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074 - Echse des Grauens

074 - Echse des Grauens

Titel: 074 - Echse des Grauens
Autoren: Larry Brent
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sind Buchstaben. Sie ergeben
einen Text.«
    »Können Sie ihn lesen?«
    Tanakas Lippen zuckten. »Ja, Perry – ich bin in der
Lage Nakor zu rufen, denn ich kenne die Formel, die ihn wiedererweckt. Ich
werde ihn beherrschen, denn mir hat er schließlich seine Wiedergeburt zu
verdanken.« Er zog hörbar die Luft ein.
    »Was auf dem Leib der Echse steht, heißt folgendes: Nakor,
er wurde durch das Wort. Und das Wort durch ihn. Vergeht das Wort, vergeht
Nakor. «
    Perry Muthly kniff die Augen zusammen. »Versteh ich
nicht«, knurrte er. »Ich begreife überhaupt diese ganzen Echsenfamilien hier
nicht. Wieso ist eine dämonische Gottheit in Echsen oder Drachenform
dargestellt?«
    »In allen primitiven Religionen und auch in der
Vergangenheit heute hochstehender Kulturen finden wir das Abbild der Echse und
des Drachens. Er ist ein Symbol des Lebens und der
Kraft. Was wissen wir armen sterblichen Menschen von der Absicht und dem Denken
der großen Unsterblichen, die als Rha-Ta-N’my, als Göttin der Dämonen, im
diesseitigen und jenseitigen Kosmos Ratschlüsse faßt, die uns alle berühren?
Nur wenige sind auserkoren, die große böse Macht wirklich auszukosten.«
    Seine Augen funkelten.
    In Perry Muthly wuchs die Unruhe, und er sagte
plötzlich etwas, worüber er sich selbst wunderte: »Wir kehren um. Es gibt hier
etwas, was nicht geheuer ist. Ich kann es zwar nicht beschreiben, aber es ist
ständig da.«
    »Angst?«
    »Ja.« Perry war ehrlich. »Mich hat der Teufel
geritten. Ich habe mir das alles nicht so gründlich überlegt, wie ich das
eigentlich hätte tun sollen. Gadocks Krankheit, sein Fieber… Alles Rätsel. Warum
kam er zurück?«
    »Sie fangen an, sich verhältnismäßig spät Gedanken zu
machen, Perry.«
    »Als ich mich entschloß, mitzukommen, wußte ich auch
noch nicht, was ich jetzt weiß und was ich jetzt fühle.«
    Tanaka Omko schwieg. Wie ein Priester, der die Hände
auf den Altar gelegt hatte, stand er vor dem Riesenbild, von dem man nicht
wußte, ob es aus einem dunklen, blauschwarz schimmernden Metall oder aus einem
glatten, in dieser Region eigentlich nicht anzutreffenden Felsen bestand.
    »Nakor atorkam – antjka qurerox.« Es klang aus seinem
Mund wie eine furchtbare Beschwörung. Und es war eine. Die Luft um Perry Muthly
nahm eine eigentümliche, graugrüne Färbung an, seltsame Laute übertönten
schließlich die unheimlichen Worte, die Tanaka
Omko immer wieder ausstieß. Dann folgte ein Brechen und Bersten. Ein Zittern
lief durch den Boden. Er merkte, daß er unfähig war, sich zu bewegen,
Totenstarre erfaßte seinen Körper, grenzenlose Angst griff nach seinem Herzen,
preßte es zusammen, daß er glaubte, eine unsichtbare Hand würde in den
Brustkorb greifen…
    Tanaka Omkos geheimnisvolle Worte fanden Gehör. Der
Altar, vor dem er eben noch gestanden hatte, geriet in Bewegung.
    Der riesige, schlangengleiche Leib, der den Altar
darstellte, wich zurück. Die Wand zwischen den beiden Schriftplatten mit Nakors
Namen, spaltete sich kerzengerade von unten bis oben. Es knisterte, als entlade
sich ein ganzes Elektrizitätswerk. Die Wand klappte auseinander.
    Dunkelgrünes Licht fiel über sie.
    Eine weiß-graue Masse, die an einen gigantischen
Plasmaklumpen erinnerte, füllte den großen Raum vor ihnen. Perry Muthly konnte
sich von dem Anblick nicht losreißen. Was hatte das zu bedeuten? Was für ein
Berg war das, der hinter Nakors Abbild verborgen lag? Woraus bestand er?
    Das grüne Licht zuckte, lief wellengleich über Perrys
Gesicht und über den schleimigen Berg der keine bestimmte Form hatte. Der
riesige Klumpen – bewegte er sich nicht, richtete er sich nicht auf? Atmete er?
Perry Muthly preßte die Augen zusammen und öffnete sie wieder.
    Nein, da war nichts. Minuten verstrichen, oder waren
es Stunden? Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
    Doch da war wieder das Atmen. Was immer wie eine ins
Unermeßliche gewachsene Hirnmasse vor ihm lag, es
atmete, es richtete sich auf! Es wuchs und veränderte seine Form.
    In Bruchteilen von Sekunden fand eine Verwandlung
statt.
    Nakors Verpuppungszustand veränderte sich.
    Hier ging nichts mehr mit rechten Dingen zu. Hier
versagten die Gesetze der Natur, herrschte das satanische Wort der Hölle, mit
dem die Geister gerufen, gebannt und gezwungen werden konnten.
    Tanaka wußte dies nur zu gut.
    Während sich das graue Etwas wie eine Plastikmasse
aufblähte und eine plumpe, urwelthafte Echsenform annahm, sich verfärbte, wurde
Perry Muthly in den
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