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074 - Echse des Grauens

074 - Echse des Grauens

Titel: 074 - Echse des Grauens
Autoren: Larry Brent
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verhältnismäßig guten Schutz boten. Flach wie ein Brett auf den Boden
gepreßt warteten sie die erste Wucht des Sturmes ab. Sie bekamen ihn nicht mit
voller Kraft zu spüren, da sie sich in eine Ecke zurückgezogen hatten.
    Tanaka Omko kroch bis in den äußersten Winkel vor.
Dort war eine tiefe Kerbe in einem der Eisblöcke, so daß der Japaner etwas
hineinkriechen konnte.
    Er zog die Beine an, hockte sich hin und drückte den
Kopf gegen die Knie. Sein Gesicht war von einem dicken Schal verhüllt, seine
Augen von einer getönten Brille verborgen. Er sah aus wie ein vorsintflutliches
Ungeheuer.
    Der orkanartige Sturm ließ nach, so schnell, so wie er
gekommen war.
    Die Männer richteten sich auf. Der Wind riß und zerrte
noch immer an ihren Körpern, aber er war nicht mehr so stark.
    »Wir müssen suchen. Ich habe den Plan im Kopf«, sagte
Tanaka nach langem Schweigen. »Irgendwo hier in der Nähe muß es sein. Wir haben
fast dreißig Meilen hinter uns gebracht, wir sind…« Er tastete über die glatte
Eiswand neben sich und stutzte.
    »Perry! Sehen Sie hier! Mein Gott, so sehen Sie doch!«
    »Wo? Was?« Perry fuhr herum.
    »Ein Pfeil, Perry!« Es stimmte. Mit einem scharfen
Gegenstand war ein Pfeil in den Eisblock gestemmt worden.
    Ein Pfeil, der einem sofort ins Auge fiel, der
Aufmerksamkeit erregte.
    »Wir haben mehr Glück als Verstand, wenn dieser Pfeil
wirklich von Gadocks Hand stammt.«
    Mit steifen Bewegungen stakste Perry auf den Japaner
zu. Seine Beine waren hart wie ein Brett, seine Hände trotz der dicken
Handschuhe klamm. Zitternd wischte er über das Eis.
    Der Pfeil zeigte in eine bestimmte Richtung, knickte
nach oben ab – das bedeutete »links« .
    Tanaka war nicht mehr zu halten. Es war erstaunlich
über welche Kondition der kleine Japaner verfügte.
    Er lief um den Eisberg herum und starrte nach vorn. In
der Ferne glaubte er schemenhaft verschwommen eine ähnliche Bergformation zu
sehen, wie die, bei der sie Schutz gefunden hatten.
    »Die drei Eisberge! Da vorn, die muß er gemeint haben!«
Tanaka Omko rannte los, so schnell es ihm der Wind und seine Beine erlaubten.
    Perry folgte ihm. Das Fieber, das ihn schon in
Liverpool gepackt hatte machte sich wieder bemerkbar. Sollten sie tatsächlich
jene Stelle erreicht haben, die sie gesucht hatten?
    Die Eiswände ragten senkrecht vor ihm auf. Der Wind
pfiff und jammerte zwischen den Rissen und Spalten der riesigen Blöcke, die
aussahen wie gigantische Zähne.
    Ein dunkler Höhleneingang lag vor ihnen! Wie ein
bizarres Gebiß wirkten auch die lange Eiszapfen, die herabhingen, von der Seite
herausragten und aus dem Boden wuchsen.
    Irgend jemand war hier gewesen, hatte Zapfen
angeknackst und abgebrochen – und somit einen Eingang geschaffen. Tanaka Omko
tastete sich in die Finsternis hinein, dann flammte seine Taschenlampe auf, mit
der er seine Umgebung ausleuchtete.
    Er wollte etwas sagen, aber da verschwand er, gefolgt
von einem gräßlich langgezogenen Schrei.
    »Tanaka!« Perry Muthly taumelte näher und blickte sich
gehetzt um. Vor ihm fiel der Boden steil ab. Der Japaner war in einen
Gletscherspalt gestürzt.
    Zitternd riß Perry seine Taschenlampe heraus und der
Strahl wanderte in die Tiefe.
    »Hier unten, Perry! Hier unten!« Er hörte die Stimme
und wollte seinen Augen kaum trauen.
    Unten winkte jemand mit einer Taschenlampe. »Es geht
nicht steil abwärts, man gleitet nur herab wie auf einer schiefen Ebene.«
    »Und wie kommen Sie wieder herauf? Es ist
spiegelglatt!« Der Strahl von Tanaka Omkos Taschenlampe ruckte herum.
    »Da sind Stufen in die Eiswand geschlagen, Perry! Es
war schon einer vor uns da. Oliver Gadock!«
     
    ●
     
    Perry Muthly riskierte den Abstieg und kam unversehrt
unten an. Tanaka lief den langen, hohen Tunnel entlang, auf die dunkelgrün
gähnende Tiefe zu, die sich vor ihnen ausdehnte.
    Hier unten mußte es sein!
    Perry folgte ihm.
    Der Gang unter dem Eisberg machte einen Knick, beide
standen in einer Sackgasse vor einer dichten Eismauer. Wortlos blickten sie
sich an.
    Tanakas Atem ging schnell. »Aber es muß hier sein! Ich
habe den Plan im Kopf. Es gab nur einen einzigen Gang. Man kann ihn nicht
verfehlen, es führt kein anderer durch die Höhle.«
    »Wenn es die richtige ist!« Bei Perry meldeten sich
wieder die Zweifel.
    »Es ist die richtige! Denken Sie an die Stufen, Perry!«
    Der zuckte die Achseln. Mechanisch tastete er mit
seinen behandschuhten Händen über die Wand und prallte zurück. Seine Hände
glitten
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