formulieren. »Wer… wer bist du?« Ihre Stimme zitterte. Dabei wußte sie nicht, ob vor Furcht oder vor einer gewissen Erwartung.
    Ein leises Lachen wehte ihr entgegen. Das war keine Antwort.
    Auch nicht der erste Schritt der Gestalt, dem ein zweiter folgte, so daß sie Ricky passieren konnte.
    Anne Wilde blieb stehen.
    Sie hätte jetzt weglaufen können. Sich einfach umdrehen und dann nur rennen. Zurück in die Dunkelheit, hin zur Disco, wo sie sich in Sicherheit befand. Da fand sie zwischen den Menschen Schutz, da würde sich die Gestalt nicht trauen, hinzukommen.
    Sie tat es nicht.
    Sie blieb stehen.
    Sie wartete und spürte, daß die Spannung in ihr wuchs. Selbst an Ricky dachte sie nicht mehr. Der war vergessen, und eine nie gekannte Neugierde überkam sie.
    Die andere war eine schöne Frau.
    Schön, aber trotzdem so gespenstisch bleich. Ihr Haar schimmerte dunkel. Bei jedem Schritt warf der lange Mantel oder Umhang Falten.
    Ging sie, oder schwebte sie?
    Anne Wilde hatte das Gefühl, als würde sie schweben. Leicht über den Boden gleiten, denn es war auch kein einziges Geräusch zu hören.
    Sie kam voran…
    Anne Wilde dachte nicht im Traum daran, zu fliehen. Sie hielt die Augen halb geschlossen, sie atmete nur mehr flach durch die Nase und spürte genau, daß sich ihre Erwartung steigerte und die Furcht hinwegspülte. Jetzt wollte sie die andere näher kennenlernen.
    Es ging einfach kein Weg daran vorbei. Anne wunderte sich selbst darüber, daß sie es schaffte, sich einen Ruck zu geben und auf die andere Frau zuzugehen.
    Dann trafen sie sich.
    Hände fanden sich.
    Anne verkrampfte sich für einen Moment. Zwar waren auch ihre Hände nicht gerade durchgewärmt, aber so kalt wie die der anderen Person waren sie nicht. Das war schon nicht mehr normal. Da hätte sie auch eine Tote anfassen können. Seltsamerweise erschrak sie bei dem Gedanken daran nicht einmal.
    Die beiden Frauen schauten sich in die Augen. Jeder versuchte, eine Botschaft im Gesicht der anderen zu lesen. Anne wollte mit der Frau kommunizieren, sie etwas fragen, mit ihr reden und dann mit ihr zusammen etwas erleben.
    Längst hatte sie gemerkt, daß das Blut schneller durch ihre Adern floß. Es rauschte, es war ein herrliches Gefühl, vergleichbar mit dem, wenn sie in einem Bad lag und die Wärme des Wassers spürte.
    Diese Person zog sie an.
    Sie war wie ein Magnet…
    Anne atmete tief ein.
    Die Luft war kalt, aber Anne spürte es nicht. Alles in ihrem Körper empfand sie als heiß. Alles fieberte, sehnte sich nach bestimmten Dingen, die etwas mit Geborgenheit und Erotik zu tun hatten.
    Auch zwischen ihren beiden Gesichtern bewegten sich die feinen Schwaden. Sie

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