0737 - Kreaturen der Finsternis
Grund hergebeten.«
»Das kann ich mir denken. Worum geht es im einzelnen?«
»Um eine große Gefahr!«
Ich räusperte mich. »Wie bitte?«
»Ja, es geht um Leben und Tod. Ich bin Dingen auf die Spur gekommen, die ich nicht mehr allein bewältigen kann. Wir schweben in einer wahnsinnigen Gefahr, denn sie haben es geschafft.«
»Wer hat es geschafft?«
»Noch nicht, Mr. Sinclair-. Warten Sie, bis wir wieder fahren. Dann sage ich mehr.«
»Okay, das ist Ihr Spiel.«
»Nicht mehr lange.«
Nach dieser düsteren Prognose schwieg er. Ich schaute durch das Fenster. Einige Fahrgäste waren aufgestanden, andere standen auf dem Bahnsteig und schauten dem abbremsenden Zug entgegen. Es wurde an dieser Station voller, und wir machten Platz, um die Leute vorbeizulassen.
Da Sabka keinerlei Anstalten traf, auf einem freien Sitz Platz zu nehmen, blieb auch ich stehen. Das Ein- und Aussteigen war mit dem üblichen Lärm verbunden. Eine Gruppe junger Mädchen drängte sich in den Wagen. Von der britischen Zurückhaltung war bei ihnen nichts zu spüren. Lärmend beanspruchten sie einen Großteil der Plätze. Wer nicht saß, stand zumindest in der Nähe der anderen.
Mir war aufgefallen, daß Sabka jeden neu eingestiegenen Fahrgast sehr genau beobachtet hatte. Der Blick seiner dunklen Augen war dabei sehr scharf und forschend gewesen, als wollte er den Personen bis in die Seele schauen.
Überhaupt machte er auf mich den Eindruck eines düsteren Mannes, der mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen hatte. Er zeigte nicht ein Lächeln, er schien in sich versunken zu sein, wie jemand, der sich seinen Rachegedanken hingab.
Er schaute an mir vorbei in den Wagen, ich wandte ihm den Rücken zu, und Sabka traf auch keinerlei Anstalten, seine Haltung zu verändern.
Die Türen schlossen sich.
Sabka entspannte sich. Er bewegte dabei seine Hände, streckte die langen Finger aus, drückte sie wieder zusammen und streckte sie aus. Das wiederholte er einige Male, als wollte er seine Hände geschmeidig machen wie ein Messerwerfer oder Klavierspieler kurz vor dem Auftritt.
Der Zug war noch nicht in die Röhre hineingefahren, als Sabka sagte: »Jetzt können wir reden.«
»Danke, darauf habe ich gewartet.« Ich lächelte ihm ins Gesicht. »Dann fangen Sie mal an.«
»Wir werden verfolgt!«
Mit dieser Eröffnung hatte ich nicht gerechnet, sondern eher angenommen, als würde er weit ausholen und mit einer großen Vorgeschichte beginnen. »Wir beide?« fragte ich. »Von wem denn? Sind die Personen hier im Wagen?«
»Nicht nur wir beide, Mr. Sinclair - alle.«
Ich runzelte die Stirn. »Seien Sie mir nicht böse, Mr. Sabka, da komme ich nicht mit.«
»Sie sind den Menschen auf der Spur.«
»Wer, zum Henker?«
»Die Kreaturen der Finsternis«, flüsterte er. »Ja, sie sind es, die töten wollen, und deshalb müssen wir ihnen zuvorkommen, sage ich Ihnen. Wir müssen schneller sein.«
War er durchgedreht? War er ein Spinner, ein Verrückter? Ich beschloß, ihm noch eine Chance zu geben, weil ich in meinem Leben schon die wundersamsten Typen kennengelernt hatte und ich nicht so leicht zu überraschen war.
»Das ist mir zu allgemein, mein Freund.«
»Wieso?«
»Kreaturen der Finsternis.«
»So werde sie genannt.«
»Kann man auch Dämonen zu ihnen sagen?« Ich baute ihm so eine Brücke, über die er auch schritt.
»Ja, das wäre nicht falsch.«
»Schön, dann sind wir uns einig.«
»Deshalb habe ich Sie auch angerufen. Ich komme nicht mehr zurecht, verstehen Sie? Das wächst mir alles über den Kopf hinaus. Ich… ich sehe meine Chancen schwinden.«
»Sorry, aber ich verstehe nicht.«
»Die Kreaturen der Finsternis haben sich unter die Menschen gemischt. Sie sind brandgefährlich, und zwar deshalb, weil man sie nicht erkennt, Mr. Sinclair. Sie sind die Meister der Täuschung, aber ich kenne sie, ich habe sie gejagt, ich bin eine der wenigen Personen, die über sie Bescheid wissen.«
»Moment mal, mit Dämonen habe ich auch zu tun. Das ist mir nicht neu. Sie müssen da schon etwas deutlicher werden, wenn ich Ihnen folgen soll. Es ist mir zuwenig.«
»Sie sind Ihnen noch nie aufgefallen?«
»Nein. Sagen wir so. Vielleicht nicht die Wesen, die Sie meinen. Ich habe oft genug mit ihnen zu tun. Ich kenne Dämonen, ich kenne auch einen Teil ihrer Welten, in denen sie leben, das ist mir alles nicht neu, Mr. Sabka. Wahrscheinlich meinen Sie eine spezielle Art von Dämonen, nehme ich mal an.«
Er war beleidigt. »Sie glauben mir
Weitere Kostenlose Bücher