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074 - Echse des Grauens

074 - Echse des Grauens

Titel: 074 - Echse des Grauens
Autoren: Larry Brent
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der
Kopilot, der kürzlich einen Bericht über parapsychologische Phänomene gelesen
hatte.
    »Nein. Aber vielleicht ist Uri Geller in der Nähe, und
diesmal hat er statt einer alten Uhr oder einer Gabel den Motor der 707
erwischt.« Larry Brent grinste, aber der Kopilot fand das nicht lustig.
     
    ●
     
    Sie erfuhren nie, daß er ihnen gefolgt war, um
herauszufinden, was sie im Sinne hatten.
    Old Henry, dick vermummt, wagte kaum zu atmen.
    Er stand wie angewurzelt an die Wand gepreßt und
starrte in die unheimliche Stadt, die eigentlich mehr ein Höhlentempel war und
deren Namen niemand kannte.
    Nakor, die grauenhafte Echse, warf den Kopf herum. Mit
ungelenken Bewegungen tapste sie durch den gewaltigen Tunnel. Der Koloß wälzte
sich direkt auf den schaudernden Amerikaner zu.
    Old Henry verfluchte den Augenblick, an dem er sich
dazu entschlossen hatte, seine Neugierde zu stillen. Wenn zwei Menschen Hals
über Kopf in die Antarktis kamen, Beschwernisse auf sich nahmen, um dieser
harten Umwelt zu trotzen, dann waren sie entweder Forscher oder Verrückte!
    Perry Muthly und Tanaka Omko aber hatten von beiden
Typen etwas gehabt.
    Panische Angst erfaßte Old Henry. Er mußte fliehen.
Wenn er in diesem riesigen Stollen blieb, dann würde ihn die Echse, deren
stinkenden Atem er spürte, zertreten.
    Überall krachte und barst es. Der Tunnel war nicht
groß genug. Ganze Schollen wurden aus dem massiven Eis herausgerissen, als
würde der Berg zusammenbrechen.
    Old Henry riß sich los.
    Nakor hatte ihn noch nicht wahrgenommen, aber
plötzlich erfaßten die dämonisch glühenden Augen des Ungetüms den winzig
wirkenden Menschen.
    Trotz seines Alters war Old Henry erstaunlich
beweglich. Er raste davon, schließlich ging es um sein Leben. Hinter ihm
fauchte Nakor, heißer Atem drang aus seinen aufgeblähten Nüstern.
    Der schuppige Koloß wälzte sich durch den viel zu
engen Gang, riesige Brocken brachen heraus, die Wände zu beiden Seiten platzten
auf wie reife Früchte, und hätte sich Old Henry noch in diesem Teil des
Stollens befunden, er wäre platt gewalzt worden.
    Er stürzte auf die rätselhafte Trennwand zu, die er
vorhin passiert hatte, tauchte wie im Nebel darin unter und kam auf der anderen
Seite des Stollens an. Old Henry keuchte, taumelte mehr als er ging. Die Angst
saß ihm im Nacken und trieb ihn zu immer größeren Anstrengungen an. Er
passierte jenen Teil des Tunnels, der unmittelbar zu der Eiswand führte, in die
Oliver Gadock seinerzeit die Stufen geschlagen hatte.
    Der Amerikaner kam sich vor wie in einer märchenhaften
Eishöhle. Gigantisch waren die Zapfen, die von der Decke herabhingen, die eine
Länge bis zu hundert Metern maßen mit einem Umfang von zwanzig bis dreißig
Metern.
    Es krachte, als Nakors schuppiger Rücken gegen die
Riesenzapfen prallte. Sie brachen ab wie Zuckergebäck.
    Old Henry hatte das Gefühl, bereits eine Ewigkeit auf
der Flucht zu sein, dabei waren seit dem Auftauchen der unheimlichen Echse nur
wenige Minuten vergangen. Er erreichte die unterste Stufe. Die Wand war
kerzengerade, und die Einbuchtungen, die Gadock hinterlassen hatte, erfüllten
den Zweck, um als Steighilfe zu dienen. Old Henry ging daran empor wie an einer
Sprossenwand, kam aber nur langsam vorwärts. Dabei hätte es schneller gehen
müssen. Henry war schweißgebadet. Sein Körper dampfte und er fühlte sich wie im
Fieber.
    Nakor war hinter ihm!
    Aber er war noch nicht ganz oben.
    Noch fünf Stufen fehlten.
    Da schoß der kantige Kopf der Echse vor.
    Old Henry spürte einen Stoß und schrie. Er spürte, wie
er den Halt verlor und durch die Luft flog. Brennender Schmerz zog von seinen
Hüften bis zum Schultergelenk, und er glaubte, bei lebendigem Leib
auseinandergerissen zu werden.
    Ein riesiger Eisklotz kam auf ihn zu. Old Henry
prallte dagegen und rutschte zu Boden. Vor seinen Augen wirbelten feurige
Kreise und Spiralen. Voller Angst, Verzweiflung und Unglauben starrte er auf
diese Ausgeburt der Hölle, die aus dem Eis hervorbrach und riesige Schollen zur
Seite warf, um sich endgültig aus der Enge zu befreien.
    Der Koloß lag wie ein Bergrücken vor dem Verletzten,
der bereit war, das ungeheuerliche Geschehen ins Reich der Alpträume zu
verbannen, der hoffte und bangte, daß dies alles nicht wahr sein möge.
    Sicher lag er in der Station auf seiner harten
Roßhaarmatratze und hatte wieder mal zuviel getrunken.
    Er wünschte sich, aufzuwachen.
    Aber er wachte nicht auf.
    Nakor riß sein ungeheuerliches Maul auf.
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