Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
074 - Echse des Grauens

074 - Echse des Grauens

Titel: 074 - Echse des Grauens
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
letzten Sekunden seines Lebens klar, was Oliver Gadock
eigentlich wirklich gewollt hatte.
    »Er hat es gewußt, Tanaka. Er kannte das Grauen, hat
es aber nicht geweckt und den Anfängen widerstanden. Seine Rückkehr in die
Zivilisation war eine Flucht vor der Angst, aber er war schon einen Schritt zu
weit gegangen. Er war hierhergekommen. Damit senkte sich der Keim des
Verderbens in seine Seele. Er zog sich den Fluch der Hölle zu, weil er nicht bereit
war zu tun, was man von ihm erwartete. Er hatte von Rha-Ta-N’my und dem
verderblichen Einfluß gehört, aber er war nicht bereit, die letzte Konsequenz
zu ziehen!«
    Es kam ihm vor, als hätte er sehr laut gesprochen,
aber in Wirklichkeit war es nur ein heiseres Flüstern gewesen.
    Perry merkte, daß etwas mit ihm geschah, aber er
konnte es sich nicht erklären. Seine Kräfte ließen nach. Das Atmen fiel ihm
schwer, seine Sehkraft ließ nach. Auch Tanaka Omkos Stimme hörte sich an, als
käme sie aus der Tiefe der Erde unter ihm. Er nahm sie schon gar nicht mehr
richtig wahr.
    »Irrtum, Perry! Ich glaube es war anders. Gadock kam
allein hierher. Er hatte niemand, den er als Opfer anbieten konnte. Aber ich
habe vorgesorgt. Ich kenne Rha-Ta-N’mys Forderungen und halte mich daran! Ich
wäre nie allein hierher gereist! Ohne Begleiter wäre es unmöglich gewesen,
Muthly! Da boten Sie sich geradezu an. Ich wäre ein Narr gewesen, hätte ich nicht zugegriffen. Das ersparte mir die Mühe, einen
Begleiter zu suchen. Nakor braucht Leben! Merken Sie nichts, Muthly? Es geht
Ihnen nicht gut, nicht wahr? Er ist wie ein riesiger Vampir. Er saugt Ihnen das
Leben aus!«
    Vor Perry Muthly verschwand alles.
    Er konnte die Zunge nicht mehr bewegen, hatte das
Gefühl, als klebe ein dicker, fleischiger Fremdkörper zwischen seinen Zähnen.
    Der Gigant vor ihm ragte in eine Höhe, in die er nicht
mehr sehen konnte.
    »Nakor!« dröhnte es in Perrys Hirn. »Er könnte
ebensogut eine Schlange sein oder ein Mammut, oder sonst etwas, das den
Menschen Furcht einflößt. Wir alle fürchten uns vor den schuppigen Riesen einer
Zeit, die wir nicht selbst erlebt haben. Dämonen machten sich die Form dieser Leiber zunutze. Wie ist mir? Alles vergeht,
verlöscht… meine Augen… ich sehe kaum noch etwas… Ein Schacht, ich sehe einen
riesigen blauen Schacht über mir!« Perry reckte den Kopf. Es war in
Wirklichkeit eine lahme Bewegung, für die er mehr als eine Minute brauchte. »In
dem Schacht steht etwas – eine Echse? Tanaka?«
    Ein schuppiger Titan stand vor ihm, aber er konnte nicht
aus Fleisch und Blut sein. Er bestand aus der Materie einer anderen Welt, die
im Diesseits zu schaurigem, unfaßbarem Leben wurde.
    Nakor, die Echse des Grauens, erhob sich und saugte
ihm das Leben aus. Perry empfand keinen Schmerz. Er verlöschte wie eine Kerze,
die man ausblies, und sein Geist wurde in den Körper, den Tanaka Omko mit
seinen beschwörenden Formeln erweckt hatte, aufgenommen.
    Nakor bewegte sich.
    Tanaka Omko wich zurück. Aus dem Triumph in seinen
Augen wurde panisches Entsetzen, als er erkannte, daß der Riese mit plumpen
Bewegungen auf ihn zukam.
    »Nicht! Nicht mich!« gellte Tanaka Omkos Schrei durch
die unterirdische Stadt, in der es nur Altäre, abgebrochene dunkle Säulen,
unvorstellbare Gemälde und erhabene figürliche Darstellungen auf Wänden gab,
die Hunderte von Metern lang waren.
    Aber Nakor, die Echse des Grauens, richtete sich nicht
nach dem, was der Japaner sagte. Die Geister der Hölle, einmal gerufen, ließen
sich nicht mehr bändigen.
    Tanaka Omko rannte los, aber wenn er fünfzig Schritte
machte, benötigte Nakor nur einen halben. Der riesige Fuß, hoch wie ein Haus,
stand neben dem Japaner. Die zyklopenhaften Krallen bohrten sich knirschend in
den Eisboden.
    Omko entkam um Haaresbreite, hatte noch einmal Glück –
aber er kam nicht sehr weit. Einige Schritte weiter ereilte ihn sein Schicksal.
    Nakor riß seine Klaue aus dem Eisboden, Risse
entstanden. Tanaka Omko stürzte, rutschte in einen Spalt und versank bis zum
Hals.
    Panik erfüllte ihn, und sein Todesschrei hallte durch
die Halle des Zyklopen.
    Nakors rechte Klaue knallte mit voller Wucht auf den
Boden. Die hornartigen Krallen, hart wie Stahl, bohrten sich wie ein Panzer in
das Eis und in den Spalt, so daß Omko förmlich zerquetscht wurde.
     
    ●
     
    Larry Brent kniff sich in den Arm. Wachte oder träumte
er? Nein, er war im Flugzeug. Er hörte das gleichmäßige Brummen der Triebwerke,
sah die Wolkenfetzen an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher