0744 - Im Land der Spinnen
musste erst eine bildliche Befehlsfolge erstellen. Das kostete Zeit und Konzentration.
Aber gerade mit der Konzentration haperte es. Sie sah den Tod vor sich, wusste, dass sie nicht schnell genug ein Tor öffnen konnte, wusste aber auch, daß sie zu viel Zeit brauchte, um die Schrumpfung zu stoppen.
Sie schaffte es nicht!
Ihr Leichtsinn wurde ihr zum Verhängnis.
Immer kleiner wurde der Raum.
Sie schrie wütend auf. Es durfte nicht sein!
»Der Geist ist stärker als die Materie«, schrie sie die schrumpfenden Wände an. »Zurück mit euch, verdammt!«
Aber die Wände gehorchten ihr nicht.
Doch plötzlich fühlte sie, dass sie nicht mehr allein war.
»Astardis?«
***
Von einem Moment zum anderen fand Zamorra sich in einem mäßig erleuchteten Raum wieder. Er zog den Blaster - sah aber keinen Feind.
Stattdessen eine Gestalt, die ihm bekannt vorkam.
Ehe er sie ansprechen konnte, zuckte sie zusammen.
»Astardis?«, hörte er sie sagen, dann wandte sie sich zu ihm um.
»Willkommen im Grab, Cheri«, sagte Nicole Duval, als sie ihn erkannte. »Hier kommen wir nicht wieder raus. Warum hast du nicht gewartet, bis dieser Ort nicht mehr existiert? Jetzt gehst du mit drauf.«
»Tolle Begrüßung«, erwiderte er. Dabei stellte er fest, dass der Raum schrumpfte, in dem Nicole und er sich befanden. Er sah auch das Kleiderbündel und den Kopf.
Aber er stellte keine Fragen.
»Wir kommen hier nicht raus. Das ist ein Einwegtor, eine Einbahnstraße«, erklärte Nicole. »Das Tor lässt sich nicht in entgegengesetzter Richtung öffnen.«
»Und weiter vorwärts?«, fragte er.
»Wie meinst du das?«
Er wies auf das Kleiderbündel. »Patricia war hier, oder? Und jemand muss auch diesen Kopf hinterlegt haben. Es gibt also definitiv einen Weg nach draußen. Wo auch immer dieses Draußen ist. Diesen Weg müssen wir öffnen.«
»Dafür fehlt die Zeit«, seufzte Nicole.
Zamorra nickte.
Liebend gern hätte er mehr erfahren. Aber er sah, wie schnell sich der Raum verkleinerte, der von Nicoles Dhyarra-Kristall erleuchtet wurde. Er spürte auch Druck auf den Ohren, der sich langsam verstärkte. Das bedeutete, dass es tatsächlich keinen wirklichen Ausgang gab. Nicht nur der Raum, sondern auch sein Inhalt wurde komprimiert. Die vorhandene Luft wurde zusammengepresst, der Luftdruck stieg und machte sich bei den beiden Menschen bemerkbar. Zamorra war sicher, dass auch Nicole das registrierte. Aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
Dennoch flackerte in ihren Augen die Angst.
Zamorra konzentrierte sich auf seinen Dhyarra-Kristall und blockierte den Schrumpfvorgang mit Hilfe der Dhyarra-Magie.
Zwei magische Gewalten trafen jäh aufeinander. Die Macht des Astardis und die Macht des Sternensteins.
Und das Universum explodierte…
***
... und existierte dennoch weiter.
Zamorra verstärkte seine Anstrengung. Er wollte, er musste dominieren! Er musste die andere Magie unter seine Kontrolle zwingen!
Er schaffte es nur zum Teil.
Er konnte sich die Magie des Astardis nicht untertan machen, dafür war der Erzdämon zu stark. Aber er konnte jene Magie blockieren.
Um ihn herum loderte und blitzte es. Es war, als befinde er sich mitten im Höllenfeuer. Nur die Hitze fehlte. Zamorra schloss die Augen, aber selbst durch die geschlossenen Lider sah er das grelle Feuerwerk, dessen Blitze und Flammenzungen nach ihm leckten. Das Amulett baute ein Schutzfeld auf, das ihn und Nicole einschloss, die sich sofort zu ihm gesellt hatte und Tuchfühlung aufnahm. Das Flackern und Lodern versuchte seine Konzentration zu sprengen.
»Versuch's jetzt«, zischte er Nicole zu. »Kannst du die andere Magie abreiten?«
Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, was er meinte.
Dadurch, dass jetzt zwei gegensätzliche magische Gewalten aufeinander trafen, wurde die Magie des Astardis auch hier drinnen wirksam, wurde dazu gezwungen. Üas hieß, dass sie nicht mehr nur von außen auf den Raum einwirkte und ihn zusammenpresste. Es musste einen Durchschlupf geben, eine Verbindung, einen Pfad, durch den die Magie des Herrn der Hölle hier hereinkam!
Diese Verbindung sollte Nicole nutzen, um daraus ein Tor zu machen!
Sie versuchte es. Aber sie stieß ins Leere. Da war nichts zu machen. Es gab kein Tor, es gab keine Möglichkeit, mit Hilfe der Astardis-Magie zu entkommen.
Zamorra sah es mit Besorgnis. Er konnte zwar noch eine Weile aushalten. Der Dhyarra-Kristall entzog ihm keine Kraft, sondern bezog seine Energie aus den Tiefen des
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