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074 - Echse des Grauens

074 - Echse des Grauens

Titel: 074 - Echse des Grauens
Autoren: Larry Brent
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sich vermehrender
Urwald.
    Riesige Buchstabenplatten aus einem hellen, wie Gold
schimmernden Metall unterbrachen die bildhaften Erzählungen, die am ehesten
vergleichbar mit Darstellungen auf Wänden ägyptischer Grabkammern waren. Die
Darstellungen erzählten ganze Geschichten, und die hieroglyphenartigen Zeichen
waren nichts anderes als höllische Verse, deren geheimnisvoller Sinn ihnen
verborgen blieb.
    Dies glaubte Perry Muthly. Er beobachtete Tanaka nicht
gründlich genug, sonst wäre ihm aufgefallen, daß der Japaner sowohl die
bildhaften Darstellungen als auch die Schriftplatten sehr aufmerksam studierte. Manchmal bewegten sich seine
Lippen und dumpfe, leise gemurmelte Laute kamen aus seiner Kehle, die keine
Ähnlichkeit mit seiner Muttersprache hatten.
    Die Augen des Japaners waren weit aufgerissen.
    Schritt für Schritt wanderte Tanaka an der Wand
entlang. Er wirkte wie eine Ameise im Verhältnis zu den erschreckenden
Untieren, die vor ihm emporwuchsen, und merkte, wie er nicht mehr an sich
halten konnte und mit der Rechten langsam, wie unter einem inneren Zwang über
die metallisch schimmernde Wand fuhr. Es prickelte in seinen Handflächen, und
eine geheimnisvolle Kraft, die hier seit Jahrtausenden vorhanden war, sprang
auf ihn über.
    »Nakor«, wisperte er, »ich suche deinen Altar. Ich
habe Leben mitgebracht, für das du mir im Namen deiner Göttin Rha-Ta-N’my Macht
über Leben und Tod verleihen wirst. Wir werden sehr unterschiedlich sein, aber
dasselbe Ziel verfolgen: Rha-Tha-N’mys Wiederkehr auf diese Welt!«
    Aus den Augenwinkeln heraus warf er einen Blick auf
Perry, und ein bösartiger Zug lag um seine Lippen.
    Perry Muthly ahnte nicht, daß er als eine Art
Opfertier ausersehen war, und daß ihm Tanaka Omko nicht die volle Wahrheit
gesagt hatte.
     
    ●
     
    Der Japaner ging weiter nach links. Er warf einen
Blick zurück und sah Perry Muthly als einen winzigen, dunklen Punkt, der sich
kaum vor der gigantischen Wand unter dem Eisberg abhob.
    Tanaka Omko starrte an der titanenhaft aufgerichteten
Echse aus Eis und Stein empor. Sie war so groß wie ein Hochhaus. Der plumpe,
gedrungene Körper war von dem geheimnisvollen Künstler einer unseligen
Vergangenheit kraftvoll gestaltet.
    Links und rechts flankierten schmale, schimmernde
Schriftplatten das Titanengebilde.
    »Nakor!« Das unheilvolle Wort kam langsam und
zähflüssig über Omkos Lippen.
    Er las die fremdartigen Zeichen. Fünf kantige, bizarre
Buchstaben standen untereinander, aber diese Buchstaben waren nicht nur auf der
linken Platte deutlich zu erkennen, sondern auch auf der rechten. Nur waren sie
hier in umgekehrter Reihenfolge aufgeführt.
    Man konnte den Namen von oben her rückwärts lesen.
    »Rokan. Das Symbol für Anfang und Ende.«
    Tanaka Omko preßte die Lippen zusammen. »Perry!« rief
er dann. Sein Ruf hallte durch die endlose Höhle unter dem ewigen Eis, und der
Japaner verspürte ein ungeheures Glücks- und Triumphgefühl. Außer Oliver Gadock,
der jetzt tot war, hatte kein Mensch vor ihm diese Halle betreten. Der Atem der
Hölle war deutlich zu spüren.
    Das Böse, auf das Tanaka aus war, konnte etwas
Großartiges sein.
    »Was ist, Tanaka? Haben Sie etwas Besonderes entdeckt?«
Perry kam aus dem Hintergrund und gesellte sich zu seinem Begleiter.
    »Wie man’s nimmt. Dies ist Nakors Altar.« Er wies auf
die Schriftzeichen. Perry bemühte sich vergebens, in den scharfkantigen,
bizarren Schnörkeln etwas zu erkennen, was dem Begriff Nakor ähnlich sein könnte.
    »Woher wissen Sie das alles?«
    Der Japaner verzog beinahe arrogant die Lippen. »Ich
habe mich lange genug damit befaßt. Mit der Vergangenheit, mit dem was gewesen
ist, als es noch keine Menschen gab. Ich habe in vergilbten Büchern nach der
Wahrheit geforscht und Fakten gefunden, mit denen nur ich etwas anfangen kann.
Ich kenne die Zusammenhänge, kann Worte lesen, wo ein anderer nur merkwürdig
geformte Zeichen sieht. Betrachten Sie sich den Panzer der stehenden Echse! Was
erkennen Sie darauf, Perry?«
    »Große Schuppen, dunkle Schatten.«
    »Sehen Sie sich die Schatten genau an. Sind sie nicht
bewußt in eine Form gebracht?«
    Perry Muthly trat einen Schritt zurück. Mit der
Taschenlampe strahlte er den riesigen Echsenleib an, aber das gelbliche Licht
richtete hier nicht viel aus. Der geheimnisvolle, kalte Schein der aus den
Wänden selbst kam und für den es keine logische Erklärung gab, war stärker. »Tja,
wenn Sie’s so sehen.«
    »Die bizarren Schatten
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