0737 - Asha Devis Höllenfahrt
ich angenommen habe! Hast du denn gar kein Gehirn in deinen zahlreichen Köpfen? Wie willst du mich vergewaltigen, wenn ich überhaupt keinen Körper habe? Denn das hier«, sie berührte mit der rechten Hand ihren flachen Bauch, »ist doch nur eine Illusion!«
Für einen Moment herrschte Schweigen in den höllischen Gefilden. Man hörte nur das Prasseln der Fackeln und das Pfeifen des Windes, der um den Felsenthron des Dämonenherrschers tobte.
Dann warf Ravana plötzlich mit einem seiner Arme ein Haumesser!
Die Bewegung kam so schnell, dass Asha Devi in ihrer Sänfte nicht mehr ausweichen konnte. Die scharfe Klinge raste auf sie zu und schnitt eine blutige Spur in ihre Schulter.
Es tat gemein weh.
»Der Körper, den du hast, mag nicht wirklich sein«, feixte Ravana, »aber du bist sehr wohl in der Lage, Schmerzen zu empfinden! Und ich weiß, wie man Schmerzen bereitet«, fügte er heimtückisch hinzu. »Allerdings gibt es eine Möglichkeit, deine Schändung abzuwenden…«
Asha Devi biss die Zähne zusammen. Sie wusste, was sie von den Versprechungen eines Dämonen zu halten hatte. Nämlich überhaupt nichts. Ihr Gehirn arbeitete fieberhaft, um nach einem Ausweg zu suchen.
Eine Vergewaltigung war in Asha Devis Augen eines der widerwärtigsten Verbrechen überhaupt. Und höchstpersönlich von einem Dämon geschändet zu werden, wäre für die Polizistin der größte denkbare Horror.
Kein Wunder, dass ausgerechnet diese Untat ihr angedroht worden war. Schließlich befand sie sich in den Höllen…
»Interessiert es dich gar nicht, wie du dein Schicksal abwenden kannst, Asha Devi?«, hakte der Dämonenfürst nach. »Oder kannst du es kaum erwarten, mich als Liebhaber zu bekommen?«
»Ich muss gleich kotzen! Nun sag schon, was du von mir verlangst!«
»Wenn du den Göttern abschwörst«, sagte Ravana hämisch grinsend, »dann werde ich dich nicht nur verschonen, sondern dich auch in deine Welt zurückschaffen lassen - und zwar als lebende Frau!«
Die Inspectorin glaubte dem Schwarzblütigen nicht eine Sekunde.
»Niemals! Ich bin ein Liebling der Götter, falls du das noch nicht gewusst hast! Und die Götter werden mir helfen, wenn ich in Gefahr gerate!«
»Dein Geist ist verwirrt, Asha Devi«, bemerkte Ravana hämisch. »Glaubst du wirklich, du wärest hier, wenn die Götter dich noch liebten?«
»Die Götter lieben mich, du Abschaum! Mir geht es doch gut! Sobald ich wirklich in Gefahr gerate, werden sie mir helfen!«
»Es ist dir hier nicht gefährlich genug, Asha Devi? Das kann ich ändern!«, brüllte der Rakshasa-Fürst.
Im nächsten Moment verzerrte sich die Szenerie um Asha Devi herum. Die Rakshasas mit den Fackeln verschwanden. Und die goldene Sänfte verwandelte sich in eine runde Kampfarena von derselben Farbe.
Asha Devi stand inmitten dieses Platzes. Immerhin bestand der Boden nicht aus stinkendem Gewürm, sondern nur aus heißem Sand.
Mitten in der Arena gab es ein vergittertes Tor, das sichnun langsam öffnete…
***
Der Dreizack wurde unruhig.
Zamorra hatte den ca. 1,50 m langen Gegenstand in seinem Hotelzimmer neben dem Sofa gegen die Wand gelehnt.
Natürlich hatte der Dämonenjäger keine Erfahrungen mit Shivas Waffe. Aber es war offensichtlich, dass der Trisula ein Eigenleben führte. Er summte in einem tiefen Ton, und die Spitzen der Metallzacken begannen plötzlich zu glühen.
»Ich wünsche«, dachte Zamorra laut, »wir würden die Bedeutung dieses Leuchtens kennen.«
»Die wird uns nur Shiva verraten können, Chef - und der hat sich ja leider sang- und klanglos verabschiedet.«
»Er hat aber gesagt, dass er mich geleiten will, falls ich Asha Devi beistehen soll.«
Nicole wiegte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß nicht. Mir wäre es immer noch lieber, wenn du mit deinem Amulett zu dieser Mission aufbrechen könntest.«
»Das wird wohl nicht möglich sein. Kali will es nicht.«
»Und das aus gutem Grund!«, betonte Nicole. »Die Göttin der Zerstörung weiß ganz genau, dass du mit Hilfe von Merlins Stern eine Chance gegen die höllischen Dämonen hast. Ohne hingegen…«
Sie ließ den Satz unvollendet.
»Shiva hilft mir jedenfalls«, sagte Zamorra. »Ich habe keinen Grund, ihm zu misstrauen. Er hat mich bereits in der Vergangenheit unterstützt.«
Als hätte der Gott auf sein Stichwort gewartet, materialisierte er sich in diesem Moment wieder in dem Hotelzimmer. Erneut hatte er die Gestalt des alten mageren Turbanträgers angenommen.
»Der Trisula mahnt zum Aufbruch«,
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