Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
Vom Netzwerk:
von ihm entfernt, hielt immer noch seinen Blick gefangen, narrte ihn, als würde es ihn ermuntern, den Blick abzuwenden, und Fenner wußte, daß er es nicht konnte. Er versuchte mit größter Anstrengung, den Abzug seiner Pistole zu betätigen, doch er war wie gelähmt. Sein Finger weigerte sich, seinem Willen zu gehorchen. Über den Holzboden schlurfend machte er noch einen Schritt vorwärts. Ein teuflisches, triumphierendes Lachen schrillte auf.
    Mit einer jähen Bewegung faßte Chambers ihn hart am Arm und riß ihn mit einem kräftigen Ruck zurück.
    „Versuchen Sie, wegzuschauen, John. Gott steh uns bei. Gott steh uns bei.“
    Bei diesen Worten wich das Ding ein paar Schritte zurück. Es schien ein wenig zu schrumpfen und zu zittern, als wäre es von etwas Unsichtbarem getroffen worden. Dann kam es wieder näher, aber sein Gelächter war nun drohend und fordernd.
    Als Fenner glaubte, den Kampf gegen die beiden glühenden Seen verloren zu haben, hob Chambers plötzlich etwas in seiner rechten Hand hoch und redete in einer unverständlichen Sprache. Die Wirkung zeigte sich sofort. Das Wesen schien mit der Wand hinter sich zu verschmelzen, die roten Augen verblaßten, und Fenner entdeckte plötzlich, daß er wieder Herr seiner selbst war.
    Ohne zu überlegen krümmte er den Finger um den Abzug seines Revolvers und feuerte. Das Mündungsfeuer erhellte wie Blitzlichter den Raum, und Fenner konnte durch den verschwimmenden Körper des Unwesens jedes Detail der dahinter liegenden Wand sehen. Ein wilder Schrei, schrill, wütend und schmerzvoll gellte durch den Raum. Das rote Glühen, das die Wände ausgestrahlt hatten, schrumpfte zu schwachem, rosigem Schimmer und verlosch dann. Die beiden Männer fanden sich in völliger Dunkelheit.
    „Das war nur einer der Familie“, flüsterte Chambers erregt. „Wo aber sind die anderen? Und wo ist Kennaway? Wir müssen ihn unbedingt finden.“
    Nun war es Chambers, der zur Tat drängte. Er schlich vorsichtig durch die Räume, blieb nur einmal kurz in einem kleinen Gelaß stehen, dessen Fenster nach hinten auf den Friedhof hinausgingen, um einen Blick auf die fünf Grabsteine zu werfen, die im gelben Mondlicht still dastanden. Nun benützte Chambers auch zum erstenmal die Taschenlampe, die er mitgebracht hatte. Auf dem Boden lag ein verblichener Teppich, den offensichtlich Pendrake dorthin gelegt hatte. Ein Blick genügte, um ihnen zu zeigen, daß die Handwerker in diesem Raum noch nicht gewesen waren.
    „Habe ich mir doch gedacht“, sagte Chambers nach einer Weile. Er hob mit einem Ruck den Teppich hoch und schlug ihn zurück. Eine graue Staubwolke stieg auf und senkte sich über die beiden Männer. Der Lichtstrahl der Taschenlampe glitt über den Boden.
    Im ersten Augenblick konnte Fenner nichts Ungewöhnliches erkennen, dann aber entdeckte er unter der dicken Staubschicht die Figur, die mit Farbe auf das Parkett gemalt war. Ein fünfzackiger Drudenfuß, den ein breiter weißer Kreis umschloß. Chambers wischte mit dem Fuß den Staub fort und legte so die ganze unheimliche, kabbalistische Figur frei.
    „Genau das, was ich erwartet habe“, erklärte Chambers. „Wir hätten schon früher danach suchen sollen. Auch wenn wir mit einer derart wilden Geschichte nicht zur Polizei gehen können, hätten wir doch unsere eigenen Befürchtungen bestätigen können, und es gibt auch heutzutage noch Menschen, die uns geglaubt und geholfen hätten.“
    „Aber Kennaway. Er wird doch nicht etwa deswegen hierher gebracht worden sein? Wie nennen Sie es … Schwarze Messe?“
    „Das bezweifle ich. Dieses Zeichen wurde schon vor sehr langer Zeit auf den Boden gemalt. Und dieses Kabinett muß der Ort gewesen sein, wo das Teufelspack im siebzehnten Jahrhundert seine bösen Riten abhielt, bis ihr dunkler Meister ihrer müde wurde und sie in den Wahnsinn trieb oder sie umbrachte. Das würde alles erklären.“
    „Und Sie glauben, daß Pendrake dies wußte?“
    „Er muß Bescheid gewußt haben. Der Himmel sei uns gnädig, das alles übersteigt noch meine Befürchtungen.“ Chambers sprach langsam, während er den Teppich wieder zurückfallen ließ. „Wenn nur Tageslicht wäre, dann hätten wir unter Umständen eine Chance, aber so …“
    Sie verließen das Haus durch die Hintertür.
    Da sahen sie die dunkle Gestalt, die verkrümmt, mit dem Gesicht nach unten, zwischen den Grabsteinen lag.
    Kennaway!
    Fenner überlegte kurz. Mit einem schnellen Griff würde er ihn vielleicht von jenem

Weitere Kostenlose Bücher