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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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war zu sehen.
    Die Zeit schien für die beiden Männer stehen zu bleiben, während sie weiter den Hügel hinaufhasteten. Fenner kam es so vor, als sei der Weg nun länger und beschwerlicher als das letzte Mal bei ihrem Besuch auf dem Schloß. Es war, als würde eine unsichtbare Kraft sich ihnen entgegenstellen und ihre Schritte erschweren. Als sie die Anhöhe erreichten, sank die Temperatur spürbar.
    Kurz darauf erreichten sie den Gipfel des Hügels und standen nun keuchend da. Das Herz klopfte ihnen schmerzhaft gegen die Rippen. Etwas strich durch die Luft. Instinktiv riß Fenner den Kopf herum. Gegen den gelben Mond sah er eine Fledermaus vorbeisegeln. Fenner schauderte. Kein anderes Tier würde wohl an einem so grausigen Ort leben.
    Chambers begann, vor sich hin zu beten, als sie das halbfertige Haus betraten. Er betete leise und ohne Unterbrechung, und dennoch hallten seine Worte laut und kraftvoll.
    Ihre Schritte klangen hohl, als sie durch die Räume schritten, die Wände warfen ihr Echo schaurig zurück. Fenner vermeinte, am oberen Ende der gewundenen Treppe undeutliche Gestalten und Schatten sich bewegen zu sehen, doch er war nicht ganz sicher. Instinktiv krampfte er die Hand um den Revolvergriff und zog die Waffe aus der Tasche. Ein ferner, dunkler Klagelaut drang an ihr Ohr, als sie langsam durch das Haus gingen. Dieser Laut schien von irgendwo oberhalb der Treppe zu kommen, doch Fenner war ein wenig im Zweifel, und Chambers schritt mit gesenktem Kopf voran, den Blick unverwandt auf den Boden geheftet, als hätte er Angst, den Kopf zu heben, um zu sehen, was vor ihm war.
    Fenner fühlte seine Sicherheit zurückkehren. Bis jetzt hatte ihnen noch kein einziger Geist den Weg versperrt. Es gab keine Geräusche im Haus außer jenem leisen Klagen, das höchstwahrscheinlich nur durch den Wind hervorgerufen wurde, der durch die leeren Fensterhöhlen des Obergeschosses strich. Doch wenige Sekunden später schon tauchte ein neuerliches Phänomen auf. Rund um sie schien ein zartes Glühen die Dunkelheit zu durchdringen. Das war nicht das Mondlicht. Nichts Warmes und Gelbes war an diesem Glühen, eher etwas Geisterhaftes, wie der Widerschein eines weit entfernten Brandes, der tiefhängende Wolken erglühen ließ. Unmittelbar drängte sich ihm die Erkenntnis auf, daß dies kein Produkt seiner Phantasie war, sondern Tatsache, und neuerlich kehrte Furcht in sein Herz ein. Seine Arme und Beine waren durch die entsetzliche Kälte bereits ganz gefühllos geworden.
    Die Schatten in den Ecken des Raumes gaben plötzlich ein teuflisches Gekicher von sich. Fenner unterdrückte noch im letzten Moment einen Schrei. Die Schatten schienen in Bewegung zu kommen. Fenner versuchte verzweifelt, sich zu beherrschen. Zwei Punkte aus rotglühendem Licht tauchten in Augenhöhe aus dem Schatten auf. Dann nahm das Ding langsam Gestalt an. Ein langes, dunkles, bestialisches Gesicht glotzte aus dem Dämmerlicht.
    Chambers murmelte monoton vor sich hin, auf seinem Gesicht stand kalter Schweiß. Fenner stand unbeweglich und versuchte krampfhaft, seine Gedanken zu ordnen. Seine Fingernägel gruben sich tief in seine Handflächen. Der Schatten bewegte sich langsam auf sie zu.
    „O Gott“, ächzte Fenner. „Was, zum Teufel, ist das?“
    Chambers gab keine Antwort. Statt dessen fuhr er fort, zu beten, wobei der seine Stimme erhob, so laut er nur konnte. Dennoch ertranken die Worte fast im boshaften Gekicher und Gejammer, das über ihren Köpfen nun fast zu einem kreischenden Crescendo anschwoll.
    „Was es auch sein mag, vermeiden Sie, dem Ding in die Augen zu sehen“, drangen Chambers Worte an Fenners Ohr. „Blicken Sie nicht in die Augen!“
    Fenner versuchte verzweifelt, seinen Blick aus den gräßlichen Lichtpunkten zu lösen, aber so sehr er sich auch bemühte, das rote Glühen hielt ihn gefangen.
    Die Augen des Ungeheuers schienen immer größer zu werden, zu zwei Seen aus flüssigem Feuer anzuwachsen. Unwillkürlich taten seine Füße einen Schritt vorwärts. Er wußte, daß er dies tat, wußte, daß es Wahnsinn war, auf die Feueraugen zuzugehen, und dennoch vermochte er nicht, stehen zu bleiben. Einen Augenblick faßte ihn Chambers hart am Arm, doch er schüttelte die Hand des Freundes heftig ab. Eine Stimme hing im Raum, anders als die Stimme seines Kameraden, und diese fremde Stimme murmelte gräßliche Obszönitäten. Es dauerte Sekunden, bis ihm bewußt wurde, daß jene Stimme seine eigene war.
    Das Ding war nun nur mehr zwei Meter

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