0737 - Asha Devis Höllenfahrt
Devi in einem Konflikt erschossen worden, den ihr Vater politisch kräftig angeheizt hatte. Nicht umsonst war er ein hohes Tier in der nationalistischen BJP-Partei, die den Hass zwischen Hindus und Moslems immer weiter schürte…
»Wie viele Wählerstimmen bringt dir diese Show, du Bastard?«, gellte die Stimme der Polizistin empört.
Sie versuchte, ihren Blick abzuwenden. Aber das ging nicht. Ihr Ersatzkörper funktionierte nur in dem Maße, wie die Dämonen der Hölle es zuließen.
Und Ravana auf seinem Felsthron zwang Asha Devi, weiter zuzuschauen.
Mit ohnmächtigem Zorn musste die Inspectorin erleben, wie ihr Sarg geschlossen und eine indische Fahne über die Totenkiste gebreitet wurde.
Furchtbare Qualen marterten Ashas Seele. Die eigene Beerdigung mitansehen zu müssen, war auch für die hart gesottene Dämonenpolizistin kein Pappenstiel.
Eine Polizeikapelle stimmte nun die indische Nationalhymne an.
»Thou art the ruler of the minds of all people,
Dispenser of India's destiny.
Thy name rouses the hearts of Punjab, Sind, Gujarat and Maratha,
Of Dravida and Orissa and Bengal…«
Das Lied erinnerte Asha Devi an ihre feierliche Vereidigung nach dem Abschluss der Polizeischule. Sie war damals so stolz gewesen. Gegen den Willen ihres Vaters hatte sie den Entschluss gefasst, Polizistin zu werden. Und sie hatte es auch geschafft, obwohl der Alte ihr zahlreiche Steine in den Weg gelegt hatte. Als Jahrgangsbeste hatte sie die Prüfungen bestanden…
Und nun war sie gefangen in den Abgründen der Unterwelt, umgeben von dämonischem Gewürm und den höhnischen Fratzen dieses zehnköpfigen Schwarzblüter-Königs Ravana!
Der Gedanke an ihre früheren Triumphe verletzte Asha Devi schlimmer als eine rostige Messerklinge es vermocht hätte.
»Sind Erinnerungen nicht etwas Herrliches?«, höhnte Ravana.
Die Inspectorin blickte in die grienenden Grimassen des monströsen Dämonen auf seinem steinernen Ton. Natürlich, er konnte ihre Gedanken lesen. Ravana weidete sich an Asha Devis inneren Qualen. Je mehr sie litt, desto energiegeladener wirkte der böse Herrscher.
Doch er hatte den Kampfgeist der Polizistin unterschätzt.
»Ja, Erinnerungen sind wundervoll!«, blaffte Asha Devi zurück. »Denkst du auch noch oft daran, wie du von der Kraft des göttlichen Vajras zerschmettert wurdest, Ravana? Du hast dich ganz gut gehalten hier unten in den Höllen! Du scheinst es verwunden zu haben, dass die Götter dein irdisches Reich endgültig vernichteten!«
Für einen Moment bröckelte die höhnische Fassade des Rakshasa-Herrschers. Die Köpfe des Dämonenkönigs zeigten nun offenen Hass.
Doch gleich darauf hatte er sich wieder in der Gewalt.
»Du bist wirklich eine freche kleine Kröte, Asha Devi. Genauso, wie du mir beschrieben wurdest.«
»Von wem beschrieben, du Missgeburt eines Asuras?« [6]
»Von Kali, wenn du es unbedingt wissen musst.«
Kali, die Göttin des Todes und der Zerstörung!
Nun wurde Asha Devi einiges klar. Vor einiger Zeit hatte sie gemeinsam mit Zamorra eine gewisse Halia vernichtet. Diese Halia war eine Dämonin aus Kalis Gefolge gewesen. Zwar hatte auch Kali durch Hinweise zu Halias Zerstörung beigetragen. Doch nach Kalis verquerer Logik war es durchaus möglich, dass sie sich trotzdem an der Inspectorin und dem Dämonenjäger rächen wollte.
Wer konnte das schon sagen?
»Gib es doch zu, Asha Devi - du platzt vor Neugierde! Du willst unbedingt wissen, was ich mit Kali über dich gesprochen habe!«
Ravana hatte hämisch seine Köpfe vorgestreckt. Die Polizistin ruhte immer noch in der goldenen Sänfte.
»Kali ist eine Göttin«, sagte Asha Devi kühl. »Ich achte sie, obwohl sie für Tod und Zerstörung steht. Aber das ist nun einmal ihre Aufgabe in der Gesamtharmonie des Kosmos. Was entstanden ist, muss einst auch zerstört werden. Du aber bist nur ein eitriger Auswurf des Bösen, ein Dämon von vielen, die noch auf ihre Vernichtung warten!«
»Das ändert nichts daran, dass du in meiner Macht bist«, erwiderte Ravana abfällig. Er wollte sich offenbar nicht mehr provozieren lassen. »Ich nehme an, du kennst meine Spezialität, Asha Devi?«
»Deine bevorzugte Teufelei besteht darin, Frauen zu schänden. Aber auf mich wirst du es dabei wohl kaum abgesehen haben!«
»Wieso nicht? Du bist eine schöne und stolze Frau, Asha Devi. Ich hätte nichts dagegen, dich gedemütigt und erniedrigt zu sehen…«
Die Dämonenpolizistin fletschte die Zähne. »Dann bist du noch dümmer, als
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